Viele offene Fragen

Impfzertifikate: Chaos bei Apothekerverbänden

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Berlin -

Ab Montag sollen Apotheken bundesweit gelbe Impfausweise ins digitale Impfzertifikat übertragen, heute will Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den offiziellen Startschuss geben. Das Verfahren ist im Grundsatz klar, viele wichtige Detailfragen sind aber nach wie vor offen. Für die Apotheken wären ihre Landesverbände nun die ersten Ansprechpartner – aber die können in vielen Fällen nicht weiterhelfen. Hinter vorgehaltener Hand klagen Landesfunktionäre darüber, dass der Deutsche Apothekerverband (DAV) sie und die Apotheken nicht ausreichend informiere.

„Fragen Sie Ihren Apotheker“, titelt die Süddeutsche Zeitung (SZ) Mittwochabend und erklärte damit Millionen Lesern, was zu tun ist. Aber werden die so viele Antworten bekommen? Die meisten Apotheken tappen bei vielen wichtigen Fragen selbst noch im Dunkeln: Sie haben sich bereits gestern mit ihrer Telematik-ID registriert und warten nun auf Rückmeldung, wie es weitergeht und die Ausstellung genau funktioniert.

Das Grundprinzip ist klar: Die Apotheken müssen die Unterlagen der Geimpften auf Plausibilität prüfen und deren Identität bestätigen, danach geben sie die Daten in die Maske des Portals ein, von wo sie an das Robert-Koch-Institut (RKI) übermittelt werden. Das erstellt dann das digitale Impfzertifikat, das die Apotheke ausdrucken und aushändigen kann. Optional können die Geimpften den Code auch gleich vor Ort mit ihrem Smartphone abscannen. Doch das ist natürlich nur die Spitze des Eisbergs.

Wie immer im Gesundheitswesen liegt der Teufel im Detail – aber die Detailfragen sind für die allermeisten komplett ungeklärt. Allein die Identitäts- und Plausibilitätsprüfungen sind alles andere als apothekerliches Kerngeschäft. Welche genauen Vorgaben gibt es da? Worauf ist im Besonderen zu achten? Und bestimmte Konstellationen, auf die man vorbereitet sein sollte, sind überhaupt noch nicht beachtet worden: Wie lässt sich erkennen, ob für die erste Impfung – eventuell in einer anderen Apotheke – bereits ein Zertifikat ausgestellt wurde? Kann ein Impfpass mehrfach übertragen werden, beispielsweise bei Verlust eines Smartphones? Wird eine zweite Übertragung genauso vergütet? Und beim Thema Vergütung: Wie funktioniert die Abrechnung überhaupt und was ist dabei – eventuell schon während der Übertragung – zu beachten?

Hier wären eigentlich die jeweiligen Landesapothekerverbände erster Ansprechpartner der Apotheken – doch die können bisher kaum helfen. Denn beim Thema Impfzertifikate herrscht in vielen Landesverbänden großer Frust, wie mehrere Funktionäre unter der Bedingung der Anonymität berichten. Ihre Klage: Der DAV ist vorgeprescht, hat das Verfahren auf eigene Faust in die Öffentlichkeit getragen, ohne im Hintergrund die Landesverbände oder gar -kammern ausreichend zu informieren.

Und das bringt viele in die Bredouille: Das Thema dominiert zum Ende der Woche die Medien, angesichts von Lockerungen für Geimpfte und dem Start der Reisesaison wird dem digitalen Impfzertifikat große gesellschaftliche Bedeutung beigemessen. Die Folge: Funktionäre von Landesverbänden und -kammern in der ganzen Republik müssen in diesen Tagen lokalen Medien Rede und Antwort dazu stehen, wie Geimpfte ihre digitalen Zertifikate erhalten. „Fragen Sie Ihren Apotheker“, fordert nicht nur die SZ. Verbandsvertreter in den Ländern müssen hoffen, dass diese Fragen nicht allzu detailliert ausfallen, sonst müssen sie passen.

Ein Informationsschreiben der Abda, in dem genauere Angaben zu Ablauf und Vorgaben bei der Übertragung gemacht werden, soll dem Vernehmen nach im Laufe des Freitags an die Apotheken versandt werden. Vorher wird wohl auch in vielen Landesvorständen noch Ungewissheit herrschen.

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