Impfstoffe: Kritik wegen „tröpfchenweiser Verteilung“ Carolin Ciulli, 14.09.2022 14:07 Uhr
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) rät den Praxen, zunächst mit den Bestellungen neuer angepasster Covid-19-Impfstoffe abzuwarten. Nach der gerade erfolgten Zulassung für das neue Präparat von Biontech, das an die Virusvariante BA.5 angepasst ist, soll diese Variante ebenfalls zügig in Teillieferungen über die Apotheken ausgeliefert werden können.
Ärzt:innen können bis mit der nächsten Impfstoffbestellung bis Dienstag (20. September, 12 Uhr) bis zu 240 Dosen des neuen BA.4/BA.5-Impfstoffes anfordern. Wichtig ist laut KBV der Zusatz „Orig./BA.4-5“, da die bereits auf dem Markt befindlichen Präparate von Biontech weiterhin angefordert werden können. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) teilte der KBV mit, dass es möglich sei, dass in diesen Tagen Bestellungen erst durch mehrere Teillieferungen vollumfänglich erfüllt werden könnten. „Dies ist unvermeidlich und dafür bitte ich erneut um Ihr Verständnis.“
„Überstürzte Aktionen helfen den Praxen nicht“
Die KBV kritisiert die Impfstoffverteilung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) erneut: „Aus Fehlern sollte man eigentlich lernen. Mit einer tröpfchenweisen Verteilung der Impfstoffe können die Arztpraxen wenig anfangen. Sie brauchen verlässliche Informationen darüber, an welchem Tag sie wie viele Impfstoffe erhalten. Nur dann können sie ihre Patienten rechtzeitig einbestellen und zügig impfen“, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen. „Überstürzte Aktionen helfen den Praxen nicht und gefährden den Erfolg der Impfkampagne“, so KBV-Vizechef Dr. Stephan Hofmeister. Er rät den Ärzt:innen, bei diesem Durcheinander erst einmal abzuwarten und die Impftermine zurückhaltend zu planen.
Nach dem Chaos bei der noch immer nicht abgeschlossenen ersten Auslieferung des an BA.1 angepassten Vakzins forderte die KBV das BMG erneut auf, eine Impfkampagne erst zu starten, wenn sie vernünftig vorbereitet sei. „Einem entsprechenden Vorschlag der KBV war das Ministerium nicht gefolgt.“
Die Europäische Kommission (EU) hatte am Montag auf Empfehlung der Europäischen Arzneimittelagentur den an die aktuell zirkulierenden Virusvarianten BA.4 und BA.5 angepassten Impfstoff Comirnaty zugelassen. Er ist ausschließlich zum Boostern von Personen ab zwölf Jahren bestimmt, die bereits grundimmunisiert sind. Die Zulassung war ursprünglich für Ende September erwartet worden und kam nun deutlich früher.
Deutschland erhält nach Angaben des BMG bis zum 3. Oktober rund 19 Millionen Dosen dieses Impfstoffes. Sobald genaue Lieferpläne vorliegen, werde das BMG umgehend informieren. Wann das Pharmaunternehmen Moderna einen an BA.4 und BA.5 angepassten Impfstoff bereitstellen wird, ist derzeit offen.