Bahr wird Allianz-Vorstand APOTHEKE ADHOC, 17.11.2016 15:21 Uhr
Karrieresprung für Daniel Bahr: Der frühere Bundesgesundheitsminister steigt nach zwei Jahren als Generalbevollmächtigter in den Vorstand der Allianz Krankenversicherung auf. Ein Jahr nach dem Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag war Bahr in die Dienste der Allianz getreten.
Wie das Manager Magazin berichtet, soll der 40-Jährige mit Wirkung zum 1. Januar in den Vorstand der Allianz-Krankenversicherung aufrücken. Weder Allianz noch Bahr wollten zu der Meldung Stellung nehmen. Im Laufe des Dezembers soll der Aufsichtsrat der Allianz Private Krankenversicherung die Berufung absegnen.
Bahr hatte am 1. November 2014, gut zwölf Monate nach dem Ausscheiden der FDP aus dem Deutschen Bundestag und dem Verlust seines Ministeramtes, als Generalbevollmächtigter bei der Allianz angefangen. Ursprünglich sollte er bereits nach einigen Monaten Vorstandsmitglied werden; die Versicherungsaufsicht bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht hatte auf einer längeren Einarbeitungszeit bestanden. Als Generalbevollmächtiger betreute Bahr die Bereiche Leistungsmanagement und Zentrale Vertriebskoordination.
Bahr war nach seiner Bankausbildung bei der Dresdner Bank in Schwerin und Hamburg beschäftigt. In Münster studierte er Volkswirtschaftslehre und Business Management mit Schwerpunkt „International Health Care and Hospital Management“. 2002 wurde er für die FDP als Abgeordneter in den Bundestag gewählt und war seitdem Mitglied im Gesundheitsausschuss. Zunächst war er Sprecher seiner Fraktion für demografische Entwicklung und Pflegepolitik und von 2005 bis 2009 gesundheitspolitischer Sprecher. 2009 wurde Bahr zunächst Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium unter FDP-Chef Dr. Philipp Rösler, 2011 übernahm er dessen Amt. Bei der Bundestagswahl im September 2013 scheiterte die FDP an der 5-Prozent-Hürde und Bahr gab sein Ministeramt ab.
Nach seiner Ministerzeit war er für den Think Tank „Center for American Progress“ (CAP) in Washington tätig. Das CAP steht den Demokraten nahe und hatte unter anderem die umstrittene Gesundheitsreform Obamacare begleitet. Das 2003 gegründete Institut beschäftigt sich außerdem mit Themen wie Energie, nationale Sicherheit, Wirtschaftswachstum und Einwanderung und steht dabei konservativen Standpunkten kritisch gegenüber. Bahr beriet die Experten, indem er Vergleiche zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Gesundheitssystem zog.
Sein Wechsel zur Allianz war nicht unumstritten, da er als Minister für die PKV günstige Reformen durchgezogen hatte, darunter den Pflege-Bahr. „Politiker kommen nicht aus dem Nichts und sie gehen auch nicht in das Nichts“, argumentierte Bahr 2014 im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (SZ): „Meine Ausbildung und mein Engagement in den vergangenen Jahren für das Gesundheitswesen führen für mich logisch dazu, dass ich in diesem Bereich auch weiter tätig bin. Es wäre ja eher verwunderlich gewesen, wenn ich jetzt für die Automobilindustrie arbeiten würde, wo ich mich ja nicht auskenne.“
Einen Interessenkonflikt konnte er nicht erkennen: Im Gegensatz zu anderen Ex-Ministern werde er nicht als Lobbyist tätig sein: „Bei der Allianz Private Krankenversicherung übernehme ich die Verantwortung für das Leistungsmanagement und die Vertriebskoordination. Ich bin quasi zuständig für Vertriebsfragen und die Ausgabenseite der Krankenversicherung. Abrechnungen und Verträge mit Leistungserbringern wie zum Beispiel Ärzten oder Kliniken gehören dazu.“ Für das Lobbying seien andere zuständig.