„Nur ein einfaches Abstimmungstreffen“ dpa/APOTHEKE ADHOC, 06.01.2021 12:15 Uhr
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Impfkampagne in Deutschland gegen Kritik verteidigt. „Die Tage des Impfstarts sind Tage der Zuversicht“, sagte Spahn am Mittwoch in Berlin. Er verstehe, dass viele Menschen Fragen hätten, wenn nicht überall die Dinge gleich so funktionierten wie erhofft. Fehler müssten behoben werden. Sein Verhältnis zu Bundeskanzlerin Angela Merkel sei nach wie vor gut.
Spahn eröffnete sein Statement bewusst demütig, ohne Fehler einzuräumen: Es sei Aufgabe der Politik, Fragen zu beantworten, Sicherheit zu geben und Fehler zu korrigieren. Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass der Impfstoff derzeit ein knappes Gut sei und man deshalb seit Wochen über die Priorisierung spreche. „Es war klar, dass es anfangs zu wenig Impfstoff geben würde“, so Spahn. Das betreffe nicht nur Deutschland, sondern alle Länder in der EU und weltweit.
Grund seien aber nicht zu wenig bestellte Mengen, sondern fehlende Produktionskapazitäten zu Beginn. „Wir haben mehr als genug Impfstoff bestellt“, so Spahn. Er könne nun auch noch weitere zehn Verträge schließen, ohne dass dies etwas ändere. Schon früh hätten er und seine Amtskollegen mit den Herstellern über Lieferungen für alle 27 Länder verhandelt und dann nach einem Beschluss des Ministerrats im Juni an die EU-Kommission abgegeben. Deutschland habe stets großvolumige Zusagen gemacht und damit Verantwortung und auch Risiko übernommen. Zu jedem Zeitpunkt habe man auch die Hersteller etwa durch Fördergelder unterstützt.
Wenn nun wie geplant der Hersteller Biontech im kommenden Monat an einem neuen Standort in Marburg die Produktion starte, dann könne das Unternehmen die Impfstoffproduktion massiv ausbauen. „Das führt zu früheren Lieferungen bestellter Dosen.“ Es handele sich um einen Rekord beim Aufbau einer solchen Produktionsstätte. Normalerweise dauere dies ein bis zwei Jahre. „In diesem Fall wären es dann wenige Monate.“
In mehreren Punkten wies Spahn konkrete Kritikpunkte zurück. So gebe die Bundesregierung sämtliche Daten der Hersteller zu den
Lieferungen umgehend an die Länder weiter. Spahn bekräftigte: „Es wird genug Impfstoff für alle in Deutschland geben.“
Nach seinen Angaben hat die EU bei Biontech/Pfizer 200 Millionen Dosen bestellt und Optionen auf weitere 100 Millionen Dosen. Davon erhalte Deutschland 64 Millionen Dosen. 1,34 Millionen Dosen seien bislang ausgeliefert, bis Ende Januar würden es 3,98 Millionen Dosen sein.
Dazu komme der Impfstoff von Moderna, hier erhält Deutschland mehr als 50 der 160 Millionen bestellten Dosen. Klar sei aber auch, dass im ersten Quartal nur 2 Millionen Dosen ausgeliefert würden.
Die Beratung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch zum Impfen sei ein „ganz normales Abstimmungstreffen“ gewesen, wie das in der Regierung üblich sei. Thema seien Möglichkeiten einer größeren Impfstoffproduktion gewesen. Es hatte Spekulationen geben, Spahn werde die Zuständigkeit für das Impfen entzogen. Spahn betonte, dass das Vertrauen zwischen Merkel und ihm auch in der besonderen Krisenlage groß sei – nach dem Motto: „unter Stress vertrauen“.