Dr. Christian Belgardt bleibt Präsident der Berliner Apothekerkammer. Seine Gegenkandidatin, Dr. Kerstin Kemmritz, trotzte ihm bei der Vorstandswahl mit ihrer „Allianz aller Apotheker“ aber immerhin 16 Stimmen ab. Mit Martina Stumpf wurde von den Delegierten ein neues Gesicht in den Vorstand gewählt. Sie ist Doktorandin am Fachbereich Biologie, Chemie und Pharmazie der FU Berlin und arbeitet außerdem in einer öffentlichen Apotheke.
Der alte und neue Kammerchef ist mit seinem Votum zufrieden. „Ich finde das völlig in Ordnung“, sagte Belgardt. Er erhielt die 29 Stimmen der von ihm angeführten Koalition aus Offizin-Liste (23) und „Aktiver Apotheker“ (6). Vize-Präsident Joachim Stolle erhielt auch etliche Stimmen aus den Reihen der Opposition und erzielte damit ein deutlich besseres Ergebnis als Belgardt. Gleiches gilt für den erweiterten Vorstand. Belgardt spricht trotzdem von großer Einigkeit im Plenum.
Insgesamt wählten 45 Delegierte den neuen Vorstand, darunter 14 neue, größtenteils junge Gesichter. „Wir leiden weniger unter der Demografie als andere Kammerbezirke“, sagte Belgardt. Mit Martina Stumpf von der Offizin-Liste wurde eine unter 30-Jährige in den Vorstand gewählt. Sie ersetzt dort Hannelore Eitel-Hirschfeld und soll sich vor allem um den Apotheken-Nachwuchs kümmern. Die anderen vier Mitglieder des erweiterten Vorstandes wurden mit breiter Mehrheit wieder gewählt.
Den Vorwurf, dass die Apotheker aus Wissenschaft, Industrie und Verwaltung (WIV) in der Kammer nicht ausreichend vertreten seien, sieht Belgardt entkräftet. Er habe in den vergangenen Jahren versucht, andere Berufsgruppen in die Vorstandsarbeit einzubeziehen. Allerdings gab es laut Belgardt wenig konkrete Beiträge. „Motiviert zu sein, reicht nicht aus“, sagt er. Die WIV-Pharmazeuten müssten auch die Zeit aufbringen, sich in den Gremien zu engagieren. „Die Kollegen in der Industrie haben die wahrscheinlich meistens nicht“, sagt Belgardt.
Mit Dr. Björn Wagner stimmte jedoch erstmals ein Delegierter der neuen WIV-Liste über den Vorstand ab. Er hatte bei der Wahl zur Kammerversammlung auf Anhieb 11,6 Prozent der Stimmen geholt, musste vier seiner fünf Delegierten-Sitze mangels Mitstreitern jedoch an die drei etablierten Listen abtreten. Bis zur nächsten Wahl in vier Jahren will der Pfizer-Pharmazeut weitere Mitstreiter suchen. Die mehr als 200 Stimmen für seine Liste bei der Delegiertenwahl wertet er als Auftrag.
Die wieder gewählte Vorstandsspitze hat für die kommenden vier Jahre keine Berlin-spezifischen Themen auf ihrer Agenda. Belgardt liegt vor allem das Thema Medikationsmanagement am Herzen. In seiner Doktorarbeit hat er sich mit der pharmazeutischen Betreuung beschäftigt. „Welchen Beitrag leistet die Pharmazie für die Gesundheit der Menschen“, lautet aus seiner Sicht dabei die zentrale Zukunftsfrage. Diese müsse nun geklärt werden – in Abgrenzung zu den Ärzten.
Schwerpunkt von Belgardts Arbeit bleiben die niedergelassenen Apotheker. Grundsätzlich sei die Pharmazie nicht teilbar. „Wir sitzen in einem Boot“, sagte er im Hinblick auf Wagners Vorstoß für die Sache der WIV-Apotheker. Wenn es um die Rentenversicherung oder die Ausbildung ginge, bestehe große Einigkeit unter allen Apothekern. Belgardt will allerdings auch die besonderen Belange der niedergelassenen Apotheker nicht aus den Augen verlieren.
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