Elektronische Gesundheitskarte

Kasse droht mit eGK-Boykott APOTHEKE ADHOC, 04.02.2009 15:21 Uhr

Berlin - 

Der Streit um die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) nimmt kein Ende: Wenige Monate vor dem geplanten bundesweiten Rollout droht mit der AOK Nordrhein die größte Kasse der zuerst betroffenen Region mit dem Boykott: Die Kasse will die Karten nicht an die Ärzte austeilen, wenn diese sich nicht an einer Teilnahme zum späteren Online-Betrieb verpflichten. Die Mediziner lehnen eine solche zwangsweise Vernetzung der Ärzte, Apotheker und Krankenhäuser ab.

Anlass des Streits ist offenbar eine Formulierung der Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte (Gematik). Die Gematik wurde im Januar 2005 von den Spitzenorganisationen des Gesundheitswesens gegründet und ist mit der Einführung und Weiterentwicklung der eGK betraut. Im Dezember hatte die Gesellschafterversammlung den bundesweiten Rollout beschlossen und mitgeteilt: „Der Start der Online-Anwendung ist dabei für die Ärzte, Zahnärzte, Krankenhäuser und Apotheker freiwillig.“

Laut GKV-Spitzenverband ist den Leistungserbringern damit aber lediglich der Zeitpunkt des Online-Betriebs innerhalb gewisser Grenzen freigestellt. Später sei die Teilnahme auch für die Ärzte verpflichtend, sagte eine Sprecherin gegenüber APOTHEKE ADHOC. Grundsätzlich sei das Projekt nicht gefährdet. Dazu sei der Druck aus den Landesregierungen und dem Bundesgesundheitsministerium zu groß, so die Sprecherin des GKV-Spitzenverbandes.

Während die Freiwilligkeit für die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) einem Sprecher zufolge „im Sinne der Akzeptanz“ ausgesprochen wichtig ist, drängen die Kassen auf eine flächendeckende Umsetzung. Schließlich haben sie nach langen Verhandlungen die Kosten für die Lesegeräte in den Arztpraxen übernommen.

Die Apotheker sind von der eGK vermutlich nicht vor 2011 betroffen. Erst dann dürfte das elektronische Rezept in seiner Online-Variante verfügbar sein. Dennoch geht man auch beim Deutschen Apothekerverband davon aus, dass „der Start der Online-Anwendung freiwillig ist“, sagte ein Sprecher gegenüber APOTHEKE ADHOC. Den entsprechenden Beschluss der Gematik habe der DAV mitgetragen. Der Ärger um die Einführung der Karte scheint noch nicht ausgestanden - dabei sollte sie bereits vor Jahren eingeführt werden.