Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist zufrieden mit den Impfungen in den Praxen: Immer mehr Ärzt:innen seien dabei, außerdem sehe er keine größeren Vorbehalte gegen den Impfstoff von AstraZeneca. Allerdings räumte er ein, dass die Hersteller noch an ihrer Zuverlässigkeit arbeiten müssen.
Laut Spahn haben in der vergangenen Woche 35.000 Ärzt:innen Impfstoffe bestellt, in dieser Woche seien es schon 45.000, für die kommende Woche hätten bereits 50.000 ihr Interesse erklärt. „Die Zahl der Ärzte, die gegen Corona impfen, steigt“, so Spahn. Dabei werde der Impfstoff „relativ ausgewogen“ bestellt – allerdings räumte Spahn ein, dass die Praxen derzeit auch die Impfstoffe beider Hersteller nehmen müssten.
Das sei auch richtig so: Noch gebe es in den Praxen genügend Menschen über 60 Jahren, die „ohne Zweifel und gut wirksam nach Empfehlung geimpft“ werden könnten. In Berlin und NRW, wo alle Menschen über 60 zur Impfung kommen könnten, seien die Hotlines überlastet, so Spahn. „Die Bereitschaft ist da, das ist richtig und wichtig.“
Außerdem könnten Menschen unter 60 nach individueller Risikoaufklärung mit AstraZeneca geimpft werden. Mit Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) und Ständiger Impfkommission (Stiko) werde man auch noch einmal ein Informationsschreiben zu AstraZeneca an die Praxen senden.
Laut Spahn ist Biontech derzeit der „Volumenlieferant“ – sehr verlässlich werde hier jeweils Anfang der Woche geliefert. Andere Hersteller lieferten erst Mitte oder Ende der Woche und mit kürzerer Ankündigungsfrist. Deshalb könne es passieren, dass Impfstoff, der erst samstags geliefert werden, erst in der Woche danach eingesetzt werden könne, so Spahn mit Blick auf verzögerte Lieferungen bei AstraZeneca.
Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) stehen in der kommenden Woche rund 460.000 Dosen Biontech und 550.000 Dosen AstraZeneca zur Verfügung, in KW 17 werden es 1,2 Millionen Dosen Biontech und 340.000 Dosen AstraZeneca sein.
Auf einen bestimmten Hersteller oder Technologie festlegen will Spahn sich nicht. Man teile die Einschätzung der EU-Kommission, derzeit auf mRNA-Impfstoffe zu setzen. Möglicherweise könnten aber auch Totimpfstoffe, die derzeit noch gar nicht im Portfolio seien, irgendwann einen Unterschied machen.
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die Politik eindringlich dazu aufgefordert, die dritte Welle in der Corona-Pandemie zu
brechen. „Wir müssen die Zahlen runterbringen. Es ist naiv zu glauben, das Virus wegtesten zu können. Das funktioniert nicht“, sagte RKI-Präsident Professor Dr. Lothar Wieler. Bei einer niedrigen Inzidenz könne man Infizierte schneller erkennen und die Infektionskette vielleicht durchbrechen. Bei den derzeitigen Werten sei der einzige Effekt, dass man hunderttausende Menschen in Quarantäne schicke. Es gebe aber viel zu viele positive Fälle, um das Infektionsgeschehen zu beeinflussen. Schon weil die Mutationen so viel ansteckender seien, müsse man die Kontakte reduzieren.
Es seien Verordnungen, wirksame Strategien und konsequente Umsetzungen nötig. „Die Lage in den Krankenhäusern spitzt sich teilweise dramatisch zu und wird uns auch noch härter treffen als in der zweiten Welle“, ergänzte Wieler. „Wir müssen jetzt handeln.“ Der Intensivmediziner Professor Dr. Steffen Weber-Carstens bekräftigte erneut, dass nicht die Betten das Problem seien, sondern das Personal.
APOTHEKE ADHOC Debatte