Kammerversammlungen

Kammern wappnen sich für den Apothekertag

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Berlin -

Die Apothekerkammern Nordrhein, Westfalen-Lippe und Brandenburg haben sich in den vergangenen Tagen zu ihren letzten Versammlungen vor dem Deutschen Apothekertag (DAT) getroffen und es gab viel zu klären. Vor allem bei der Kammer in Nordrhein wird der Ordner mit den Anträgen dick.

Bis zum Herbst dürften im Bundesgesundheitsministerium einige Entscheidungen fallen, die den Apothekern jetzt schon Kopfzerbrechen bereiten. Vom Rx-Versandverbot über das Großhandelshonorar bis hin zum Thema Digitalisierung ist vor und hinter den Kulissen viel in Bewegung. Bei den Kammern muss man sich dementsprechend rüsten. Mittwoch trafen sich gleich drei von ihnen zu ihren letzten Versammlungen vor dem Deutschen Apothekertag im Oktober, um die Marschrichtung festzulegen.

Mit großem Missmut schaut man dabei offensichtlich auf die Arbeit der ABDA. Deren Präsident Friedemann Schmidt fällt insbesondere seit seiner Unterredung mit Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) durch sein lautes Schweigen auf. Auch bei den Kammern scheint mittlerweile der Widerstand gegen diese Passivität zu wachsen. Dafür fand Jens Dobbert, Präsident der Landesapothekerkammer Brandenburg klare Worte. Er habe den Eindruck, die ABDA sei seit besagtem Gespräch gemeinschaftlich abgetaucht.

Er forderte die Delegierten auf, die Petition des Apothekers Christian Redmann für eine Umsetzung des Rx-Versandverbotes zu unterstützen und kritisierte im selben Atemzug erneut Schmidt für seine Haltung, dass die ABDA die Petition nicht als Teil seiner politischen Arbeit betrachte. Doch auch gegen Fritz Becker, den Vorsitzenden des Deutschen Apothekerverbands, teilte Dobbert aus. Seine Reaktion auf das Positionspapier des GKV-Spitzenverbandes, demzufolge man bei den Apotheken eine Milliarde Euro einsparen solle, sei zu verhalten ausgefallen. Dobbert dachte stattdessen laut über eine Retourkutsche nach: Man könne doch eine Arbeitsgruppe bilden, die über mögliche Strukturreformen des GKV-Systems berät. Da könne man sicherlich auch viel Geld einsparen.

Schlecht auf die ABDA zu sprechen ist man auch bei der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR). Die erreichte kürzlich der Haushaltsentwurf für 2019, der eine Beitragssteigerung von 3,48 Prozent beinhaltet. Die Erhöhung wird vor allem mit drei neuen Stellen begründet. Wie in den Vorjahren sprachen sich die AKNR-Delegierten deshalb dafür aus, dass ihre Vertreter bei der ABDA-Mitgliederversammlung gegen den Haushalt stimmen sollen.

Den Schulterschluss suchten die Verbände hingegen mit der Ärzteschaft. „Unsere beiden Berufe eint der Auftrag, die Patientinnen und Patienten in Zeiten des demographischen Wandels wohnortnah zu versorgen“, so die Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL), Gabriele Regina Overwiening. Wie die Ärzte betrachteten auch die Apotheker mit Sorge, „dass ausländische Konzerne zunehmend in die medizinische Versorgung und die Arzneimittelversorgung eindringen“, heißt es von der AKWL. Die AKNR-Delegierten wiederum beschlossen, sich auf dem DAT mit einem Antrag für eine verstärkte interprofessionelle Zusammenarbeit mit den Ärzten einzusetzen.

Das war nur eine Überschrift, unter der eine Reihe von Anträgen auf dem DAT gestellt werden soll. Weiterhin wolle man sich für eine ständigen Sitz für die Apotheker im Gemeinsamen Bundesausschuss einsetzen, erklärt Stefan Derix, Geschäftsführer der AKNR, gegenüber APOTHEKE ADHOC. „Das ist eine Forderung, die zeitgemäß und notwendig ist“, so Derix. Neu ist die Forderung nicht, erfolgreich war sie bisher nie. Weitere Anträge sollen sich mit der Bedeutung des Fixhonorars befassen sowie der Forderung, dass im SGB V die Rechtsgrundlage für die Durchführung pharmazeutischer Dienstleistungen geschaffen wird.

Auch ohne Digitalisierungsthemen geht es natürlich nicht: Die AKNR will, dass Arzneimitteldatenbanken nach dem Vorbild der ABDATA-Datenbank entwickelt werden. Die AKWL wiederum fordert, dass die Apotheker die „Versorgung in Zeiten der Digitalisierung durch innovative Modellprojekte vorantreiben“.

Für Diskussionen könnte auf dem DAT ein gestern beschlossener Antrag der AKNR sorgen, demzufolge den Apothekerkammern ein gesetzlicher Sicherhstellungsauftrag zukommen soll, sie also dahingehend eine ähnliche Stellung bekommen wie die Kassenärztlichen Vereinigungen.

Beschäftigt hat die Kammern auch das Thema der ausländischen Konkurrenz. „Konzerne betreiben Rosinenpickerei und locken die Patienten und Patientinnen mit hohen Boni, ohne sich an den vielfältigen Gemeinwohlpflichten zu beteiligen“, kritisiert die AKWL. Anders als die inhabergeführten Apotheken seien diese Konzerne nicht zur Gewährleistung einer ordnungsgemäßen flächendeckenden Arzneimittelversorgung verpflichtet. Und so verabschiedeten AKWL und AKNR zwei ähnliche Resolutionen, die sich gegen den Einstieg von Fremdkapitalgebern in die Arzneimittelversorgung sowie „Industrialisierung und Ökonomisierung bei den freien Heilberufen“ aussprechen.

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