Karl-Josef Laumann (CDU) ist nicht unbedingt als Diplomat und Leisetreter bekannt. Aber dass er den Apothekern bei seinem ersten Auftritt als Patientenvertreter derart den Kopf waschen würde, hat dann doch viele überrascht. Nach seinem Vortrag beim DAV-Wirtschaftsforum herrschte betretenes Schweigen – Fragen an Laumann gab es keine. Der macht keinen Hehl daraus, wo er in dieser Legislatur Investitionsbedarf sieht: in der Pflege. Den Apothekern riet er, über den Tellerrand zu schauen und sich mit um die Hausärzte zu kümmern.
Zur Begrüßung verriet Laumann gleich, was ihm durch den Kopf ging, als die Einladung der Apotheker auf seinen Schreibtisch flatterte: „Da hast du leichtes Spielchen.“ Immerhin spreche er sonst häufiger vor Berufsgruppen, die es nicht so gut hätten. „Die Apotheker stehen gut da. Sie genießen hohes Vertrauen in der Bevölkerung“, so Laumann. Die Zufriedenheit mit den Apothekern sei auch deshalb so hoch, weil sie „sich mehr um die Menschen kümmern, als sie es vom Gesetz her müssten“.
Die Präsenzapotheke sei gerade in der Betreuung älterer Menschen eine wichtige Institution. „Es gibt auch heute kaum noch einen vernünftigen Menschen, der das anders sieht“, so Laumann. Das sei vor einigen Jahren noch anders gewesen: „Der Versandhandel und das Abholen von Arzneimitteln an Tankstellen haben sich nicht durchgesetzt und da können wir alle froh sein“, so der Patientenbeauftragte. Dass die Regierung laut Koalitionsvertrag am aktuellen System nichts ändern werde, gebe dem Berufsstand Sicherheit.
Mehr erwarten können die Apotheker Laumann zufolge aber in dieser Legislaturperiode nicht: Die Stimmung in der Pflege sei schlecht und in diesem Bereich seien die Klagen ausnahmsweise berechtigt. „Und das sage ich auch auf einem Apothekertag: Menschen, die in diesem Land Menschen pflegen, müssen ein Stück vom Kuchen abbekommen.“
Auch die Apotheker müssten ab und zu über den Tellerrand blicken und sehen, in welchen Bereichen etwas gemacht werden müsse. „Deswegen prallen bestimmte Forderungen aus der Branche an mir ab, andere sehe ich mir sehr ernst an. Und ich sage Ihnen auch: Die Forderungen der Pflege sehe ich mir sehr ernst an“, so Laumann.
Als Bevollmächtigter der Bundesregierung für das Thema Pflege war eine solche Haltung von Laumann vielleicht zu erwarten. Aber offenbar hält der CDU-Politiker auch von neuen Ambitionen der Apotheker in der Versorgung nicht besonders viel: Er verstehe nicht, wozu jetzt „neue Institutionen“ aufgebaut werden müssten. Dafür sei überhaupt kein Geld da. Es gehe darum, das jetzige System zu erhalten.Um dies zu erreichen, müssten sich die Apotheker Laumann zufolge auch mit um die Ärzte kümmern: „Ich mache mir große Sorgen, wie das mit der ländlichen Versorgung auf dem Land weitergeht. Und wenn kein Arzt mehr da ist, dann habe ich große Sorge, wie es mit der Apotheke weitergeht“, so Laumann. Die Apothekerlobby müsse sich daher mit dafür einsetzen, dass die hausärztliche Versorgung auf dem Land erhalten bleibe.
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