Bremen lernt aus Novartis-Panne APOTHEKE ADHOC, 16.02.2015 11:29 Uhr
Die Kassen in Bremen setzten auch in diesem Jahr wieder auf Rabattverträge über Grippeimpfstoffe: Federführend hat der AOK-Bundesverband Impfstoffe mit und ohne Kanüle für die kommende Saison ausgeschrieben. Diesmal wollen die Kassen – anders als bei der Ausschreibung 2013 – keine Verträge über zwei Jahre abschließen. Sie lassen sich aber die Möglichkeit offen, die Vereinbarung mit dem Hersteller um ein Jahr zu verlängern.
Ein weiterer Unterschied zu der ersten Ausschreibung: 2013 wurden Impfstoffe zur Impfung von Versicherten ab dem vollendeten sechsten Lebensmonat gesucht, aktuell sollen die Vakzine ab dem vollendeten siebten Lebensjahr angewendet werden können. Die Hersteller können ihr Gebot bis Mitte März abgeben, die Verträge sollen im August beginnen und bis mindestens Ende April 2016 laufen.
Das Zuschlagskriterium ist zwar wie üblich der niedrigste Preis, allerdings wollen die Kassen die Lieferkapazität prüfen. Sie behalten sich vor, von den beiden bestplatzierten Bietern je Los Erklärungen oder Verträge mit Unterauftragnehmern anzufordern. Außerdem verabschieden sich die Bremer Kassen von exklusiven Verträgen: Hersteller können zwar sowohl auf Impfstoffe mit als auch auf Vakzine ohne Kanüle bieten, erhalten aber nur einen Zuschlag.
Vor zwei Jahren hatten die Bremer Kassen in ihrer ersten Ausschreibung die Impfstoffe exklusiv an Novartis vergeben. Allerdings konnte der Hersteller 2013 seine Impfstoffe Begripal und Optaflu nicht pünktlich liefern. Novartis machte damals verspätete Lieferungen der Prüfreagenzien durch die WHO-Labore für die Verzögerungen verantwortlich: Dadurch habe man erst verspätet mit der Herstellung der Impfstoffe beginnen können.
Schon ein Jahr zuvor war Novartis eher negativ aufgefallen: Da der Hersteller den vereinbarten Impfstoff Begripal nicht pünktlich liefern konnte, sollte in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern zunächst Optaflu abgegeben werden. Anfang Oktober wurden dann alle Impfstoffe freigegeben.
In der Saison 2014/2015 war Bremen dann das einzige Bundesland, das noch Rabattverträge über Grippeimpfstoffe mit Novartis abgeschlossen hatten. Die meisten anderen Länder setzten auf Abbott und Sanofi Pasteur MSD. Novartis hat seine Grippeimpfstoffe inzwischen für 275 Millionen US-Dollar (rund 216 Millionen Euro) an den australischen Hersteller CSL verkauft.
Exklusive Rabattverträge über Impfstoffe sind seit vergangenem Jahr ohnehin passé: 2014 wurde das Gesetz zur Weiterentwicklung der Finanzstruktur und der Qualität in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-FQWG) beschlossen. Darin ist unter anderem festgelegt, dass Verträge über Impfstoffe mit mindestens zwei Unternehmern innerhalb eines Versorgungsgebietes zu schließen sind. Diese Regelung gilt seit 2015. Exklusive Verträge über Grippeimpfstoffe gibt es in der kommenden Saison nur noch in Baden-Württemberg und Niedersachsen, wo Vereinbarungen mit Abbott fortgelten.