Kanzler-Kandidatur: Spahn dementiert eigene Pläne dpa/ APOTHEKE ADHOC, 09.01.2021 19:06 Uhr
Gesundheitsminister Jens Spahn hat erneut Berichte zurückgewiesen, er sondiere seine Chancen als Kanzlerkandidat der Union. Der Welt am Sonntag sagte Spahn auf die Frage, ob er als Kanzlerkandidat antrete: „Nein, ich trete als stellvertretender Vorsitzender der CDU an.“
Vor dem CDU-Parteitag spreche er mit vielen in der CDU. Dabei werbe er für Armin Laschet als Parteichef und ihn als Team. „Und natürlich kommen dabei auch mal Themen zur Sprache, die in der Partei und der Öffentlichkeit diskutiert werden. Die Frage, wer die Union in die nächste Wahl führt, gehört dazu. Aufgeworfen habe ich diese Diskussion nicht. Das wird eine Entscheidung, die CDU und CSU gemeinsam besprechen. Den Parteivorsitzenden kommt dabei die führende Rolle zu“, betonte Spahn.
Die Bild-Zeitung und das Nachrichtenmagazin Spiegel hatten berichtet, Gesundheitsminister Spahn, der Laschet seit Februar unterstützt und im Falle von dessen Wahl zum Vorsitzenden Parteivize werden soll, habe seine Chancen auf eine eigene Kanzlerkandidatur sondiert.
Demnach habe er mehreren Parteikollegen gegenüber klargemacht, dass er selbst dann über eine Kanzlerkandidatur nachdenke, wenn Laschet die Wahl zum Parteichef gewinnt. „Jens Spahn denkt sehr offen darüber nach, zu kandidieren, und sagt das in Gesprächen auch ganz eindeutig“, erklärte ein namentlich nicht genannter CDU-Landesvorsitzender zu Bild. „Jens Spahn hat mir gegenüber klargemacht, dass er für eine Kanzlerkandidatur offen ist, wenn seine Umfragewerte im März wesentlich besser sind als die von Laschet“, so ein ebenfalls anonymer CDU-Landesfraktionschef.
Es sei überhaupt umstritten, wie lange Spahn und Laschet noch ein Team bilden. Wenn der Landesvater es nicht an die CDU-Spitze schaffen sollte, sei die Zusammenarbeit für Spahn dem Bericht zufolge hinfällig. Sollte ein anderer Kandidat – Friedrich Merz oder Norbert Röttgen – die Wahl zum Parteivorsitzenden gewinnen, kämpfe wieder jeder wieder für sich, heiße es in der Führung der Unionsfraktion. Auch am anderen Ende der Parteihierarchie lotet Spahn demnach derzeit seine Chancen aus. Dem Bericht zufolge sprach er auch immer wieder mit CDU-Kreisvorsitzenden, um an der Basis für sich zu werben. Spahn selbst hatte auf Anfrage dementiert, dass er gerade seine Chancen auf eine Kanzler-Kandidatur ausspäht. Er tausche sich lediglich „ständig mit Parteimitgliedern aus“, ließ er erklären.
Die Entscheidung über den neuen CDU-Chef soll am 16. Januar beim Online-Parteitag der 1001 Delegierten fallen. Für die Nachfolge von Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer kandidieren neben Laschet Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz und der Außenpolitiker Norbert Röttgen.