Im Kampf gegen Engpässe setzt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auch auf die Apotheken.
Man werde den Austausch in der Apotheker erleichtern und auch zusätzliche Rückfragen beim Arzt mit 50 Cent vergüten. Das werde aber in der Regel keine größere Rolle spielen, weil der Austausch auch ohne Telefonat oft möglich sei.
„Die Apotheker werden angehalten, mehr Zubereitungen selbst herzustellen. Das geschieht in Deutschland bisher zu wenig“, so Lauterbach. Als Grund nannte er Regresssorgen der Ärzte und Unsicherheiten bei den Apotheken. Lauterbach sprach von einer „gegenseitigen Blockade“. Aber: „Das werden wir klären.“ Rezepturen würden von der Wirtschaftlicheitsprüfung ausgenommen, sodass diese Anfertigungen stattfinden können.“
Eigentlich sei genügend Wirkstoff da, aber Ärzte und Apotheker scheuten sich.
Außerdem werde man die Mehrkosten bei Präparaten über Festbetrag sowie Rezepturen übernehmen. „Das ist weder für den Arzt noch den Apotheker ein wirtschaftliches Risiko. Diese Kosten werden erstattet.“
Lauterbach rechnet damit, dass sich die Lage schnell entspannen wird, weil
Mit Mehrkosten sei zwar zu rechnen, dies sei aber nicht beitragssatzrelevant. Den Vorwurf der Kassen, die Maßnahmen seien ein Weihnachtsgeschenk an die Industrie, wies er zurück. „Es ist ein Geschenk an die Kinder“, denn diese würden besser versorgt.
Zum weiteren Zeitplan: Da das Gesetz „wirklich sehr komplex“ sei, gehe erst im Januar weiter. Das reiche aber auch aus: Die kurzfristigen Maßnahmen könnten aber ab sofort umgesetzt werden, er werde daher Kassen und Ärzte- und Apothekerverbände entsprechende Anweisungen geben.
„Wir haben es mit der Ökonomisierung auch in der Arzneimittelversorgung mit patentfreien Medikamenten übertrieben“, so Lauterbach. Hierzulande würden Medikamente teilweise billiger verkauft als im Ausland, wo sie entsprechend mitunter auch noch lieferbar seien. „Besonders bei Kinderarzneimitteln spüren wir die Konsequenzen gerade besonders hart. Dass man in Deutschland nur schwer einen Fiebersaft für sein Kind bekommt, der im Ausland noch erhältlich ist, ist inakzeptabel.“
Daher werde man die Preisgestaltung von Kinderarzneien „radikal ändern“, so Lauterbach. „Wenn zum Beispiel die jungen Patientinnen und Patienten auf teurere Medikamente ausweichen müssen, sollen die Krankenkassen künftig deutlich mehr Kosten als heute übernehmen. Das wird kurzfristig für mehr Angebot bei Kinderarzneimitteln sorgen.“
Auch für den restlichen patentfreien Arzneimittelmarkt ändere man die Rahmenbedingungen, lockere Rabattvertrags- sowie Festbetragsregeln und sorge dafür, dass zuverlässigere europäische Hersteller bei Vertragsabschluss bevorzugt würden. Rabattarzneimittel müssten künftig ausreichend bevorratet werden.
„Die Discounter-Politik hat die Arzneimittelversorgung kontinuierlich über Jahrzehnte verschlechtert. Das zurückzudrehen, geht nicht über Nacht.“
Deswegen müssen wir bei Lieferengpässen den Apothekern helfen, ihren Kunden Alternativen anzubieten, wenn Medikamente nicht auf Lager sind. Ist ein Medikament nicht vorrätig, dürfen sie künftig ein wirkstoffgleiches Arzneimittel abgeben oder aus Pillen Säfte machen. Müssen Sie dafür mit dem Arzt Rücksprache halten, wird das zusätzlich honoriert.“
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