Insolvenz

Grevener Klinikapotheke vor dem Aus Julia Pradel, 13.06.2015 08:58 Uhr

Berlin - 

Die Mitarbeiter der Krankenhausapotheke des Marienhospitals Münsterland in Greven blicken in eine ungewisse Zukunft: Die Krankenhausgruppe hat Insolvenz angemeldet. Das Krankenhaus selbst soll verkauft werden – voraussichtlich aber ohne die dazugehörige Apotheke. Die könnte bereits zu Ende Juni schließen. Entschieden ist allerdings noch nichts.

Das Marienhospital Münsterland ist eine Tochtergesellschaft der Christlichen Krankenhaus-Träger GmbH (CKT). Es ging im Sommer aus der Fusion der drei vormals selbstständigen Krankenhäuser Emsdetten, Greven und Steinfurt hervor. Die Krankenhausgruppe beschäftigte zuletzt rund 2000 Mitarbeiter. Insgesamt gehörten zu der Gruppe rund 700 Betten.

Die CKT setzte 2012 mehr als 100 Millionen Euro um und lag mit 3,4 Millionen Euro im Minus. 2014 verpflichtete die CKT einen Branchenberater, um Sanierungsmaßnahmen zu begleiten. Das Marienhospital lag 2012 mit 3 Millionen Euro und 2013 erneut mit 3,1 Millionen Euro im Minus. Für 2014 erwartete das Krankenhaus einen Fehlbetrag von 2,8 Millionen Euro. Mitte Dezember meldete das Marienhospital Insolvenz an.

Für das Krankenhaus in Emsdetten gibt es Medienberichten zufolge noch keine Lösung. Das Haus im Kreis Steinfurt soll die Mathias-Stiftung übernehmen, die Klinik in Greven soll an die St.-Franziskus-Stiftung aus Münster gehen, einem der größten konfessionellen Krankenhausträger in Nordwestdeutschland. „Definitiv ist das aber noch nicht“, so Ulrich Scheer, Geschäftsführer des Marienhospitals Münsterland. Die Übernahme hänge noch in der Luft.

Die Krankenhausapotheke in Greven will die St.-Franziskus-Stiftung dem Vernehmen nach allerdings nicht übernehmen. Die Zentralapotheke des Marienhospitals Münsterland versorgt derzeit noch von Greven aus das dortige Krankenhaus sowie die zwei anderen Standorte der Gruppe, sieben Reha-Einrichtungen und verschiedene Rettungsdienste. 2012 lag der Umsatz der Apotheke bei 6,2 Millionen Euro.

Ein Schwerpunkt der Apotheke ist die aseptische Herstellung von Zytostatika, Lösungen zur parenteralen Ernährung und Periduralanästhesie. Rund 11.000 Zubereitungen werden im Jahr hergestellt. 15 Vollkräfte sind in der Apotheke angestellt, 18 bis 19 Mitarbeiter wären Scheer zufolge von der Schließung betroffen.

Die St.-Franziskus-Stiftung kann allerdings auf eigene Ressourcen zurückgreifen: Zu der kirchlichen Unternehmensgruppe gehören heute bereits 13 Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen und Bremen, vier Behinderteneinrichtungen, vier Seniorenheime und die eigene Krankenhausapotheke in Ahlen.

Die Krankenhausapotheke des St. Franziskus-Hospitals ist „Medicalorder Pharma“. Die mehr als 40 Mitarbeiter versorgen bereits rund 20 Kliniken und verschiedene andere Einrichtungen – insgesamt 5000 Betten im Umkreis von 100 Kilometern. Sie könnten zukünftig auch die Einrichtungen der Krankenhausapotheke in Greven übernehmen. Die Apotheke in Ahlen setzte 2013 insgesamt 37 Millionen Euro um.

Die Apotheke gehört zu dem „Medicalorder Center“, einem regionalen Dienstleistungszentrum. Neben der Apotheke gehören die Warenhandelsgesellschaft „Medicalorder Services“ mit einem Jahresumsatz von mehr als 80 Millionen Euro und die Zentralsterilisation „Medicalorder Instruments“ mit einem Umsatz von sechs Millionen Euro zu der Gruppe.

Die St.-Franziskus-Stiftung setzte 2013 knapp 620 Millionen Euro um. Rund 10.000 Mitarbeiter sind bei dem Krankenhausträger angestellt, 7500 arbeiten in den Krankenhäusern der Gruppe.