Infektionskrankheiten

RKI-Präsident gegen Masern-Impfpflicht

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Dortmund -

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Professor Dr. Lothar Wieler, hat sich gegen eine dauerhaft geltende Masern-Impfpflicht ausgesprochen. „Es kann Situationen geben, in denen man zeitlich und räumlich beschränkt über so etwas nachdenkt“, sagte Wieler den Dortmunder „Ruhr Nachrichten“. Langfristig sei es sinnvoller, zu freiwilligen Impfungen zu animieren. „Wir müssen die Menschen zum Impfen motivieren und aktiver auf die Bevölkerung zugehen, vor allem auf die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die ja eher selten zum Arzt gehen.“

Vor allem bei jungen Erwachsenen habe Deutschland ungenügende Masern-Impfquoten. „Wir erreichen bei Weitem nicht die Ziele der Weltgesundheitsorganisation WHO“, sagte Wieler. „In Deutschland gab es im letzten Jahr 20 Mal so viele Neuinfektionen, wie bei den Plänen für eine schrittweise Ausrottung der Krankheit vorgesehen.“

Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hatte deutlich gemacht, dass eine Impfpflicht kein Tabu sei. „Wir werden diese Fragen sorgfältig, aber konsequent im Rahmen der jetzt anstehenden parlamentarischen Beratungen zum Präventionsgesetz debattieren und dann entscheiden“, sagte er. Zunächst sei im Gesetz eine verpflichtende Impfberatung vor dem Besuch einer Kindertagesstätte vorgesehen. Auch solle bei jeder Untersuchung der Impfstatus abgefragt werden.

Gröhe erläuterte: „Wer ohne medizinische Notwendigkeit seinem Kind den Impfschutz verweigert, schadet nicht nur diesem Kind, sondern auch Kindern, die zum Beispiel zu klein sind, um geimpft zu werden, oder Kindern, die tatsächlich aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können.“

Rund ein halbes Jahr nach dem Masernausbruch in Berlin ist noch kein Ende absehbar. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden in der Hauptstadt bisher über 1000 Masernfälle gemeldet. 242 davon oder 24 Prozent wurden in einem Krankenhaus behandelt.

Nach Berlin liegt ein zweiter Schwerpunkt in Sachsen. Dort sind bereits über 150 Menschen an Masern erkrankt. In Thüringen wurden mindestens 80 Fälle registriert, besonders in Erfurt, in Bayern 75. In Berlin sind den Behörden zufolge mindestens 330 Kinder zeitweilig von Kitas und Schulen ausgeschlossen worden.

Experten werten den Ausbruch in Berlin als einen der größten in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren. Die Hauptgründe für dessen Stärke und Dauer sehen sie neben Unwissenheit in der Bevölkerung in großen Impflücken bei jüngeren Erwachsenen.

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