„Bundesregierung liegen keine Daten vor“

Impfungen in Apotheken: BMG tappt im Dunkeln

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Berlin -

Bei der Corona-Pandemie war Eile geboten – auch Apotheken durften ihre Patientinnen und Patienten impfen. Im Januar 2023 wurde dieses Recht auf Grippeimpfungen ausgeweitet. Mit dem von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplanten Apothekenreformgesetz (ApoRG) sollen die Befugnisse der Apotheken noch einmal erweitert werden – auf alle Impfungen mit Totimpfstoffen. Ziel ist es, die Impfbereitschaft in der Bevölkerung zu erhöhen.

„Um die Kompetenz von Apothekerinnen und Apothekern sowohl im Sinne der Patientinnen und Patienten als auch für die angestrebte Steigerung der Impfquoten bestmöglich zu nutzen, sollen mit dem geplanten Apotheken-Reformgesetz die Impfmöglichkeiten in Apotheken erweitert werden“, heißt es in der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Unionsfraktion. Um die Impflücken zu schließen, seien sowohl eine umfassende Aufklärung als auch niedrigschwellige Impfangebote notwendig.

Die CDU/CSU-Fraktion hält die bisher im ApoRG vorgesehenen Erweiterungen für zu eng gefasst. „Das Impfen als einfache und effektive Präventionsmaßnahme zum Gesundheitsschutz wird von der Bundesregierung leider weiterhin vernachlässigt. Dadurch gefährdet sie die Gesundheit der Bevölkerung“, erklärt Dr. Georg Kippels (CDU). Außerdem gebe es weder vom Robert Koch-Institut (RKI) noch vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) aktuelle Daten zu Impfungen, bemängelt die Union und fragt kurzerhand bei der Bundesregierung nach – mit ernüchterndem Ergebnis.

Daten nicht verfügbar

Wie hoch sind die aktuellen Impfquoten für alle von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlenen Standardimpfungen? Dem Bund liegen nur Daten von 2014 bis Anfang 2022 vor. „Aufgrund technischer Umstrukturierungen in der Datenerhebung der KV-Impfsurveillance besteht derzeit nur eine eingeschränkte Datenverfügbarkeit“, heißt es in der Erklärung. Erst „voraussichtlich“ im Dezember werde das RKI aktuelle Daten veröffentlichen, kündigt die Bundesregierung an.

Wie viele Covid- und Grippeimpfungen wurden seit 2021 in Apotheken verabreicht? Auch hier kann der Bund nur Zahlen zu Covid-Impfungen liefern, zu Grippeimpfungen liegen noch gar keine Zahlen vor. Insgesamt wurden 452.211 Impfdosen in Apotheken verabreicht, mit einem Spitzenwert von 309.901 im Jahr 2022, der seither aber wieder zurückgegangen ist.

Um welchen Prozentsatz wurden die Impfraten für Covid- und Influenzaimpfungen durch die Impfung in Apotheken erhöht? Auch hier kann der Bund nur die Gesamtzahl der verabreichten Covid-Impfdosen wiederholen, ohne die eigentliche Frage der Union zu beantworten. Wie viele Apotheken stehen für die Impfung in der kommenden Grippesaison zur Verfügung? „Der Bundesregierung liegen hierzu keine Daten vor.“

Trotz der fehlenden Grundlage ist sich der Bund aber sicher: „Mit einem perspektivischen Ausbau des Angebots von Impfungen, wie es der Entwurf eines Apotheken-Reformgesetzes vorsieht, können die Impfquoten nach Auffassung der Bundesregierung in der erwachsenen Bevölkerung gefördert werden.“

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