Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) prüft neue Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Masern. Es würden Änderungen des Infektionsschutzgesetzes in Betracht gezogen, sagte ein Ministeriumssprecher. Zuvor hatte der Spiegel über die Erwägungen berichtet. Schnelle Entscheidungen sind aber nicht zu erwarten.
Künftig könnten nichtgeimpfte Schüler bei einem Ausbruch der Erkrankung in ihrer Schule befristet vom Unterricht ausgeschlossen werden. Bisher gibt es diese Möglichkeit nur für erkrankte Kinder. Außerdem wird erwogen, die Gesundheitsämter zu verpflichten, schon bei der Aufnahme eines Kindes in den Kindergarten den Impfstatus abzufragen. Derzeit geschieht dies zu Schulbeginn. Allerdings könnten beide Maßnahmen erst nach der Bundestagswahl verabschiedet werden.
Der Bundesärztekammer (BÄK) reichen die Vorschläge nicht aus: „Aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht ist eine Impfpflicht das einzig Sinnvolle“, sagte Ärztepräsident Professor Dr. Frank Ulrich Montgomery dem Spiegel. „Bei Masern handelt es sich um eine hochansteckende Erkrankung mit hohem Gefahrenpotenzial für die nichtgeimpfte Bevölkerung. Daher wäre es gut, wenn alle Kinder geimpft wären.“
Der verstärkte Ausbruch von Masern in diesem Jahr hat die Gesundheitspolitiker über Parteigrenzen hinweg alarmiert. „Wenn sich herausstellt, dass sich innerhalb eines Jahres die Impfquote nicht entscheidend verbessert, müssen wir über eine Impfpflicht nachdenken“, sagte Unionsfraktionsvize Johannes Singhammer (CSU) der „Rheinischen Post“.
Der SPD-Gesundheitsexperte Professor Dr. Karl Lauterbach schloss sich der Forderung an. Der Nutzen der Impfung gegen Masern überwiege mögliche Risiken von Nebenwirkungen bei weitem, sagte Lauterbach der Zeitung.
Laut einer Umfrage von DAK-Gesundheit gibt es viel Unterstützung für eine Impfpflicht: 80 Prozent der Befragten sprachen sich für eine solche Regelung aus. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat das feste Ziel, die Masern bald auszurotten. Dabei steht Deutschland noch nicht optimal da. Allein im ersten Halbjahr 2013 wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge mehr als 1070 Fälle gemeldet, der Großteil davon in Bayern (478) und Berlin (400).
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