Inhaber investieren in Botendienst und Plattform APOTHEKE ADHOC, 30.12.2019 09:35 Uhr
Das E-Rezept kommt 2020 und mit seiner Einführung befürchten viele Apotheker eine Stärkung des Versandhandels. Doch kampflos geben sich die Inhaber nicht geschlagen: Sie wollen im kommenden Jahr weiter in die Digitalisierung investieren sowie den Botendienst ausbauen.
Zwar glauben die meisten laut einer aposcope-Umfrage nicht, dass das E-Rezept schon im kommenden Jahr flächendeckend eingeführt sein wird, dennoch erwarten die Apotheker massive Bewegungen auf dem Markt: 78 stimmen der Aussage zu, dass das E-Rezept den Versandhandel massiv stärken wird. Unter den Inhabern sind sogar 87 Prozent dieser Ansicht.
Während früher oft die Einrichtung, die Anschaffung eines Kommissionierers oder das Personal Schwerpunkt bei den Investitionen waren, haben die Inhaber für 2020 einen klaren Fokus: 78 Prozent gaben an, beim Thema Digitalisierung mehr auszugeben. Weitere 43 Prozent im Bereich Warenwirtschaft. Zum Vergleich: In Automatisierung (13 Prozent) und Einrichtung/Mobiliar (15 Prozent) wollen weniger Inhaber investieren, immerhin 35 Prozent in Personal.
Dagegen gibt es einen klaren neuen Trend: Den Standortvorteil gegenüber den Versendern auszuspielen, ist aus Sicht vieler Apotheker die einzige Chance, um auch mit Einführung des E-Rezepts konkurrenzfähig zu bleiben. Mehr als Hälfte (52 Prozent) der Inhaber plant daher, im kommenden Jahr den eigenen Botendienst zu stärken. Der Gesetzgeber hat die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür geschaffen und den Botendienst von der Ausnahme zur Regelleistung erklärt. Ob sich jede Apotheke eine Ausweitung dieses Service überhaupt leisten kann, steht auf einem anderen Blatt. Zu den wirtschaftlichen Aussichten wurden die aposcope-Panleisten ebenfalls befragt.
2020 könnte damit auch den Durchbruch für Apothekenplattformen bringen. 70 Prozent der Inhaber gaben bei der Umfrage an, sich einem Plattformkonzept anzuschließen. Allerdings ist auch jeder Fünfte bislang offenbar bislang nicht überzeugt von der Idee. Auffällig ist, dass die Inhaber dem Thema aufgeschlossener gegenüberstehen als ihre Teams.
Die Einführung des E-Rezepts wird insgesamt als größte berufliche Herausforderung angesehen: 38 Prozent der Befragten und sogar 69 Prozent der Inhaber nannten dies in einer offenen Frage – noch vor der Bewältigung der Lieferengpässe. Im Vergleich zu früheren Jahren fällt auf, dass Probleme wie Umsetzung der Rabattverträge und Retaxationen durch die Krankenkassen in der Wahrnehmung zurücktreten angesichts der großen neuen Herausforderungen. Zu diesen zählt fraglos auch die Angst vor einem gestärkten Versandhandel.
Um die Apotheken vor Ort zu stärken, plant Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ein gleichnamiges Gesetz. Allerdings hängt das Vorhaben derzeit in der parlamentarischen Warteschleife: Die Regierung will erst die Stellungnahme der EU-Kommission zum geplanten Boni-Verbot abwarten. Teil des Gesetzes ist zudem die Honorierung neuer pharmazeutischer Dienstleistungen. Die Teilnehmer der Umfrage haben hieran allerdings ihre Zweifel: Nur 31 Prozent glauben daran, dass es Ende 2020 vergütete pharmazeutische Dienstleistungen geben wird, eine Mehrheit von 56 Prozent ist diesbezüglich pessimistisch.
An der aposcope-Umfrage nahmen am 16. Dezember 2019 insgesamt 315 Inhaber, angestellte Apotheker und PTA teil.