Flammende Rede der Abda-Präsidentin

Overwiening: Widerstand gegen „Lauterbachsche Apothekenzange“

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Berlin -

Beim Deutschen Apothekertag (DAT) geht es jetzt zur Sache. Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening spricht ab 13 Uhr, danach wird Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zugeschaltet. Im Saal herrscht großes Gedränge, Warnwesten und Trillerpfeifen liegen bereit. Im Video und im Ticker.

Der DAT beginnt mit einem Videoclip zum Protesttag am 14. Juni. Unterlegt ist der kurze Film mit kämpferischer Musik.

Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening tritt entschlossen auf die Bühne. „Der Saal ist voll, und so ist es auch richtig.“

 

Seit der Bundestagswahl habe die Politik nur noch flüchtigen Dank übrig. Dann kam auch noch das Spargesetz. „Das ist grobe und verantwortungslose Undankbarkeit und gefährdet die sichere Arzneimittelversorgung der Menschen.“

Undankbarkeit sei immer ein Zeichen von Schwäche, das sich die Ampel selbst gegeben habe.

Sie werde ihre Rede nicht halten, weil Lauterbach ein „weiteres Zeichen schwerwiegender Geringschätzung und Undankbarkeit“ gesetzt habe. Lauterbach sei tief gesunken in der Kommunikationskultur: „Wir erfahren von seinen Plänen, weil wir in der Presse lesen, was er mit den Apotheken vor hat.“

Wie wir lesen müssen, ist der SPD-Politiker Karl Lauterbach als erster Gesundheitsminister bereit, das Apothekensystem den Angriffen von Fremdkapital auszusetzen.

„Apotheken light ohne Rezeptur und Notdienst sind nichts anderes Leistungskürzungen.“ Und zwar verantwortet genau von dem Minister, der dies in jeder Fernsehsendung ausschließe.

Den Sinkflug bei den Apothekenzahlen damit stoppen zu wollen, sei ein „Irrwitz“.

Das Sterben von Apotheken auf dem Land werde weitergehen. „Unterversorgte Landesteile bleiben unterversorgt.“

Soll ich von Scheinapotheken sprechen? Am besten geben wir dem gar nicht erst einen Namen.

Für den Nachwuchs werde es uninteressant, „Schmalspurpharmazie in einer Abgabestelle“ zu betreiben.

„Die Wege zur nächsten Apotheke werden immer weiter werden.“

„Wir reden von einem sozialdemokratischen Minister, der die Arzneimittelversorgung entwertet und die Daseinsvorsorge ruiniert.“

Menschen auf dem Land werden die Lauterbachsche Apothekenzange bald zu spüren bekommen.

Die Scheinorte würden bald auch den verbliebenen Vollapotheken ernste Konkurrenz machen.

Lauterbach werde gleich versuchen, seine Ideen heldenhaft zu präsentieren. Erste Buhrufe.

„Das werden wir ihm nicht durchgehen lassen und wir werden ihn zur Rede stellen.“

Die Spielregeln hätten sich gedreht. „Wir werden gemeinsam und geschlossen reagieren. Wir die Patienten informieren, werden weiter protestieren, im Austausch bleiben, zusammen stark bleiben.“

„Apotheken stärken – jetzt“, so lautet das Kampfmotto, das auch auf den Warnwesten im Saal zu lesen ist.

„Viele Apothekenteams schaffen nur noch in Selbstausbeutung ihre Arbeit. Das muss gesehen werden.“

Wenn der Bundesgesundheitsminister im Fernsehen behaupte, die Apotheken würden Ängste schüren, dann beschädige das das Vertrauen ins Gesundheitssystem und den sozialen Frieden.

Für diese Entgleisung erwarten wir eine Entschuldigung des Ministers.

Ohne die Apotheken vor Ort werde angesichts der Engpässe Versorgungschaos ausbrechen.

Wenn der Minister die Versorgung sichern wolle, müsse er die Apotheken jetzt stärken.

Das Apothekenhonorar nicht endlich an die wirtschaftliche Entwicklung zu koppeln, sei ein Affront.

Elf Jahre Honorarstillstand seien in Wirklichkeit ein Honorarrückgang.

Im Arzneimittelgesetz sei sogar vorgeschrieben, dass das Honorar an die Kostenentwicklung anzupassen sei.

Um 60 Prozent hätten sich die Kosten in den vergangenen zehn Jahren erhöht.

Die 50 Cent für die Engpässe sind unfassbar niedrig und entlasten die Apotheken überhaupt nicht.

Als Gegenargument würden oft die Sondereinnahmen während der Pandemie angeführt. Diese Einmaleffekte seien aber weder gleichmäßig über die Apotheken verteilt gewesen, noch hätten sie nachhaltige Verbesserungen für die Betriebe gebracht.

Ohne die Abgabe an den Gesundheitsfonds hätten die Kassen im ersten Halbjahr ein Plus erzielt.

Wir fragen uns ernsthaft, wie viel unanständige Panikmache in den Ankündigungen zu den GKV-Finanzen steckt.

Die Bundesregierung weiche ihrer Verantwortung für die wohnortnahe Arzneimittelversorgung aus – obwohl der Anteil des Apothekenhonorars gerade einmal 2 Prozent der Gesamtausgaben ausmache.

Zur Gegenfinanzierung – eigentlich Aufgabe der Politik – könne man bei den Kassen sparen, deren Verwaltung doppelt so teuer sei wie die Apotheken.

Der Betrieb einer Apotheke muss Gewinn abwerfen, das ist nicht unseriös, sondern notwendig.

Die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der Versorgung liege bei der Politik.

„Angestellte in Apotheken werden nicht üppig bezahlt – weil wir Inhaberinnen und Inhaber es einfach nicht können.“

Gerade wegen immer neuer Aufgaben, bräuchten die Apotheken mehr Personal.

Die wohnortnahen Arbeitplätze können nur erhalten werden, wenn die Apotheken gestärkt werden – und zwar jetzt.

Noch habe man 160.000 Arbeitsplätze. „Es wird sich doch für Politik lohnen, diese zu sichern.“

Immer häufiger entscheide sich der Nachwuchs gegen die Gründung oder Übernahme einer Apotheke. Überbordende Bürokratie erschwere den Apothekenteams einen ohnehin schon angespannten Alltag. Hier habe die Ampel eine Einsicht gezeigt, aber Teile seien lückenhaft beschlossen worden oder würde durch die destruktive Verhandlungstaktik der Kassen verwässert.

Unsere Apothekenteams wollen nicht vor und nach jedem Beratungsgespräch doppelt so viel Zeit für bürokratische Pflichten aufopfern.

Overwiening appelliert an die Apotheken, die pharmazeutischen Dienstleistungen aktiv anzubieten und bekannt zu machen.

Bei der Engpass-Prämie mauerten die Kassen. Der GKV-Spitzenverband blockiere die Gesetzgebung und setze so seine Lobbyinteressen durch.

Wir fordern den Gesetzgeber auf, den GKV-Spitzenverband in seine Schranken zu verweisen.

Besteht überhaupt noch ein gesunder Abstand zwischen Ministerium und Kassen? Beispiel Digitalisierung: Die Bundesregierung wolle es den Kassen nun doch erlauben, eigene Apps zur Weiterleitung von Smartphone-Apps zu erlauben. „Es bleibt nur zu hoffen, dass das Parlament diese skandalösen Pläne noch verhindert.“ In Modellprojekten habe sich schon vor Jahren gezeigt, dass die Kassen schon vor der Einlösung Zugriff nehmen, um die Versorgung zu steuern.

„Es wundert mich sehr, dass die Kassen bereit sind, viel Geld in solche Apps zu investieren. Das ist verschwenderisch und vielleicht auch ein Fall für die Aufsicht.“ Denn schon die Gematik-App sei mit Versichertengeldern finanziert worden.

Auch bei der digitalen Versorgung brauchen wir Patientenschutz durch die Unabhängigkeit der Heilberufe.

Jetzt hat sich Lauterbach eingeschaltet. Overwiening wirft ihm vor, wie schon unter Ulla Schmidt erneut „Giftspritzen“ an das System zu setzen und das Gesundheitswesen auszuhöhlen. Tosender Applaus.

Man werde noch viele Jahre mit Lieferproblemen leben müssen, und man werde das auch schaffen – wenn man Handlungsspielräume habe.

„Sorgen Sie dafür, dass das Vertrauen der Menschen in unser Gesundheitswesen nicht zerbricht.“

„Das Sinken der Apothekenzahl wird als Konsoldierung, als Marktbereinigung bezeichnet. Das ist frei von Wertschätzung.“

Anregungen würden vom Tisch gewischt, so komme es auch zu Ideen wie den Gesundheitskiosken oder den Plänen von gestern.

„Wir warnen die Ampel ausdrücklich vor solchen Irrwegen in der Gesundheitsversorgung.“

Bisher kenne man die Pläne nur aus der Presse. „Mit uns hat sich niemand ausgetauscht.“

Ein unterfinanziertes System kann nicht dadurch gerettet werden, dass es abverkauft wird. Wir brauchen keine weiteren Hiobsbotschaften.

Overwiening bittet: „Schenken Sie uns als Abda Ihr Vertrauen.“ Operative Hektik sei ein Ausweis von geistiger Windstille, zitiert sie. „Das dürfen wir uns als akademischer Berufsstand nicht gefallen lassen. Daher handeln wir mit Konzept und nicht adhoc, quasi aus kalter Hose.“

„Auch wenn man nach dem 14. Juni nur einen Teil der Forderungen habe durchsetzen können: Bleiben wir im gegenseitigen Vertrauen, bleiben wir stolz, stehen wir zusammen mit unseren Patientinnen und Patienten!“

Direkt in Richtung Lauterbach: Bezieht er heute keine Stellung, folgt Protest!

„Ich hoffe, mit Ihnen zusammen, Herr Minister: Apotheken stärken – jetzt!“

 

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