Schließungswelle in Sachsen

Kammer/Verband: Politik lässt Apotheken ausbluten

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Berlin -

Die Zahl der Apotheken ist auch in Sachsen weiter rückläufig – und die Politik sieht zu, mahnt Kammerpräsident Göran Donner. Die Bundesregierung kenne durch viele Gespräche mit Apotheker:innen die Ursachen der angespannten wirtschaftlichen Lage, „legt derzeit aber andere Finanzierungsschwerpunkte und nimmt damit bewusst in Kauf, dass die Apotheken ihrem gesetzlichen Versorgungsauftrag so schlichtweg nicht mehr nachkommen können“.

„In einigen Regionen wie Bautzen, Görlitz oder dem Vogtland müssen Patientinnen und Patienten bereits längere Wege zur nächstgelegenen Apotheke auf sich nehmen“, so Donner. „Vor allem für Eltern von Kleinkindern und ältere Menschen bedeutet dies eine merkliche Verschlechterung der bisherigen Versorgungssituation“. Die Anzahl der Apotheken nehme auch in Sachsen seit 2017 von Jahr zu Jahr stark ab.

Die Schließungen betreffen sowohl ländliche Gebiete als auch die sächsischen Städte. Während es 2011 noch 1002 wohnortnahe Apotheken in Sachsen gab, sind es den Angaben zufolge aktuell nur noch 895. Allein in den vergangenen sieben Jahren hätten 90 Apotheken in Sachsen ihre Türen für immer geschlossen. Dies entspreche einem Verlust von fast 10 Prozent.

Die Apothekendichte liegt mit 22 Apotheken pro 100.000 Einwohner:innen schon heute weit unter dem europäischen Durchschnitt von 32 (deutschlandweit etwa 21 Apotheken pro 100.000 Einwohner:innen). Gründe für die vielen Schließungen seien unter anderem die Inflation, erhöhte Personal- und Energiekosten sowie Lieferengpässen und eine Flut an bürokratischen Regeln, deren Umsetzung enormen Zeit- und Personalaufwand erfordert, so Kammer und Verband.

Versorgung nicht zum Nulltarif

„Die sichere Arzneimittelversorgung durch pharmazeutisches Fachpersonal ist ein unverzichtbarer Bestandteil des deutschen Gesundheitswesens, doch diese ist nicht zum Nulltarif zu haben“, so Verbandschef Thomas Dittrich. „Wenn der Inhaber einer Apotheke, der bei vollem Risiko mit seinem Privatvermögen haftet, am Ende des Tages weniger verdient als ein angestellter Apotheker, wenn das Personal der Apotheken auf Grund der wirtschaftlichen Situation deutlich weniger verdient als in anderen Bereichen, kann man mitnichten von einem auskömmlichen Betrieb sprechen“, moniert er.

Wenn nun nicht unverzüglich seitens der Politik gehandelt und wirtschaftliche Planungssicherheit geschaffen würde, werde sich der Trend bei den Apothekenschließungen verschlimmern, mahnen die beiden Standesvertreter. Demnach sind bereits jetzt fast 10 Prozent der Apotheken defizitär, weitere 30 Prozent befinden sich in einer wirtschaftlichen Schieflage – in Sachsen wie in ganz Deutschland – und gelten damit mittelfristig ebenfalls als gefährdet.

„Vielen Apothekenteams wird dann der Tag der Apotheke nicht mehr Anerkennung sein, sie werden ihn als blanken Hohn empfinden.“ Der von der Abda initiierte Aktionstag findet am 7. Juni statt.

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