Kammerwahl: Jung, weiblich, Einzelkämpferin Gabriele Hoberg, 28.03.2018 12:00 Uhr
Sie macht es wieder: Kathrin Würfl (36) kandidiert erneut für die Delegiertenversammlung der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK). 2014 war sie zum ersten Mal angetreten, damals vorgeschlagen von ihrem Chef aus Erding, dieses Mal von ihrer Chefin aus München.
„Der Gedanke, mich als Kandidatin zur Delegiertenwahl aufstellen zu lassen, kam Ende 2013, als der Bayerische Apothekerverband noch Kandidaten für seine Liste gesucht hat und ich mich grundsätzlich für das Wahlprocedere zu interessieren begann. Da ich nicht Mitglied im BAV, der Apothekergewerkschaft Adexa oder des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker ADKA bin, hielt ich mich an die geltenden Wahlvorgaben (1 Wahlvorschlagsvertreter/in und 10 Wahlunterstützer), so wie ich es auch dieses Mal getan habe.”
Warum man sie nach vier Jahren wieder wählen solle, sei für sie klar: Sie setzt sich für die Belange der Apotheker ein, sei neugierig, nach allen Seiten offen und entspannt. In Zeiten von EuGH-Urteilen wie dem zum Rx-Versandverbot, veränderten politischen Mehrheiten im Bund und weiter drohenden Verteilungskämpfen zwischen den einzelnen Berufsgruppen im Gesundheitswesen sei eine starke Berufsvertretung wichtig.
Als angestellte Apothekerin tritt sie auch in diesem Jahr wieder gegen die große gemeinsame Liste aus Vertretern von BAV, Adexa und ADKA an. Als „Einzelkämpferin“ fühlte sie sich zunächst misstrauisch beäugt. Doch in der vergangenen Legislaturperiode konnte sie viele Kollegen der Delegiertenversammlung kennen lernen – und umgekehrt. Daraus sind gute Kontakte und auch Freundschaften entstanden, so Katrin Würfl.
Berufspolitisch sieht sich Würfl nicht als Opposition zu BAV & Co., denn in etlichen Punkten ist sie mit den Kollegen einer Meinung, in einigen aber auch nicht. Ein gutes Beispiel ist für die Apothekerin das Medikationsmanagement. Hier sind die Kollegen in Westfalen-Lippe seit Jahren Vorkämpfer und haben mit der AOK einen entsprechenden Kooperationsvertrag einschließlich Vergütung geschlossen. Würfl findet es sehr schade, dass das in Bayern offenbar nicht möglich ist.
Auch findet sie es wichtig, dass die Apotheker auf Landesebene den Standesvertretern auf Bundesebene spiegeln können, was sie anders sehen, wo sie Probleme in der Fläche anders wahrnehmen als bei der ABDA in Berlin. Als Beispiel nennt sie die nicht nur aus ihrer Sicht „unsägliche Kampagne” der ABDA aus dem vergangenen Jahr zum Thema Rx-Versandverbot. Es ging um die Aktion „Jetzt sichern”, für die symbolisch ein Karabinerhaken gewählt wurde, dazu noch weiße Schrift auf rotem Grund. Neben dem farblichen No-Go findet Würfl, dass die Kampagne optisch auch vom Alpenverein hätte stammen können.
Da Kathrin Würfl nicht die finanziellen Mittel hat, Wahlwerbung über die Kammer an alle wahlberechtigten Kolleginnen und Kollegen zu versenden, wirbt sie mit ihren Wahlflyern zu Fuß und natürlich per Mail und Facebook. Neben ihrem Elan, den sie nach Dienstschluss in die Kammerarbeit und aktuell in den Wahlkampf steckt, promoviert sie im Rahmen eines Aufbaustudiums an der Marburger Universität im Bereich der Pharmazie-Geschichte.
Mitte März gehen die Wahlunterlagen an die mehr als 15.000 Wahlberechtigten raus. Zwischen dem 20. März und dem 4. April 2018 werden die Delegierten dann per Briefwahl bestimmt.
Bei der Wahl zur Delegiertenversammlung der BLAK werden dann insgesamt 100 Apotheker gewählt. Die sieben Wahlbezirke entsprechen den Regierungsbezirken. Die Anzahl der Delegierten pro Wahlbezirk und damit der Stimmen pro Apotheker richtet sich nach den Kammermitgliedern: Der größte Bezirk Oberbayern stellt 46 Delegierte – das ist auch der Bezirk von Kathrin Würfl – mit Abstand folgen Mittelfranken (14), Schwaben (11) und Unterfranken (9). Die wenigsten Apotheker entsenden die Oberpfalz (8) sowie Oberfranken und Niederbayern (je 6).
Eine Erfolgsgarantie ist bei dieser Wahl schon rein rechnerisch gegeben. Denn es haben sich aktuell 119 Kandidaten zur Wahl gestellt, 100 Delegierte kommen in die Kammer, 18 werden Ersatzmitglieder, wirklich nicht gewählt werden kann also nur ein Kandidat.