Kammerwahl

Kampf der Generationen

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Berlin -

Wahlen zur Kammerversammlung haben eher selten das Potenzial zum Thriller. Und auch in Schleswig-Holstein sieht es auf den ersten Blick so aus: 29 der 30 aktuellen Mitglieder kandidieren erneut, auch Präsident Dr. Kai Christiansen stünde für eine weitere Amtszeit bereit. Trotzdem ist es spannender denn je: Der ehemalige Geschäftsführer tritt überraschend an, ebenso der amtierende Geschäftsführer des Apothekerverbands Schleswig-Holstein (AVSH). Und im Wahlkreis Mitte kommt es zu einem Kampf der Generationen, wie man ihn sich nicht besser hätte ausdenken können. Außerdem wird erstmals ausschließlich digital gewählt.

Die Kammerversammlung: 15+15

Je 15 selbstständige Apotheker:innen und angestellte Approbierte bekommen einen Platz in der Kammerversammlung, die wiederum den Vorstand wählt. Es gibt vier Wahlkreise – Nord, Mitte, Ost und Süd. Je nach Struktur der Apotheken gibt es Plätze für die beiden Berufsgruppen: Im Wahlkreis Ost etwa mit vielen kleinen Apotheken werden fünf Selbstständige gewählt, aber nur drei Nichtselbstständige. Im Wahlkreis Mitte mit der Landeshauptstadt Kiel ist das Verhältnis genau umgekehrt.

Bei den Nichtselbstständigen stechen zwei Bewerber heraus: Frank Jaschkowski war 34 Jahre lang Geschäftsführer der AKSH, im vergangenen Jahr ging er in Rente. Jetzt plant er seine Rückkehr, diesmal als Mitglied der Kammerversammlung. Er kandidiert als Nichtselbstständiger im Wahlbezirk Mitte. Unter den elf Bewerbern für fünf Plätze ist zudem Georg Zwenke, Geschäftsführer des Apothekerverbands Schleswig-Holstein.

Clash of Generations

Bei den Selbstständigen ist es in diesem Jahr im Wahlkreis ebenfalls besonders spannend, denn für die drei Plätze gibt es sieben Kandidaten. Zwei davon sind berufspolitische Promis und Urgesteine der Kammerversammlung: Dr. Peter Froese und Ulrich Ströh.

Froese ist seit 1990 Mitglied der Kammerversammlung, vor allem war er bis vor einem Jahr Vorsitzender des Apothekerverbands Schleswig-Holstein und ist heute als Aufsichtsrat der Gedisa aktiv. Solange es seine Gesundheit es zulasse, wolle er der Apothekerschaft weiter zur Verfügung stehen, heißt es in seiner Bewerbung. „Berufspolitische Arbeit gelingt immer dann, wenn junge und dynamische Kräfte und erfahrene und abwägende Gedanken zusammen wirken.“

Ströh ist sogar schon 42 Jahre Mitglied der Kammerversammlung. Er war nicht nur Vize der Apothekerversorgung und ehrenamtlicher Pharmazierat, sondern auch Vizepräsident des MVDA. Ströh will sich für eine bessere Honorierung der Apotheken einsetzen, die Apothekerversorgung professionalisieren und eine Beitragssenkung der Kammer prüfen lassen. Außerdem sollten Revisionen in Schleswig-Holstein angekündigt werden.

Berufspolitische Erfahrung bringen die beiden Kandidaten also in Hülle und Fülle mit, allerdings keine tagesaktuellen mehr: Beide haben ihre Apotheken zwischenzeitlich abgegeben. Das genaue Gegenteil ist Mitbewerber Yannick Detampel. Der 30-Jährige hat sich nach seinem Studium 2021 selbstständig gemacht. Als er geboren wurde, waren Ströh und Froese schon Mitglieder der Kammerversammlung.

Detampel kommt nicht aus einer Apothekerfamilie und hatte eigentlich an eine Karriere in der Industrie gedacht. Erst im Praktischen Jahr wurde seine Begeisterung für die die Arbeit in der Offizin geweckt und er entschied sich für die Selbstständigkeit. Sein PJ hat Detampel in der Belvedere-Apotheke von Samantha Ströh in Kiel gemacht. „Angelernt“ hat ihn dort Philipp Ströh, der Sohn von Ulrich Ströh. Übernommen hat Detampel dann ein Jahr später die Holsten-Apotheke in Schacht-Audorf. Früherer Inhaber: Dr. Peter Froese.

Gutachten zum Apothekenhonorar

Detampel ist bereits beim Verein Freie Apothekerschaft engagiert und hat auf eigene Kosten ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben. Er ließ prüfen, ob der Gesetzgeber zu einer regelmäßigen Honoraranpassung gerichtlich gezwungen werden könnte. Der Gutachter hält den Erfolg einer verwaltungsrechtlichen Klage nicht für ausgeschlossen.

Jetzt kandidieren die drei gegeneinander im Wahlkreis Mitte. Außerdem treten Apothekerin Mareike Küppers* aus Altenholz, Dr. Burkhard Eisend (Bordesholm), Dr. Fabian Stahlkopf (Mettenhof) und Matthias Grund (Kiel) auf der Liste der Selbstständigen an.

Elektronische Kammerwahl

Der Ausgang der Wahl ist diesmal besonders schwer vorherzusagen, denn erstmals wird ausschließlich online abgestimmt – ein Novum in der Apothekerschaft. Die Kammermitglieder haben als Wahlunterlagen einen QR-Code erhalten, über den man zur Wahlseite gelangt. Seit dem 20. März läuft die Wahl, sie endet am 11. April um 18.00 Uhr. Dann steht fest, welche Generation in den nächsten fünf Jahren maßgeblich die Geschicke der Kammer lenken darf.

 

*In einer früheren Version des Textes hatte es geheißen, dass mindestens eine Frau einen Platz erhält, dies ist in der Wahlordnung aber nur erwünscht, nicht vorgesschrieben.

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