Lauterbach wirbt für Moderna, zahlt Sonntagsprämie APOTHEKE ADHOC, 22.12.2021 12:30 Uhr
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) macht Druck bei der Booster-Kampagne. In der Bundespressekonferenz warb er für den Impfstoff von Moderna und stellte den Ärzt:innen ein höheres Impfhonorar in Aussicht. Außerdem bereitet sein Ministerium ein Impfregister vor, wie er sagte.
Man beobachte sinkende Fallzahlen, was auch zu einer Entlastung der Kliniken führe. Dennoch müsse sich Deutschland auf die fünfte Welle einstellen, so Lauterbach. Denn die Laboranalysen zeigten immer mehr Omikron-Fälle, sodass sich die Ausbreitung dieser Variante auch in Deutschland nicht mehr verhindern lasse.
Wichtigstes Instrument neben den gestern beschlossenen Kontaktbeschränkungen sei die Booster-Kampagne. Man gehe davon aus, dass schon eine Woche nach der Auffrischung eine deutliche Wirkung zu beobachten sei. Die Schutzwirkung vor symptomatischen Infektionen liege bei 70 bis 80 Prozent, den Schutz vor schweren Fällen schätzt Lauterbach auf mehr als 90 Prozent. „Das ist unsere Arbeitshypothese.“
Impfstoff für die Booster-Kampagne sei Moderna. „Das ist der Impfstoff, den wir haben.“ Man werde bis Weihnachten die 30 Millionen Impfungen schaffen, wolle aber noch einmal so viele schaffen. Dafür stünden entsprechend 30 Millionen Dosen zur Verfügung sowie 3 Millionen Dosen Biontech. Hinzu kämen demnächst 4 Millionen Dosen Novavax. Lauerbach appellierte an die Ärzt:innen, den Moderna-Impfstoff einzusetzen. Die Booster-Dosis steigere den Antikörpertiter um den Faktor 37. Daher empfehle er ihn ausdrücklich. Derzeit prüfe die Ständige Impfkommission (Stiko) auf seinen Wunsch hin auch noch einmal den Einsatz bei Menschen unter 30 Jahren.
Um die Ärzt:innen zu motivieren, auch an den Feiertagen und zwischen den Jahren zu impfen, werde man vom 24. Dezember bis 9. Januar die komplette Zeit über das Honorar von 36 statt 28 Euro zahlen. Er appelliere an die Ärzte, ihre Praxen offenzuhalten. „Wollen wir die Pandemie entschleunigen und die Ungeimpften schützen? Dann müssen wir so schnell und viel boostern wie möglich.“ Daher werde auch aktuell nicht darüber nachgedacht, Impfungen zu melden. Mit Blick auf eine mögliche Impfpflicht liefen im BMG aber bereits Vorarbeiten für ein Impfregister.
Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Professor Dr. Lothar Wieler, stellte die Öffentlichkeit darauf ein, dass über die Feiertage weniger genaue Fallzahlen gemeldet würden als normalerweise. Der Trend sei aber sehr klar: Bei einer Verdopplung alle zwei bis drei Tage werde Omikron schon in wenigen Wochen die vorherrschende Variante sein. Noch sei unklar, wie gefährlich die Variante sei, es müsse aber mit einer Überlastung des Gesundheitswesens und einer Einschränkung der kritischen Versorgungsstruktur gerechnet werden.
Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, bezeichnete das Impfziel als realistisch. Selbst ihn habe das Tempo der Booster-Kampagne überrascht. Die niedergelassenen Ärzt:innen mit ihren Teams hätten Großartiges geleistet. Auch die anvisierten 30 Millionen weiteren Impfungen seien innerhalb eines Monats zu schaffen. Derzeit beteiligten sich 84.000 Kolleg:innen an der Kampagne, je zur Hälfte Haus- und Fachärzte.
Auch die Erstimpfungen ziehen laut Gassen wieder an. 20 Prozent entfielen auf Kinder, doch auch immer mehr Erwachsene erkennen seiner Meinung nach den Ernst der Lage. „Wir haben eine gute Chance mit der Booster-Kampagne und der Vernunft der Menschen nicht vor eine unüberbrückbare Krankenstands-Wand zu laufen.“
Da man rund 100.000 Praxen habe, sei man selbst nicht vor Infektionen gefeit, aber es sei unwahrscheinlich, dass diese in größerer Zahl in der Fläche ausfielen, so Gassen mit Blick auf die Sicherung der Versorgung. „Ich glaube, wir kriegen das gemeinsam gut hin. Insgesamt sind wir gut aufgestellt und können mit Selbstbewusstsein und Hoffnung in die Zukunft gehen.“ Gassen wünschte sich noch mehr Abbau von Bürokratie im Zusammenhang mit der Impfung.