Grippeschutzimpfungen in Apotheken

Impfstoff-Engpässe: Bayern stoppt Modellprojekt

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Berlin -

Nordrhein, das Saarland und als nächstes die Oberpfalz: Auch der Bayerische Apothekerverband (BAV) hat ein Modellprojekt für Grippeschutzimpfungen in Apotheken auf die Beine gestellt, dutzende Apotheken stehen schon in den Startlöchern. Doch sie kriegen keinen Impfstoff. Der Verband hat das Modellprojekt deshalb vorerst auf Eis gelegt.

Die Apotheker sollen impfen dürfen – kriegen aber keinen Impfstoff. Nachdem die Versorgungsengpässe bereits das Modellprojekt im Kammerbezirk Nordrhein vor große Schwierigkeiten stellen, haben sich die bayerischen Kollegen nun entschieden, die Erprobung ganz zu verschieben. Eigentlich ist fast alles fertig. Der Aufbau gleicht dem der anderen beiden Modellprojekte: Die teilnehmenden Apotheker müssen eine theoretische und eine praktische Fortbildung absolvieren, die auf dem Curriculum der Bundesapothekerkammer basiert. Die theoretischen Fortbildungen, die aufgrund der aktuellen Pandemielage online abgehalten wurden, sind allesamt absolviert. Die praktische Fortbildung wird zweimal angeboten, einmal im Süden und einmal im Norden der Oberpfalz – die erste wurde bereits durchgeführt, die zweite findet kommende Woche statt.

Um die 30 Apotheken sind schon bereit und könnten loslegen. „Allerdings sollte die übliche Regelversorgung reibungslos laufen. Und das tut sie aktuell nicht bayernweit“, heißt es vom Verband. Denn wie im Rest der Republik stehen auch die Apotheker im Freistaat vor der oft nicht lösbaren Aufgabe, Impfstoff zu besorgen. „Wir kämpfen an allen Ecken und Enden mit der Frage, wo wir noch Impfstoff herbekommen können. Wir hoffen noch auf die Lieferung im November“, so ein Sprecher des BAV. Und selbst wenn die Apotheker Impfstoff bekommen, dann haben die Ärzte Vorfahrt. „Die Energie muss jetzt auf die normalen, bewährten Wege gerichtet werden. Das ist von den Menschen über die Jahre so gelernt.“

Die Versorgungsengpässe haben das Modellprojekt schlicht überschattet. „In den vergangenen beiden Wochen ist das das dominierende Thema, wir erhalten viele Presseanfragen und Anfragen von Kollegen. Von daher stellt sich die Frage momentan gar nicht, den Startschuss zu geben“, so der BAV-Sprecher.

Politisches Versagen will er dabei niemandem vorwerfen: Man müsse sich das politisch intendierte Ziel der Modellprojekte vor Augen halten – und das sei die generelle Erhöhung der Impfquote, „also Menschen zu erreichen, die die bestehenden Angebote bislang nicht wahrgenommen haben. Vor dieser Situation stehen wir aktuell aber nicht.“ Stattdessen sei gerade ein „Vorzieheffekt“ zu beobachten: Nicht zuletzt aufgrund der Aufforderung der Politik an die Bevölkerung, sich besonders in diesem Jahr impfen zu lassen, sei die Nachfrage höher als sonst. „Die Impfstoffe kommen sukzessive wie jedes Jahr, aber die Menschen kommen schon früher. In den vergangenen Jahren waren nach jeder Grippesaison noch Impfstoffe übrig. Dieses Jahr sieht die Situation aber ganz anders aus.“ Ganz abgesagt ist das Projekt nicht, es könne anlaufen, wenn sich die Versorgungslage entspannt – ob und wann das sein wird, kann aber auch der BAV noch nicht wissen.

Dem Verband in Nordrhein geht es da nicht viel besser. Auch dort kann das neue Angebot von Grippeschutzimpfungen in der Apotheke „nicht in vollem Umfang stattfinden“, wie der Apothekerverband Nordrhein (AVNR) vergangene Woche mitteilte. Dabei sei das Angebot bisher von den Versicherten sehr gut angenommen worden. „Täglich melden sich hunderte Versicherte an der Hotline der AOK Rheinland/Hamburg und beim Apothekerverband, um sich über impfende Apotheken zu informieren. Diese äußerst positive Resonanz freut uns sehr“, so Verbandschef Thomas Preis.

Und selbst wenn Apotheken noch an Impfstoff kommen, stellt sich die Frage, wie sie damit umgehen sollen. „Wenn rundherum alle Ärzte nicht mehr impfen können, weil sie kein Impfstoff mehr haben, und ich habe etwas zurückgelegt und fange jetzt an, dann tut das dem Verhältnis vielleicht nicht so gut, selbst wenn es ein entspanntes ist. Das muss man bedenken, finde ich“, wendet Verbandsvize Doris Schönwald ein. Der Verband hat deshalb Konsequenzen gezogen und will das Projekt im Moment nicht mehr aktiv bewerben. „Die Bewerbung der aufgrund des Impfstoffmangels nur in wenigen Apotheken stattfindenden Impfungen überlassen AOK und Verband daher aktuell den teilnehmenden Apotheken vor Ort“, so der Verband. Eine Liste aller teilnehmenden Apotheken werde man erst veröffentlichen, wenn wieder ausreichend Grippeimpfstoff zur Verfügung stehe.

 

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