Interview Mathias Arnold

Verantwortung heißt Konsequenzen tragen

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Berlin -

ABDA-Vize Mathias Arnold ist „Mister Leitbild“ in der Jägerstraße. Er hat das Projekt beim Apothekertag 2013 vorgestellt und viele Anregungen aus anderen Leitbildern gesammelt. APOTHEKE ADHOC verriet er, wie er das Ergebnis und sein Zustandekommen einschätzt und warum er jetzt keine weitere Debatte erwartet.

ADHOC: Entspricht das Ergebnis Ihren Erwartungen?
ARNOLD: Es ist sogar mehr geworden, als ich erwartet hatte. Die Diskussion hat einige Aspekte aufgezeigt, an die ich im Vorfeld nicht gedacht hatte. Die Debatte wurde im Laufe der Zeit immer fundierter und sachlicher, es wurde um Lösungen und Formulierungen gerungen. Dass es so gut läuft, hatte ich gehofft.

ADHOC: Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Punkte?
ARNOLD: Es soll ein definiertes heilberufliches Netz geben. Innerhalb dieses Netzes übernehmen die Apotheker die Verantwortung für die Arzneimittelversorgung. Das bedeutet, dass die Apotheker auch die Konsequenzen tragen – anders geht es nicht. Uns schwebt ein System vor, in dem alles zusammen funktioniert, in dem die Beteiligten des Netzwerks konsiliarisch zusammenarbeiten. Das System soll sich am Patienten ausrichten. Deshalb muss sein individuelles Setting – also etwa Alter, Bildung, Religion – einbezogen werden. Dafür steht auch der neue Claim „Näher am Patienten“. Letztlich schont eine bessere Vernetzung auch die Sozialsysteme.

ADHOC: Die Apotheker sollen „grundsätzlich evidenzbasiert“ versorgen. Wie soll das gehen?
ARNOLD: Wie allgemein üblich wird in der Arzneimitteltherapie die bestmögliche Evidenz angestrebt. Die Formulierung „grundsätzlich“ verdeutlicht aber, dass dies einen weiten Ermessensspielraum lässt. So kann auf die persönlichen Umstände und Präferenzen des Patienten Rücksicht genommen werden, zum Beispiel dem Wunsch nach homöopathischer Behandlung.

ADHOC: Was hat es nicht in das Leitbild geschafft?
ARNOLD: Das Perspektivpapier ist eine Vision für Apotheker – manches steht nicht drin, weil es zu strategisch ist. Das sind zum Beispiel die Verlängerung des Pharmaziestudiums, die der Bundesverband der Pharmaziestudierenden gefordert hat, oder die Honorarentwicklung. Darüber werden wir natürlich diskutieren. Es gibt eine Arbeitsgruppe, die sich mit der Honorarfrage beschäftigt. Zum Teil verwenden wir auch politische Forderungen, die bewusst Verhandlungsspielraum lassen. Das Medikationsmanagement zum Beispiel wird im Perspektivpapier nicht definiert – denn es wird sich in den nächsten Jahren sicher stark verändern. Für Prozessbeschreibungen ist die Vision nicht der richtige Platz.

ADHOC: Sind Sie mit der Beteiligung beim Leitbildprozess zufrieden?
ARNOLD: Es kann natürlich immer mehr sein. Aber wir haben eine gute Basis für das Dokument. Ich denke, dass ein großes Interesse da war: Auf der Online-Plattform haben nach meinem Gefühl sehr viele Inhaber mitdiskutiert. Man kann bei solch einer Debatte nicht erwarten, dass 100 Prozent der Apotheker mitmachen – für dieses Medium war das Ergebnis sehr gut. Auch in den Präsenzveranstaltungen gab es eine große Beteiligung und eine breite Zustimmung.

ADHOC: Wie geht es jetzt weiter?
ARNOLD: Auch bei der Mitgliederversammlung kann natürlich noch inhaltlich über das Perspektivpapier diskutiert werden – und es kann auch abgelehnt werden. Da das Dokument aber sehr demokratisch entstanden ist, erwarte ich keine inhaltliche Debatte mehr. Die Empfehlung des Vorstandes ist es, das Papier anzunehmen und den Delegierten des Deutschen Apothekertags dasselbe zu empfehlen.

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