Bundestagsabgeordneter Dr. Georg Kippels (CDU) ist im Nordrhein-westfälischen Bedburg verwurzelt. Der Jurist hat den Platz von Jens Spahn (CDU) im Gesundheitsausschuss übernommen, nachdem dieser Staatssekretär im Finanzministerium wurde. Kippels will sich besonders für die Aufrechterhaltung der Landversorgung einsetzen. Am Dienstag besuchte er die Kölner Birken- und Westgate-Apotheke von Erik Tenberken. Mit APOTHEKE ADHOC sprach er über Retaxationen, High-Tech-Beratung und über seine enge Verbindung zu den Apothekern in seinem Heimatort.
ADHOC: Was haben Sie von Ihren Apothekenbesuchen mitgenommen?
KIPPELS: Herr Tenberken und ich haben uns lebhaft ausgetauscht. Er hat sich viel Zeit genommen und mir alles genau erklärt. Ich war besonders beeindruckt von der Innovationskraft in den Apotheken, das hatte ich mir schwer vorstellen können. Es gibt also technische Möglichkeiten, Prozesse in der Apotheke zu verbessern. In der Verblisterung etwa, aber genauso in der Beratung. Was Herr Tenberken dazu etwa mit den Beratungsterminals anbietet, hat mich beeindruckt. Das dient der Information des Kunden.
ADHOC: Welche Sorgen haben die Apotheker?
KIPPELS: Viele der angesprochenen Probleme waren mir als Jurist bereits bekannt; beispielsweise kenne ich die Retax-Schwierigkeiten der Apotheker. Ich weiß, was für eine wirtschaftliche Belastung das für sie bedeutet. Doch die gerade laufende Debatte um die Rechtmäßigkeit von Skonti für Apotheken war mir neu, zumindest in diesen Ausmaßen. Da werde ich mich noch einarbeiten.
ADHOC: Sie sind für Jens Spahn nachgerückt. Wieso Gesundheitsausschuss?
KIPPELS: Im ersten Anlauf hatte es nicht geklappt, wohl aufgrund der Proporz-Situation. Stattdessen bin ich in den Ausschuss für Entwicklungshilfe gekommen. Dort habe ich mich auch mit Themen wie der Krankheitsbekämpfung und Medikamentenentwicklung auseinandergesetzt, wodurch ich bereits mit dem Pharmabereich vertraut bin.
ADHOC: Normalerweise ist Gesundheitspolitik nicht das beliebteste Feld.
KIPPELS: Schon zu Beginn der Legislaturperiode wollte ich im Gesundheitsausschuss arbeiten, das war mein Wunsch. Zum einen, weil auch mein Wahlkreisvorgänger dort vertreten war. Doch vor allem habe ich viele Freunde und Bekannte aus dem Apotheken- und Krankenhausumfeld. Daher hat mich die Position gereizt. Als Herr Spahn ins Finanzministerium ging, habe ich mich direkt bei meinem CDU-Landesvertreter um die Stelle im Gesundheitsausschuss beworben und sie innerhalb einer Woche bekommen, was mich sehr gefreut hat. Ich sehe das auch als Anerkennung meiner bisherigen Arbeit im Bundestag.
ADHOC: Was wollen Sie im Gesundheitsausschuss bewegen?
KIPPELS: Besonders möchte ich mich in das Reformgesetz zur Krankenhausstruktur einbringen. Noch ist diese in meinem Wahlkreis zwar in Ordnung, aber es gibt bei den Kliniken große Unterschiede. Für die kleineren Häuser könnte es eng werden, gerade wegen der Nähe zu Köln. Doch wenn man hier dann 30 Kilometer bis zum nächsten Krankenhaus fahren muss, ist das einfach zu weit. Damit einher geht das ganze große Thema der Landversorgung, für das ich mich ebenfalls einsetzen will. Dazu gehört auch, mit attraktiven Kommunen dafür zu sorgen, dass mehr junge Ärzte aufs Land ziehen. Und zur medizinischen Versorgung gehören neben den Ärzten und den stationären Einrichtungen die Apotheken – das ist für mich ein gleichseitiges Dreieck. Darüber hinaus möchte ich auf internationaler Ebene die Medikamentenforschung stärken. So nehmen etwa Tuberkuloseerkrankungen wieder zu; dagegen muss etwas getan werden.
ADHOC: Mit welchen Apothekern sind Sie denn befreundet?
KIPPELS: Eigentlich mit allen Apotheker in meiner Umgebung: Das sind die Inhaber der vier Bedburger Apotheken und ein Apotheker aus Bergheim. Uns verbindet ein freundschaftliches Verhältnis. Alle von ihnen sind auch sehr politikinteressiert. Eine Stammapotheke habe ich nicht; ich rotiere. So gibt es für jeden einen Beitrag aus meinem Budget – und ich kann außerdem mit allen sprechen.
ADHOC: Wie schätzen Sie den Stand der Apotheker ein?
KIPPELS: Je näher ich den Apothekenmarkt kennenlerne, desto mehr sehe ich, wie kompliziert er ist. Es gibt sehr viele Rahmenvorschriften, an die sich Apotheker halten müssen. Hinzu kommt die gesundheitliche Aufsichtsfunktion, die ein Apotheker einnimmt. Historisch ist der Apothekerberuf zudem sehr wissenschaftlich angelegt. Apotheker sind also vielfältig gefordert; es steht viel Kompetenz hinter dem HV-Tisch. Ich habe daher seit jeher großen Respekt vor dem Berufsstand.
ADHOC: Wie verbinden Sie Bedburg und Berlin?
KIPPELS: Ich schätze es sehr, in Berlin zu sein und Sachverhalte hautnah und unkompliziert angehen zu können. Es ist eine spannende Herausforderung. Meinem Beruf als selbstständiger Rechtsanwalt kann ich leider nicht mehr nachgehen, das ist inzwischen eher ein Hobby: Ich habe in einer Familienkanzlei gearbeitet, meine Frau ist auch Anwältin, außerdem haben wir einen Seniorpartner. So werde ich hin und wieder einmal konsultiert und nach meiner Meinung zu Fällen gefragt. Aber neben der Politik kann ich nicht mehr voll arbeiten. Allerdings bin ich noch Ortsbürgermeister in Bedburg. Das ist mir wichtig, denn ich möchte an der Basis dran bleiben. Ich sehe darin die Aufgabe des Mandats: Die Querverbindung schaffen zwischen Bürgern und Legislative; die Stimmung einfangen und erkennen, was gerade gefordert ist.
Dr. Georg Kippels (CDU) wurde am 21. September 1959 in Bedburg geboren. Er studierte Jura an der Universität Köln; 1989 absolvierte er sein zweites Staatsexamen in Düsseldorf. Anschließend machte er sich als Rechtsanwalt in Bedburg selbstständig und promovierte 1990 in Köln. Seit 1980 ist der Jurist Mitglied der CDU und seit 2000 Ortsbügermeister in Bedburg-Mitte. Bei der Bundestagswahl 2013 wurde Kippels direkt in den Bundestag gewählt. In Berlin ist er Mitglied im Gesundheitsausschuss und im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
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