Corona-Tests: Apothekenpflicht war Spahn zu teuer APOTHEKE ADHOC, 19.02.2021 09:27 Uhr
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Öffentlichkeit erneut darauf eingestimmt, dass es im Zusammenhang mit kostenlosen Corona-Tests anfangs zu einem Ansturm auf Apotheken und Testzentren kommen wird. Bei Laientests soll auch der Verkauf über den Mass Market eine breite Zugänglichkeit gewährleisten. Der Vertrieb alleine über die Apotheken wäre Spahn zu teuer gewesen.
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Auf Nachfrage, warum keine Apothekenpflicht vorgesehen sein, um die Beratung zur korrekten Anwendung zu gewährleisten, verwies Spahn auf die Packungsbeilage: Bei den Laientests sei nicht nur die Qualität von Bedeutung, sondern auch, dass diese durch nicht geschulte Laien durchzuführen seien. Dies werde bei der Zulassung geprüft, sodass aus seiner Sicht offenbar keine besondere Beratung notwendig ist. Tests könnten auch im Einzelhandel und bei Discountern erhältlich sein. Beim Vertrieb gehe es um eine breite Verfügbarkeit, sagte Spahn. „Und im Zweifel sind sie auch günstiger, wenn sie tatsächlich in allen Bereichen des Handels angeboten werden.“
Er wisse von Discountern und Drogeriemärkten, die sich mit der Frage beschäftigten, wie sie die Tests in ihr Sortiment aufnehmen, so Spahn. „Wir wollen die Tests möglichst breit verfügbar und idelaerweise auch möglichst günstig anbieten.“ Weitere Details sollen in einer Testverordnung geregelt werden, die aber erst noch im Kabinett abgestimmt werden muss. Dabei geht unter anderem um die Frage, ob der Bund einen Teil der Kosten übernimmt: „Ich kann über das Preisniveau noch nichts sagen. Es macht aber einen Unterschied bei der Frage, ob wir uns als Bund finanziell beteiligen, ob die Tests 2 Euro kosten oder 10 Euro.“
Mit Engpässen rechnet er auf Dauer nicht, da die Hersteller ihre Produktion skalieren könnten. Hier rede man von zweistelligen Millionenzahlen pro Monat. Nur wenn jeder jeden Tag einen Test durchführen lassen wolle, könne es Engpässe geben. Derzeit sehe man an keiner Stelle einen Mangel.
Ab März sollen sich Menschen in Apotheken, Arztpraxen und Testzentren kostenlos testen lassen können. Spahn rechnet damit, dass es – wie immer, wenn es ein neues kostenloses Angebot gebe – zunächst einen Ansturm geben wird. „Am Anfang wird es Schlangen geben und lokal auch Engpässe.“ Das sei aber ein gutes Zeichen, zeige es doch das Interesse.
Dass Reihen- und Selbsttests erst jetzt in die Teststrategie aufgenommen werden, rechtfertigte Spahn damit, dass es im Herbst noch nicht genügend Tests gegeben habe. Daher habe man zunächst mit Pflegeeinrichtungen begonnen, dann mit Schulen und Kitas. Noch im Dezember sei es schwierig gewesen, ausreichend Tests alleine für die Heime zur Verfügung zu stellen. Erst jetzt sei ein breiter Einsatz möglich – im November hätte man nicht einmal zwei Tage durchhalten können. Europäische Vergleiche – laut ECDC liegt Deutschland auf Platz 22 von 27 – seien nicht immer zielführend, da sie auch zu einer Negativspirale führen könnten. Man müsse den Blick breiter ansetzen: Insgesamt sei Deutschland besser durch die Krise gekommen als andere Länder.
Spahn bestätigte, dass es einen Sonderbeauftragten für die Impfstoffproduktion in der Coronakrise geben wird. Den Posten wird Christoph Krupp übernehmen. Er ist Sprecher des Vorstands der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und wird von dieser Aufgabe freigestellt. Laut Spahn geht es darum, den „Impf- und Pharmastandort Deutschland“ für die 20er-Jahre zu stärken. Dazu gehöre ein Förderprogramm, das koordiniert werden müsse. Auch die Hersteller bräuchten für ihre Milliardeninvestitionen einen Ansprechpartner.