Helgoland

Insel-Apotheker: Lieber Rx-Versandverbot als 180.000 Euro

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Berlin -

Seit bald fünf Jahren führt Carsten Hase die Insel-Apotheke auf Helgoland – bei Wind und Wetter, bei Tag und nach Nacht, 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr. Demnächst könnte der Apotheker über Nacht ungewollt zum Profiteur des Plans B von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) werden: Das Nacht- und Notdiensthonorar der Insel-Apotheke würde dann auf rund 180.000 Euro im Jahr steigen. Trotzdem: „Ich fände die Umsetzung des Rx-Versandhandelsverbotes besser“, sagt Hase, „das wäre für alle Apotheker gerechter.“

„Das Rx-Versandverbot sichert die Kalkulationsbasis für alle Apotheker“, findet Hase. Damit könne man die Zukunft der Apotheken auf eine sicherere wirtschaftliche Basis stellen. Für geradezu „abstrus“ hält Hase den Vorschlag, in ein deutsches Gesetz einen Boni-Deckel für ausländische Versandapotheken von 2,50 Euro zu schreiben. „Das kann doch niemand kontrollieren, das wird doch bestimmt wieder unterlaufen“, erwartet der Helgoland-Apotheker. Neben den Boni könnten die Versender ihren Kunden ja noch andere Vorteile bei einer Rx-Bestellung anbieten. „Dann muss das wieder gerichtlich geklärt werden und das dauert Jahre.“

Wenig abgewinnen kann Hase auch dem Vorschlag, zusätzliches Honorar für Dienstleistungen einzuführen: „Ich glaube nicht, dass sich das rechnet.“ Der Dokumentationsaufwand sei vermutlich hoch, zudem traut Hase den Krankenkassen nicht: „Dann wird wieder retaxiert.“ Das alles bedeutet neuen Ärger.

Und wenn dann doch die Verdopplung des Honorars für den Not- und Nachtdienst käme, fühlt er sich nicht bevorteilt: „Das ist kein geschenktes Geld“, sagt Hase: „Ich habe 365 Tage Dienst, muss immer das Handy griffbereit haben. Das ist schon eine erhebliche Belastung.“ Nicht mal schwimmen gehen oder „mit meiner Frau kuscheln“ könne er, ohne dass er ein Auge auf sein Handy habe.

Eine Statistik geführt über seine tatsächlichen Einsätze im Nacht- und Notdienst hat Hase nicht – und eine gefühlte Einschätzung: „In der Mittagszeit werde ich häufig gestört“, berichtet der Apotheker. Und abends zwischen 18 und 20 Uhr. „Dann kommen viele Bewohner von ihrer Arbeit auf See nach Hause und klingeln bei mir“, erzählt Hase, der über der Apotheke wohnt: „Jeder weiß ja, dass ich zu Hause bin.“ Dass er nachts raus müsse, komme eher selten vor. Hase sagt: „Ich habe mich arrangiert mit der ständigen Erreichbarkeit. Meiner Frau fällt das schwerer, wenn sie mich für ein paar Tage mal vertritt.“

Ob Weinachten oder Silvester, stets sei er im Dienst, blickt Hase auf die kommenden Festtage. Zwar könne er zu Hause unterm Weihnachtsbaum feiern. Aber wahrscheinlich müsse er raus. Denn über die Feiertage kämen wieder deutlich mehr Touristen nach Helgoland, weiß Hase aus Erfahrung. Irgendjemand benötige dann immer seine Hilfe.

Auf Helgoland versorgt die Insel-Apotheke allein die etwa 1300 Bewohner – und während der Saison die Touristen. Seinen Umzug auf die Insel hat er nicht bereut: „Überhaupt nicht, ich finde das toll hier. Das Leben ist entspannter, nicht so hektisch.“ Dieser Annehmlichkeit steht die durchgängige Abrufbereitschaft gegenüber. Der nächtliche Notdienst verlangt, zwischen 20 Uhr abends und 6 Uhr morgens in der Apotheke Volldienst zu leisten. Das bedeute „24 Stunden pro Tag, 365 Tage im Jahr Dienst – und das Handy immer mit unter die Dusche nehmen“, so der Apotheker. Für jeden Urlaub muss zudem eine Vertretung gefunden werden, die bereit ist, ebenfalls zu diesen Konditionen zu arbeiten.

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