Apothekenhonorar

Spahn: Kassen sollten in Apotheker investieren

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Berlin -

Fünf Monate vor der Bundestagswahl gibt es in Sachen Apotheken nur einen Konsens zwischen allen Bundestagsfraktionen: Apotheker sollen ihre pharmazeutische Kompetenz mehr einbringen und neue Versorgungsaufgaben übernehmen. Bei einem Treffen mit der Erfa-Gruppe „Pharmacy Group Europe“ (PGE) sprach sich auch Jens Spahn (CDU) mehrfach für innovative Versorgungskonzepte in der Arzneimittelversorgung aus. Dass es bislang so wenige davon gebe, liegt aus Spahns Sicht nicht an den Apothekern – sondern an Krankenkassen, die Investitionen scheuen.

Die Gruppe trifft sich zwei Mal im Jahr in einer europäischen Großstadt, um das jeweilige Apothekensystem kennenzulernen. Bei ihrem Besuch in Berlin lud Spahn die Apotheker in den Bundestag ein. Die deutschen Pharmazeuten beschwerten sich darüber, dass innovative und patientenorientierte Versorgungskonzepte nicht ausreichend vergütet würden.

Spahn zeigte Verständnis für die Beschwerden der Apotheker: „Den Frust der Apotheker hinsichtlich ihrer Vergütung kann ich ein Stück weit verstehen. Im Vergleich zur ärztlichen Vergütung ist die Apothekervergütung deutlich weniger angestiegen“, so der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion. Er forderte zudem ein Umdenken in Sachen Apothekenhonorar: „Die Fixpauschale alleine deckt die Leistungen des Apothekers eigentlich nur ungenügend ab.“ Aus diesem Grund habe die Koalition auch die Notdienstpauschale ins Leben gerufen.

Die Pharmazeuten beschwerten sich zudem darüber, dass Versorgungsmodelle wie etwa die Arzneimittelberatung von Heimpatienten durch die Politik nicht ausreichend voran getrieben würden. Aus Spahns Sicht sind dafür aber Kassen und Apotheker selbst zuständig: „Innovationen müssen aus dem System heraus kommen, da kann die Politik nur den Rahmen setzen.“

Die Pharmazeuten müssten Verträge mit Krankenkassen abschließen. Dass die Apotheker bei den Kassen mit ihren Versorgungskonzepten oftmals auf Widerstand treffen, kritisiert der CDU-Politiker: „Leider tendiert die Bereitschaft der Kassen, in innovative Versorgungsprojekte zu investieren, derzeit gegen Null. Wir beobachten eine unterausgeprägte Bereitschaft zum Vertragsabschluss“, so Spahn.

Dies liege daran, dass die Kassen einen Zusatzbeitrag vermeiden wollten. „Dabei würden sich Investitionen in die Versorgung betriebswirtschaftlich durchaus lohnen, wenn man nicht nur kameral auf ein Jahr schaute“, so der CDU-Politiker.

Seit 1988 reisen die Apotheker der PGE gemeinsam durch Europa. Derzeit zählt die Gruppe rund 20 Mitglieder, die meisten aus Norddeutschland. Ihr Ziel ist der Erfahrungs- und Gedankenaustausch über die verschiedenen europäischen Gesundheitssysteme. Unter den Mitgliedern sind inzwischen nicht mehr nur Apotheker, sondern auch Privatgroßhändler und ein Architekt. Jedes Mitglied zahlt einen Jahresbeitrag von 600 Euro.

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