Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat sich dafür ausgesprochen, dass der Bund nach dem vorübergehenden Impfstoff schnellstmöglich nach Alternativen sucht. Auch der russische Impfstoff Sputnik V sei ein Kandidat, so Söder. Deutschland solle sich nicht nur auf die europäische Beschaffung verlassen, sondern die Sache selbst in die Hand nehmen.
„Wenn AstraZeneca ganz ausfallen würde, wäre es für Europa eine ganz bittere Sache“, so Söder. „Dann muss wirklich mit aller Konsequenz daran gearbeitet werden, andere Impfstoffe zuzulassen. Deswegen ist es auch zwingend notwendig, russischen und anderen Impfstoff proaktiv anzugehen und nicht endlos darauf zu warten.“
Jetzt müsse es schnell Klarheit geben, wie mit dem Impfstoff weiter verfahren werde. Zudem sei er dafür, dass AstraZeneca im Falle einer Wiederzulassung allen Menschen frei gegeben werde. Ansonsten werde es schwer, den Impfstoff auf Dauer zu nutzen. Hier seien Hausärzte die richtige Anlaufstelle, da sie am besten ihre Patienten beraten könnten.
Seiner Meinung nach geht es nicht nur darum, den Rückstand wegen verspäteter Bestellungen aufzuholen, sondern auch die Verunsicherung im Zusammenhang mit dem Impfstoff von AstraZeneca aufzulösen. Daher sprach er sich für ein flexibles System aus, bei dem Impfungen ungeachtet der Priorisierung auf freiwilliger Basis in Anspruch genommen werden könnten.
Auch Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) fordert eine rasche Entscheidung und eine bessere Kommunikation beim Impfstoff von AstraZeneca. Er erhoffe sich eine sehr schnelle und klare Darstellung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) am Donnerstag. „Und auch wenn wir dann beim Ergebnis sind, müssen wir wieder Vertrauen aufbauen.“
Bei dem Impfstoff habe es von Anfang an Verunsicherung gegeben, und die Kommunikation sei nicht optimal gewesen, betonte Holetschek. „Deswegen ist es jetzt wichtig, klare Botschaften zu senden und der Donnerstag muss auch da Klarheit bringen.“ Es müsse deutlich gesagt werden, wie es jetzt weitergehe. Sollte das Präparat weiter geimpft werden dürfen, sollte über die Aufhebung der Priorisierung gesprochen werden, sagte Holetschek. „Und dann muss der Impfstoff jedem zur Verfügung stehen, der sich impfen lassen will.“
Andernfalls blieben noch die anderen Impfstoffe, mit denen dann möglichst schnell weitergeimpft werden sollte, sagte Holetschek. Sollte das Impfstoff dauerhaft vom Markt genommen werden, müssten die bisherigen Erstimpfungen wiederholt werden. „Aber ich bin da noch nicht so pessimistisch, dass es da nicht eine Entscheidung gibt, dass Astrazeneca weitergeht.“ Was die Haftungsfrage angeht – laut RTL hat die EU-Kommission den Hersteller von der Haftung freigestellt – konnte Holetschek nichts sagen. Er kenne die Verträge nicht, weil er sie schlichtweg auch nicht verhandelt habe.
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