Gesundheitsministerin besucht Apotheke

„Inhabergeführte Apotheke nicht zerschlagen“

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Berlin -

Im Vorfeld der anstehenden Apothekenproteste in Hessen, besuchte die Gesundheitsministerin Diana Stolz (CDU) zusammen mit Holger Seyfarth, dem Vorsitzenden des Hessischen Apothekerverbands (HAV), die Wilhelms-Apotheke in Wiesbaden. Neben Inhaber Andreas Dornheim sind auch Stammkunden der Apotheke zum Besuch erschienen, um der Ministerin zu erklären, warum die wohnortnahe Apotheke eine so wichtige Anlaufstelle ist.

Als „echten Schatz“ bezeichnete die Ministerin die Apotheken in Deutschland, die es zu bewahren und zu unterstützen gilt und nicht zu schwächen. Mehrfach betonte sie während des Treffens, wie wichtig die Leistungen der Apotheken durch approbierte Mitarbeiter:innen sind.

Apotheken mit verringertem Leistungsangebot, wie sie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in seinem Referentenentwurf skizziert, lehnt die Ministerin klar ab. „Die inhabergeführte Apotheke darf nicht zerschlagen werden“, erklärte sie. „Apothekerinnen und Apotheker sind die Garanten für eine niederschwellige und hochwertige Beratung in der Stadt und auf dem Land.“ Dafür mache sich die Landesregierung stark. „Daran sollten wir nicht rütteln“, erklärte Stolz.

Vorhandene Strukturen stärken – statt doppelte zu etablieren

„Mir erschließt sich nicht, warum man in Berlin über Gesundheitskioske nachdenkt, statt das, was wir haben, nämlich die Apotheke vor Ort, wo ich fachkundige Beratung bekomme, zu stärken“, erklärt Stolz. „Wir hätten die Pandemie niemals ohne eine funktionierende Apothekenstruktur bewältigen können“, betont die Ministerin.

Patient:in nicht reiner „Tablettenkäufer“

„Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich in eine Apotheke gehe, in der kein Apotheker oder keine Apothekerin mehr ist“, erklärte eine Stammkundin. „Am Ende bin ich hier Patient und nicht Tablettenkäufer“, sagte ein weiterer Stammkunde. Und weiter: „Ich habe schon erlebt, dass mein Apotheker eine Wechselwirkung erkannt hat, die der Arzt nicht bemerkte.“ Der Pharmazeut habe daraufhin Rücksprache mit dem Arzt gehalten: „Ich bin so möglicherweise vor einem Schaden bewahrt worden“, betonte er.

Bessere Rahmenbedingungen

Auch Seyfarth kritisierte Lauterbachs Referentenentwurf scharf. Der Entwurf sei ein Generalangriff auf den gesamten Berufsstand, dessen pharmazeutische Kompetenz und die wohnortnahe Arzneimittelversorgung. Der Minister scheine die Apotheker:innen als letzte Kontrollinstanz zwischen der ärztlichen Verschreibung und dem Patienten abschaffen zu wollen, so Seyfarth.

Um das Apothekensterben zu stoppen, müssten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen angepasst werden. „Wir arbeiten zu derselben Vergütung wie 2004“, betont Seyfarth. Wenigstens die gestiegenen Personalkosten, die Inflation, die steigenden Betriebs- und Versicherungskosten müssten adäquat kompensiert werden. Um Übernahmen und Neugründungen zu ermöglichen, müsse es Planungssicherheit für den Nachwuchs geben.

Die Apotheken in Hessen protestieren diese Woche mit einer zweitägigen Schließung gegen Lauterbachs Pläne. Donnerstag und Freitag soll die Arzneimittelversorgung nur über Notdienste sichergestellt werden. Donnerstagmittag ist eine große Kundgebung in Frankfurt geplant.

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