Spahn: Stürmen Sie nicht die Apotheken! APOTHEKE ADHOC, 10.06.2021 11:57 Uhr
Nächste Woche sollen Millionen Bürger:innen die Möglichkeit bekommen, sich ein digitales Impfzertifikat auf das Smartphone zu laden. Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wird es aber erst nach und nach verfügbar sein. Er appellierte an die Bevölkerung, nicht sofort die Apotheken zu stürmen. Denn diese würden erst in den kommenden Wochen flächendeckend angeschlossen.
Laut Spahn sind die ersten Apotheken schon dabei, aber nicht alle würden „heute oder morgen“ angeschlossen sein. Dies solle sukzessive bis Ende Juni geschehen. Parallel beginnen nach seinen Angaben viele Bundesländer, an Menschen, die in Impfzentren geimpft wurden, entsprechende Nachweise per Post zu verschicken. Dies werde ebenfalls 10 bis 14 Tage dauern.
Auf Nachfrage, warum nicht abgewartet worden sei, bis tatsächlich alle Zertifikate aus den Impfzentren verschickt und alle Apotheken angeschlossen sind, sagte Spahn, es gebe keinen optimalen Zeitpunkt für den Beginn der Öffentlichkeitsarbeit: „Die Apps seien jetzt in den App-Stores zu finden, es wäre auch komisch gewesen, wenn es dazu keine Erklärung gebeben hätte. „Deswegen wollten wir das jetzt vorstellen und einordnen, auch im Sinne des Erwartungsmanagements. Man muss ganz klar sagen: Gehen Sie bitte nicht alle am Montag in die Praxen oder Apotheken, sondern nach und nach!“
Der Druck sei ohnehin unterschiedlich groß: Einige Menschen bräuchten den Nachweis früher und häufiger, andere seltener oder später. „Wer den Nachweis erst in drei Wochen für den Urlaub braucht, sollte dem System noch zwei Wochen Zeit geben“, so Spahn. „Die Apps sind verfügbar, die ersten Ärzte und Apotheken beginnen.“ Wenn 20.000 Apotheken, 70.000 Praxen und 400 Impfzentren mitmachten, könne man bis Ende Juni leicht sehr viele Zertifikate ausstellen und Millionen Nachtragungen vornehmen.
Die Vergütung von 18 Euro für die nachträgliche Erstellung rechtfertigte Spahn damit, dass man möglichst schnell die Zertifikate für bereits Geimpfte ausstellen wolle. Apotheker:innen müssten die Unterlagen prüfen, der entsprechende Kontrollaufwand spiegele sich in der Vergütung wieder. Befragt, ob er den Betrag nach der Kritik des Bundesrechnungshofs (BRH) am Maskenhonorar für angemessen halte, sagte er: „Hätte man einen Preis genommen, der den Aufwand nicht berücksichtige, hätten viele Apotheken nicht mitgemacht. Wir haben ein hohes Interesse, dass viele Bürgerinnen und Bürger zügig ihre Nacheintragung machen können.“
Kostengünstiger werde es, wenn die Länder die Nachweise direkt verschickten. Dies sei allerdings nicht immer möglich, weil nicht überall die Adressen vorlägen. Auch in den Praxen gehe es nach Aufwand, bei deutlich geringerem Aufwand gebe es niedrige einstellige Beträge. Er gehe davon aus, dass Ärzt:innen und Apotheker:innen verantwortungsvoll mit dem Thema umgehen – anderenfalls müsse man sich als Gesellschaft fragen, wie es um das Vertrauen im Gesundheitswesen bestellt sei.