Betriebsergebnis

Jede fünfte Filiale ertragsschwach

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Berlin -

Immer weniger Apotheken und immer mehr Filialen – dieser Trend hält sich seit Jahren. Die Entwicklung geht nach Statistiken der Treuhand Hannover jedoch nicht mit wirtschaftlichem Erfolg einher. Jede fünfte Filiale erwirtschaftet der Steuerberatungsgesellschaft zufolge weniger als 25.000 Euro Betriebsergebnis pro Jahr.

Als in diesem Sinne „ertragsschwach“ hat die Treuhand bundesweit 900 Filialbetriebe ausgemacht. „Heute werden an Filialen viel höhere Renditeerwartungen gestellt, als in der Vergangenheit. Immer weniger Betriebe, die als Filialkauf oder -gründung in Betracht gezogen werden, erfüllen diese“, so die Analyse der Steuerberater.

Nach Statistiken der ABDA stieg die Zahl der Filialen im vergangenen Jahr um 96, während die Gesamtzahl an Apotheken um 275 sank. Damit lag der Anteil der Filialen am Gesamtmarkt Ende 2017 bei knapp 23 Prozent. Apotheken in einem Filialverbund kommen inzwischen auf fast 40 Prozent Marktanteil. Der Apotheker in seiner Apotheke scheint immer mehr zum Auslaufmodell zu werden.

Allerdings zeigt der Trend bei der Filialisierung nach unten: Der Anstieg der Filialzahlen hat abgenommen. 2017 gab es demnach sogar weniger 2er-Verbünde (Hauptapotheke plus Filiale) als im Vorjahr. Steigerungen in der Anzahl gibt es nur noch bei den größeren Verbünden mit zwei oder drei Filialen. „Dies legt den Verdacht nahe, dass die Möglichkeit zur Filialisierung inzwischen an Grenzen stößt“, so die Steuerberatungsgesellschaft.

Ein Problem: Filialen erzielen ein signifikant schlechteres Betriebsergebnis als Einzelapotheken. Inklusive der Einnahmen aus dem Nacht- und Notdienstfonds (NNF) lag das Betriebsergebnis einer Filiale mit 4,9 Prozent deutlich unter dem einer etwa gleich großen Einzelapotheke mit 6,9 Prozent.

Zwar haben Filialen beim Umsatz im Vergleich zu 2016 mit einem Plus von 3,5 Prozent sogar etwas mehr zugelegt als Einzelapotheken (+3,2 Prozent) und erreichen einen Rohgewinn von 24,3 Prozent im Vergleich zu 24 Prozent. Doch die vergleichsweise höheren Personalkosten schlagen zu Buche: Hier liegt die Filiale mit einem Anteil von 12,3 Prozent deutlich über der Einzelapotheke mit 10,2 Prozent.

Ursächlich ist die Position des angestellten Filialleiters. Die Differenz von rund zwei Prozentpunkten entsprechen in der Rechnung der Steuerberater etwa 45.000 Euro. Die Treuhand schlussfolgert daraus, dass in Filialen sogar weniger Mitarbeiter um die Kundenbedienung kümmern und Synergieeffekte einstellen. Denn die Differenz bei den Personalkosten reicht typischerweise nicht für das Gehalt eines Filialleiters. Das Tarifgehalt eines Vollzeitapprobierten verursacht auf Arbeitgeberseite bereits 55.000 Euro Personalkosten – und Filialleiter werden in aller Regel übertariflich bezahlt.

Das Betriebsergebnis von Filialen lag nach den Treuhand-Zahlen mit 4,9 Prozent vom Umsatz unter dem Niveau vom Vorjahr, absolut auf derselben Höhe. Die Umsatzzuwächse sind komplett durch Wareneinsatz- und Kostensteigerungen aufgezehrt worden.

Die Treuhand empfiehlt Apothekern eine genaue Analyse des Standorts, bevor sie eine Filiale übernehmen oder neu gründen: Lage und Einzugsgebiet, Wettbewerbssituation, Zustand der Einrichtung, Frequenzbringer und Verkehrsanbindung. Auch die Anzahl und das Alter der Ärzte, deren Fachrichtungen und Verschreibungsgewohnheiten seien berücksichtigen. Dabei sollten die Inhaber nicht nur die aktuelle Situation bewerten, sondern ein paar Jahre in die Zukunft blicken.

Wer einen Filialverbund führt, kann sich nicht mehr allein auf sein pharmazeutisches Wissen oder sein Beratungstalent verlassen. Inhaber müssten ihre Managementqualitäten ausbauen, den eigenen Laden straffer organisieren, mahnt die Treuhand. Die Steuerberater helfen auf Wunsch an beiden Enden: bei der Standortsuche und der Organisationsberatung.

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