„Viel mehr kann man nicht falsch machen“

Kampagnen: Abda verplempert Geld

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Berlin -

Apotheker Detlef Löscher führt in Auerbach im Vogtland zwei Apotheken. In der aktuellen Lage zwischen DocMorris-Großplakaten vor der Apothekentür und einem für Shop Apotheke werbenden Günther Jauch im Fernsehen sieht er die Standespolitik in der Verantwortung. Klar, sei es schwer, hier zu bestehen. Aber die Abda vergebe auch zahlreiche Chancen, ist sich der Inhaber sicher.

Jauch, „der Moderator mit dem kleinen sozialen Gewissen und dem großen Engagement, für viel Geld auch einen Beitrag zum Apothekensterben zu leisten“, sei derzeit gefühlt wieder allgegenwärtig mit seiner Werbung für Shop Apotheke. Auch die deutsche Apothekerschaft ist an vielen Bahnhöfen durch Plakate vertreten. Diese Kampagne soll die Botschaft der Abda sowohl in die Politik als auch in die breite Öffentlichkeit tragen.

Apotheken vor Ort, die politische Arbeit der Abda, aber auch die Öffentlichkeitsarbeit der Standesvertretung würden gleichermaßen zum öffentlichen Bild beitragen. Im Gegensatz zu Redcare habe es die Abda-PR von Natur aus schwer, meint Löscher: „Weil der politische Teil der Abda schon komplett versagt hat, liegt nun alle Last auf ihren Schultern. Das ist einerseits eine große Chance, vor allem aber eben eine große Verantwortung. Ich habe das Gefühl, das ist dort niemandem bewusst.“

Kampagnen kommen nicht an

Aktionen, wie das umstrittene Plakat zum Thema Überstunden in den Apotheken, kann er nicht verstehen. Solche Kampagnen müssten „sitzen“, ein nachträglicher peinlicher Rückzieher untergrabe die Dringlichkeit, die die Apotheken eigentlich zur Rettung verspüren. Zudem brauche es mehr als Plakate: „Unter diesem Aspekt sind auch die aktuellen Plakate mit ‚echten‘ Apothekerinnen und Apothekern zu sehen. Sicher authentisch und gut gemacht, aber bis wohin reicht diese Kampagne?“

Jedenfalls nicht zu den Menschen abseits der Ballungsräume, findet Löscher. „Aber geht es nicht auch und vor allem darum, Menschen aus dem ländlichen Bereich zu überzeugen, in Zeiten des E-Rezeptes bei der Apotheke vor Ort zu bleiben und nicht online zu bestellen, auch wenn Günther Jauch ihnen jeden Abend dazu rät?“ Noch brauche es den Versandhandel eigentlich nicht, werde das Netz aber noch weiter ausgedünnt, irgendwann schon. „Dass genau das das Ziel ist, sieht man an den Plakaten von DocMorris, die mit voller Absicht vor oder sogar an Vor-Ort-Apotheken plakatiert werden.“

Die richtige Kampagne, platziert an den richtigen Stellen, fehlt der Abda hingegen: „Offensichtlich denkt niemand in der Abda darüber nach, eine richtige Werbung an genau der Stelle zu machen, wo unser Ziel-Publikum im wahrsten Sinne des Wortes sitzt? Vielleicht gleich nach Günther Jauch oder vor der Tagesschau!“ Das habe die Umschau schon geschafft, Gesund.de auch. Auch die Abda platzierte ihren Spot zu den pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) entsprechend – die Wirkung ist fraglich.

„Mehr falsch machen geht nicht“

Die Plakate seien ein Schritt in die richtige Richtung – „aber wen interessiert es, dass es uns schlecht geht?“ Nach wie vor glaubten viele Menschen, den Apotheker:innen gehe es gut; aktuelle Bekundungen seien Meckern auf hohem Niveau. „Es wird Generationen dauern, bis sich das ändert, aber so lange können wir eben nicht warten“, mahnt Löscher. Auf Larmoyanz zu setzen, lohne nicht, die letzten Kampagnen seien alle zu sehr dem gleichen Muster gefolgt. Jüngere Zielgruppen würden nicht angesprochen, politische Entscheidungsträger hole man ebenfalls anders ab.

„Ich weiß nicht, was man bei PR noch alles falsch machen kann, aber viel mehr geht, glaube ich, nicht“, so das vernichtende Urteil des Inhabers. Seit der Verschickung von roten Schokoladen-Täfelchen, einer Karabiner-Kampagne, ‚sinnlosen‘ Anzeigen in der Bild-Zeitung und der Sitcom à la ‚Das Amt‘ zur Nachwuchsgewinnung, bei der gelangweilte, scheinbar desorientierte und überforderte Menschen in Apothekenräumen aus den 80er Jahren durchs Bild taumeln“, habe die Abda offenbar nichts gelernt.

Als Mitglied „dieser traurigen Organisation“ wolle er nicht mitverantwortlich sein für solche Kampagnen, auch um das Geld tue es ihm leid. Der beauftragten Agentur mangele es an Nähe zur Branche. „Noch viel naheliegender und gleichzeitig trauriger ist, dass die in der Abda für PR Verantwortlichen keine Fähigkeit haben, die zur Verfügung stehenden Mittel effektiv einzusetzen.“ Hier sei das wieder zurückgenommene „5 Millionen“-Plakat nur ein weiteres Indiz.

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