Kassenabschlag

Becker: „Die Kassen denken in Budgets“ Benjamin Rohrer, 15.04.2013 09:40 Uhr

Budgetdenken der Kassen: DAV-Chef Fritz Becker hofft beim Kassenabschlag nach wie vor auf eine Gesamtlösung. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Das Schiedsverfahren zum Kassenabschlag 2013 ist angerollt. Die Apotheker wollen den Abschlag von 1,75 Euro aus verhandeln. Die Kassen sehen ihn bei 2,05 Euro. Im Interview mit APOTHEKE ADHOC erklärt der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Fritz Becker, warum Kassen und Apotheker grundsätzlich unterschiedliche Herangehensweisen an die Berechnung des Abschlags haben und wie es im Schiedsverfahren nun weiter geht.

ADHOC: Die Krankenkassen sehen den Zwangsrabatt 2013 nach wie vor bei 2,05 Euro oder sogar höher. Überrascht Sie das?
BECKER: Nein. Uns war klar, dass deren Forderungen weit von unseren entfernt liegen. Die Kassen vergessen aber immer wieder einen ganz wichtigen Punkt in ihren Berechnungen: die Mehrarbeit durch die Rabattverträge. Diese muss in die Berechnung des Abschlags einbezogen werden. Insgesamt haben die Kassen eine grundsätzlich andere Herangehensweise.

ADHOC: Welche wäre das?
BECKER: Der GKV-Spitzenverband denkt in Budgets. Die Krankenkassen wollen den Apothekern unabhänig von ihrem Aufwand einen Betrag X pro Jahr zukommen lassen, also wie bei den Ärzten. Das können wir aber nicht zulassen: Denn durch gesteigerte Packungszahlen wird unsere Arbeit immer mehr, dafür wollen wir vergütet werden. Und noch eins: Sollten die Packungszahlen irgendwann einmal sinken, werden die Kassen ihre Meinung dazu voraussichtlich umkehren.

ADHOC: Ist bei solch verhärteten Fronten eine Verhandlungslösung überhaupt noch möglich?
BECKER: Wir bleiben bei unserer klaren Position: Verhandelt wird auf Basis von 1,75 Euro, und das Verhandlungsergebnis muss darunter liegen. Wir haben dem Vorsitzenden der Schiedsstelle Dr. Rainer Hess dies in einer Stellungnahme zum Schriftsatz der Kassen nochmals klar gestellt.

ADHOC: Herr Hess favorisiert eine Paketlösung, die auch den Streit aus 2009 und 2010 klärt. Die Kassen gehen in ihrem Schriftsatz darauf nicht ein. Ist das Thema also aus der Welt?
BECKER: Nein. In den Schriftsätzen sind die Verhandlungspartner angehalten, ihre Berechnungen und Anträge für den Kassenabschlag 2013 zu übermitteln. Wir sind nach wie vor für eine Paketlösung, die müsste aber bei einem Treffen ausgehandelt werden.

ADHOC: Wie könnte das Gesamtpaket aus Ihrer Sicht aussehen?
BECKER: Das kommt auf Herrn Hess an. Für uns wäre es wichtig, dass die Verfahren aus 2009 und 2010 erledigt werden und gleichzeitig für 2013 eine Summe X festgelegt wird, die nicht wieder beklagt wird. Ebenfalls wichtig für uns wäre, dass für die kommenden Jahre Klarheit geschaffen wird.

ADHOC: Was meinen Sie damit?
BECKER: Wir fordern klare Faktoren und Regeln, wie die Abschläge 2014 und 2015 berechnet werden. Stellen Sie sich vor, der Kassenabschlag 2013 landet auch wieder vor Gericht. Insbesondere für Apotheken, die den Besitzer wechseln, könnten diese ganzen Verfahren und Unsicherheiten zum Problem werden.

ADHOC: Wie geht es nun also weiter im Schiedsverfahren?
BECKER: Am kommenden Donnerstag steht das erste Treffen der Schiedsstelle an. Zunächst werden wahrscheinlich Verhandlungskommissionen ins Rennen geschickt. Erst in der zweiten Runde könnten dann Herr von Stackelberg und ich aufeinander treffen.