„Für Experimente ist jetzt nicht die richtige Zeit“

Kammerwahl: Overwiening will Präsidentin bleiben

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Berlin -

Ob sich Gabriele Regina Overwiening im Herbst zur Abda-Präsidentin wiederwählen lassen will, verrät sie nicht. „Ich mache das Schritt für Schritt“, sagte sie auf Nachfrage, erst einmal stünden Wahlen in ihrem Kammerbezirk Westfalen-Lippe an. Sie will Amtsinhaberin bleiben, „für Experimente ist jetzt nicht die richtige Zeit“, lautet das Motto. Doch es rumort in Westfalen-Lippe. Durch einen Formfehler steht die Opposition nun auch noch einmal schwächer da.

Die 8362 Stimmberechtigten in den Wahlkreisen Arnsberg, Detmold und Münster sind von der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) aufgerufen, ihre Stimmen bis spätestens zum 25. Juni abzugeben. Das geht sowohl per Brief an den jeweiligen Wahlleiter, als auch online, wodurch die Stimmabgabe erleichtert und die Wahlbeteiligung erhöht werden soll, so Hauptgeschäftsführer und -wahlleiter Dr. Andreas Walter.

103 Delegierte soll die Kammerversammlung demnächst umfassen, aktuell sind es 97. Diese verteilen sich den Stimmberechtigten entsprechend, gemäß Heilberufsgesetz ist in jedem Wahlkreis für je 80 Kammerangehörige ein Mitglied des Apothekerparlamentes zu wählen. Um die 103 Plätze bewerben sich 154 Apothekerinnen und Apotheker, die den drei konkurrierenden Listen angehören. Bei der vergangenen Wahl vor fünf Jahren hatten sich noch mehr als 200 politisch engagierte Apotheker:innen zur Wahl gestellt.

In der „Gemeinschaftsliste“, die die vergangene Wahl mit mehr als 55 Prozent für sich entschied, sind 93 Kandidat:innen gelistet; unter ihnen ist auch Overwiening. Die „Opposition“ stellt die beiden Listen „Aktive Apotheker:innen Westfalen-Lippe“ mit 52 Apotheker:innen sowie die „BasisApothekern“ mit neun Kandidat:innen. Letztere treten aber auch nur in den Wahlbezirken Detmold und Münster an, da es im größten Wahlkreis Arnsberg offenbar zu Unstimmigkeiten gekommen ist.

Kleiner Formfehler mit Wirkung

Anfang April, direkt am Dienstag nach Ostern, hätten die notwendigen Unterlagen zur Kandidatur vorliegen müssen, unter anderem auch die Liste mit dem Ranking über die Kandidat:innen innerhalb der Fraktion. „Leider hat die Kollegin versäumt, das Ranking beizulegen“, erklärt Apotheker Gunnar Müller von den BasisApothekern. Im Sinne eines kollegialen Miteinanders hätte nun der zuständige Wahlleiter sich einfach kurz melden können, dieses Formblatt hätte innerhalb kurzer Zeit einfach nachgeliefert werden können. Doch das passierte nicht, so Müller. Erst eine Woche später gab es Meldung über die unvollständigen Unterlagen, die auch nicht mehr nachträglich ergänzt werden durften.

„Das ist doof gelaufen und Fehler der Kollegin gewesen“, gibt auch Müller zu, rein rechtlich ist das alles in Ordnung so. Dass die BasisApotheker nun aber drei Kandidat:innen weniger haben, die sie der Übermacht der Gemeinschaftsliste entgegensetzen könnten, schmerzt schon. „Rein kollegial war das falsch. Das hätte die Kollegin ja ‚heilen‘ können. Das ist fast schon perfide“, so Müller. Er hätte sich vom Wahlleiter ein anderes Verhalten gewünscht. Man habe sich nun damit abgefunden, doch die betroffene Kollegin sei am Boden zerstört gewesen.

Der Gemeinschaftsliste kommt dieser Formfehler der Konkurrenz nun entgegen. Schon allein deshalb lag es für die BasisApotheker nahe, zumindest für den Wahlkreis Arnsberg nun mit den Aktiven Apotheker:innen zu kooperieren. „Wir sprechen eine Wahlempfehlung gegen die Overwiening-Liste aus“, so Müller. „Wir können ja nicht die Wählerschaft allein lassen.“ Und so erhoffen sich die BasisApotheker zumindest auf diesem Wege Zuspruch im nicht mehr zu gewinnenden Wahlkreis.

Angestellte für Overwiening

Dass Overwiening aus ihren bereits 16 Jahren an der Kammerspitze gerne 21 machen würde, steht schon fest: „Gabriele Regina Overwiening als Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe ist Garantin für die vielen Erfolge unserer Kammer. Wir wollen mit ihr zusammen die erfolgreiche Arbeit unserer Kammer weiterführen. Für Experimente ist jetzt nicht die richtige Zeit“, heißt es im Wahlprogramm ihrer Gemeinschaftsliste. „Mit ihr stehen wir für Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit und halten nichts von leeren, unhaltbaren Versprechen. Wertebasierte Realpolitik, die auf persönlichem Engagement und Integrität beruht – dafür stehen wir.“

Seit 2001 ist Overwiening Inhaberin; sie führte zunächst die Apotheke am Bahnhof in Reken; drei Jahre später folgte die Apotheke am Benediktushof als Filiale. Heute wird diese von ihrem Sohn geführt. Sie führt noch die Apotheke am Borkener Klinikum sowie die Burg-Apotheke, ihr Mann die Ludgeri-Apotheke, die beiden letzten befinden sich im etwa 40 Kilometer von Reken und Borken entfernten Heek. Auf der „Overwiening-Liste“ befinden sich auch Angestellte aus den fünf Apotheken, die aber zum Teil bereits bekannte Gesichter auf Kammerebene sind*.

*Zuvor hatten wir von zwei Angestellten berichtet, es sind aber mindestens sechs.

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