Mit Wirkung zum 1. Mai tritt Tatjana Zambo ihr Amt als Vorsitzende des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg an. Die Apothekerin aus Gaggenau folgt auf Verbandschef Fritz Becker, der bereits im vergangenen Jahr seine Amtsniederlegung angekündigt hatte. Er hatte den Verband seit 1998 geführt.
Im Rahmen einer virtuellen Feierstunde mit den Beiratsmitgliedern übergab Becker sein Amt an Zambo. Er wünschte ihr viel Erfolg, denn sie übernehme den Posten in sehr bewegten Zeiten: „Die aktuelle Pandemie fordert auch der Apothekerschaft Höchstleistungen ab.“ Zambo habe in den vergangenen Wochen und Monaten schon Gesicht und Führungsqualitäten gezeigt. „Mit ihr wird eine tatkräftige Apothekerin neue Präsidentin des Verbandes in Baden-Württemberg. Bei all ihrem Tun erhält sie Unterstützung durch eine starke Geschäftsstelle und durch unsere professionellen Kolleg:innen in Vorstand und Beirat des LAV.“
Becker ermunterte Zambo dazu, ihr neues Amt aktiv anzupacken: „Es ist wichtig, dass man Entscheidungen trifft und als bedeutender LAV vorangeht. Natürlich werden auch Fehler oder Rückschläge vorkommen. Doch die gehören in der Berufspolitik einfach dazu. Nur wer nichts tut, macht keine Fehler. Und Untätigkeit ist für den LAV Baden-Württemberg noch nie eine Option gewesen.“
Zambo wiederum würdigte Beckers große Leistung und seinen enormen Einsatz über zwei Jahrzehnte hinweg: „Keine Abschiedsrede für Fritz Becker kann ausreichend zum Ausdruck bringen, wie groß unser Dank und unser Respekt vor seiner getanen Arbeit für den apothekerlichen Stand ist. Er war immer kämpferisch, immer motiviert – egal, wie schwierig eine Situation auch war. Es ist Fritz Becker in über zwei Jahrzehnten immer gelungen, seinen Vorstand, den Beirat und auch das Team in seiner Geschäftsstelle wertschätzend einzubinden.“
Was sie von Fitz Becker als Präsident gelernt habe sei, dass man hinter verschlossenen Türen über jedes Thema hart, kontrovers und ausgiebig diskutieren könne. Nach außen sei es aber immer wichtig, als Verband und Apothekerschaft geeint aufzutreten und mit einer Stimme zu sprechen. Als große Etappenziele während Beckers Präsidentschaft im LAV und seines Einsatzes auf Bundesebene im DAV nannte Zambo die Honorarerhöhung von 2012, die Etablierung des Nacht- und Notdienstfonds (NNF) oder von honorierten Dienstleistungen. „Mit seiner Arbeit hat Fritz Becker ein wichtiges und tragfähiges Fundament gelegt für eine Zukunftssicherung der niedergelassenen Apotheke. Darauf kann ich in meiner Präsidentschaft aufbauen.“
Den Beginn ihrer eigenen Amtszeit sieht sie von der Pandemie bestimmt. Im Augenblick stelle sich die ganze Apothekerschaft gemeinsam den aktuellen Aufgaben von den Testungen bis hin zur Impfstoffbeschaffung: „Wir zeigen tagtäglich unsere Leistungsbereitschaft und -fähigkeit als Apotheken vor Ort. Mein Ziel als neue Präsidentin ist es derzeit, dass unsere LAV-Mitglieder diese außergewöhnlichen Aufgaben bestmöglich bewältigen können und sie vom Verband die Hilfestellungen erhalten, die sie benötigen.“
Ihr sei jedoch auch wichtig, dass die derzeit unter Beweis gestellte Leistungsfähigkeit der Apothekerschaft auf Sicht nachhaltig in der öffentlichen und politischen Wahrnehmung verankert werde. Und: „Die Übernahme von Leistungen muss auch immer zusammen gedacht werden mit einer künftigen, auskömmlichen Honorierung für unser Tun. Auch diesen Punkt werde ich in meiner Präsidentschaft ganz oben auf der Agenda führen.“
Als weitere Aufgabe führt Zambo den großen Komplex der Digitalisierung an. „Mein Ziel ist es hier, die Apothekerschaft in das digitale Zeitalter zu begleiten. Gemeinsam mit der Bundesebene werden wir Lösungen erarbeiten, die uns die Chancen und die Wege eröffnen, die flächendeckende Versorgung modern und digital mitzugestalten“, sagt Zambo. Dabei sehe sie sich durchaus als Bindeglied sowohl zu den jungen, sehr digital und modern aufgestellten Apotheken wie zu den Apotheken, die in dem Bereich vielleicht noch etwas mehr an Unterstützung benötigten.
Am Thema Digitalisierung ausgerichtet, zeichne sich für sie ab, dass auf Sicht innerhalb des Vorstandes die Arbeitsfelder und Ressorts neu definiert werden müssten, da das Thema der Digitalisierung sehr breit über die ehemaligen Arbeitsfelder strahle. Die bisherige Aufteilung in den GKV- und den Non-GKV-Bereich sei nicht mehr ausreichend. Hier werde der Vorstand neue Schwerpunkte setzen müssen. Insgesamt stehe sie auch dafür, die erfolgreiche Arbeit des baden-württembergischen Verbandes fortzusetzen: „Der LAV war und bleibt auch unter meiner Präsidentschaft ein kommunikationsstarker und reaktionsschneller Verband. Ich als Präsidentin werde mit dem Vorstand und unserem Beirat diese Tradition, für die auch Fritz Becker immer stand, fortsetzen. Dazu gehört, dass wir im kontinuierlichen und aktiven Austausch mit den politischen Entscheidungsträgern sind, um apothekerlichen Argumenten und Forderungen Gehör zu verschaffen.“
Zambo gehört dem LAV-Beirat seit 2008 an, in dem sie die LAV-Region Rastatt/Baden-Baden vertritt. Seit 2012 ist sie Mitglied im Vorstand und seit Juni 2017 Vizepräsidentin. Auch in der Vertreterversammlung der Landesapothekerkammer (LAK) engagiert sich die Apothekerin, die zwei Apotheken im badischen Gaggenau führt. In die Position des freiwerdenden Amts des Vizepräsidenten rückt das bisherige Vorstandsmitglied Rouven Steeb aus Bad Rappenau nach.
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