IGel-Angebote

Jeder vierte Patient zahlt selbst dpa, 08.12.2010 12:40 Uhr

Berlin - 

Mehr als jeder vierte der 70 Millionen Kassenpatienten bezahlt teils umstrittene Behandlungen beim Arzt aus eigener Tasche. Die Zusatzeinnahmen der Ärzte durch solche Leistungen stiegen seit 2008 um 500 Millionen Euro auf rund 1,5 Milliarden Euro, teilte das Wissenschaftliche Institut der AOK mit.

28 Prozent der Versicherten erhalten demnach pro Jahr mindestens eine medizinische Leistung auf Privatrechnung, fünf Jahre zuvor waren es noch 23 Prozent. Der Geschäftsführer des Instituts, Jürgen Klauber, sagte: „Ärzte werden offenbar auch als Verkäufer immer besser.“ Für die Studie wurden im Sommer 2500 Versicherte befragt.

Von den Kassen nicht bezahlte Ultraschalluntersuchungen liegen dabei mit 20 Prozent an der Spitze. Trotz Risiken werden sie meist bei Frauen in der Krebsvorsorge angewendet. Besonders häufig zahlen die Patienten auch Vorsorge vor Grünem Star am Auge sowie verschiedene Medikamente und Hilfsmittel selbst, auch Tests auf Prostatakrebs werden häufig als Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) angeboten.

Gerade in der Krebsvorsorge seien die Angebote allerdings umstrittenen, sagte Studienautor Klaus Zok. „Es spielt das Geschäft mit der Angst eine Rolle.“ Der Autor warnte vor falsch positiven oder negativen Befunden. „Es gibt auch gute IGeL-Leistungen“, betonte Zok. So könne etwa die Beratung und gegebenenfalls Impfung vor einer Fernreise sinnvoll sein.

Rund zwei Drittel der Ärzte bieten IGeL-Leistungen an - an der Spitze liegen Augenärzte, Gynäkologen, Urologen, Orthopäden sowie Hautärzte. In 54 Prozent der IGel-Fälle kommt laut AOK zum Rechtsbruch: Anders als vorgeschrieben bestätigen die Betroffenen in diesen Fällen nicht vorher schriftlich, dass sie auf eigene Kosten behandelt werden wollen. Rund drei Viertel gaben an, nicht von sich aus nach solchen Leistungen gefragt zu haben.