„Apotheker werden um Qualität konkurrieren“ APOTHEKE ADHOC, 26.09.2015 08:54 Uhr
Apotheker aus der ganzen Welt treffen sich in der kommenden Woche in Düsseldorf. Nach 26 Jahren findet der Kongress des Weltapothekerverbands FIP wieder in Deutschland statt. Seit 2014 ist Dr. Carmen Peña aus Spanien die Präsidentin. Die Apothekerin gehört der Vereinigung seit mehr als 20 Jahren an. Mit APOTHEKE ADHOC sprach sie über die Vergütung und die künftige Rolle der Apotheken.
ADHOC: Welche politischen Forderungen gibt es?
PEÑA: Die Honorierung ist ein wichtiges Thema, gerade vor dem Hintergrund unseres neuen wirtschaftlichen Umfelds und unserer Vision von einem umfassenden Gesundheitssystem. Wir gehen davon aus, dass sich Veränderungen in der Berufsausübung auch in der Vergütung der Apotheken widerspiegeln sollten.
Ausbildung und die Bedürfnisse der Mitarbeiter sind weiterere wichtige Punkte: Neue Fähigkeiten sind gefragt, um auf neue Anforderungen und Serviceangebote reagieren zu können. Die öffentliche Apotheke muss als Gesundheitszentrum gesehen werden. Außerdem muss die professionelle Unabhängkeit sichergestellt werden: Ökonomische Interessen dürfen nicht mit Patienteninteressen konkurrieren.
ADHOC: Welche pharmazeutischen Fähigkeiten sind besonders wichtig?
PEÑA: Um ein erfolgreiches Mitglied im therapeutischen Team zu sein, benötigen Apotheker Fähigkeiten für viele verschieden Funktionen. 2000 haben wir das Konzept des „Sieben-Sterne-Apothekers“ von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in unsere Stellungnahme zur „Good pharmacy education practice“ aufgenommen. Apotheker müssen ausgerüstet werden, um ihrer Rolle als Heilberufler, Entscheider, Kommunikator, Manager, lebenslanger Schüler, Lehrer und Führungsperson gerecht zu werden. Wir dürfen aber nicht die stetig aktualisierte Grundlage im Bereich Wissenschaft vergessen.
ADHOC: Wo sehen Sie Apotheken in zehn Jahren?
PEÑA: Apotheken sollen eine Anlaufstelle für Gesundheitslösungen sein. FIP sieht die Apotheken als ein Haupteingangstor zum Gesundheitssystem. Wir erwarten einen stärkeren Wettbewerb zwischen Apotheken, der sich auf die Serviceangebote bezieht. Beim FIP-Kongress werden wir zwei Analysen über Nachhaltigkeit von Apothekendienstleistungen vorstellen. Dabei werden verschiedene Vergütungsmodelle aus aller Welt vorgestellt. Außerdem werden globale Trends bei Apotheken gezeigt.
ADHOC: Welche Rolle werden Apotheken künftig haben?
PEÑA: Apotheken werden sich mehr auf den klinischen Bereich fokussieren. Wir erleben eine Revolution: Das Angebot der Apotheken wird um intelligente Dienstleistungen erweitert. Apotheker werden künftig stärker als das Gesicht von Gesundheitsversorgung und Prävention angesehen werden.
ADHOC: Wo ist diese Entwicklung am weitesten fortgeschritten?
PEÑA: Jedes Land hat seine Stärken. Einen klaren Vorreiter gibt es nicht. Wir nehmen eine Explosion an Innovationen wahr, einige Länder sind schon weiter, andere folgen. Im Bereich der Krankenhauspharmazie ist das Medikationsmanagement bereits in vielen Ländern fortgeschritten.
ADHOC: Wo stehen die deutschen Apotheken?
PEÑA: Apotheken in Deutschland haben einen starken und guten regulatorischen Rahmen, der auf die Rolle der öffentliche Apotheke ausgerichtet ist. Nichtsdestotrotz: Man kann immer von anderen Ländern lernen.
ADHOC: Warum sind soziale Netzwerke und Internet für Apotheker wichtig?
PEÑA: Ein Molekül wird erst ein Arzneimittel, wenn es mit Informationen verbunden ist. Patienten gelangen immer schneller an Informationen, soziale Netzwerke haben großes Potenzial. Sie werden allmählich genutzt, um Informationen im Bereich Pharmakovigilanz zu sammeln.
Das Internet ist eine exzellente Plattform, um Informationen und Daten zu teilen und öffentliche Apotheken voranzubringen – bis hin zu e-Apotheken. Deswegen implementieren wir gemeinsam mit dem US-Apothekerverband NABP das Programm .pharmacy. Die Initiative hat den Zweck, Verbrauchern Sicherheit zu geben, dass sie nicht bei illegalen Anbietern einkaufen.
Es ist wichtig sowohl den Nutzen, als auch die Gefahren zu sehen. Bei FIP bauen wir gerade eine Arbeitsgruppe „Arzneimittel und Information“ auf, die auch den Bereich soziale Netzwerke und Internet abdeckt.
ADHOC: Was ist Ihnen bei der pharmazeutischen Ausbildung am wichtigsten?
PEÑA: Einer unserer zentralen Punkte ist das Konzept einer fortlaufenden Fortbildung und Entwicklung. Wir Apotheker müssen unser Wissen und unsere Fähigkeiten stetig aktualisieren. Strategisches Ziel einer unserer Initiativen ist es, einen bedarfsorientierten Ansatz und ein kompetenzbasiertes System zu haben. Wir wollen auch eine bessere Zusammenarbeit zwischen Pädagogen, Apothekenleitern, Apothekern und Wissenschaftlern, die Patienten und dem Gesundheitssystem zugute kommt.