Vakzine gegen Sars-CoV-2

Impfallianz fordert frühe Verhandlungen über Corona-Impfstoff

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Berlin -

Auf der Suche nach einem Corona-Impfstoff liefern sich Wissenschaftler weltweit einen Rennen gegen die Zeit. Wer soll bei einem Erfolg zuerst versorgt werden? Experten raten zu frühen Vereinbarungen, um ein Hauen und Stechen zu verhindern.

Die internationale Impfallianz Gavi rät Regierungen und Gesundheitsorganisationen zu frühen internationalen Vereinbarungen über die künftige Verteilung einer Immunisierung gegen das Coronavirus. So sollte es Regeln für die Reihenfolge von Impfungen geben, aber auch für eine faire internationale Verteilung, sagte der Gavi-Geschäftsführer und Epidemiologe Seth Berkley in einem Videogespräch mit deutschen Journalisten. Er rechne binnen 12 bis 18 Monaten mit der Verfügbarkeit eines Impfstoffes. Mit Glück und den bereits vereinfachten regulatorischen Auflagen könne es auch schneller gehen.

Gavi wurde vor 20 Jahren beim Weltwirtschaftsforum in Davos aus der Taufe gehoben. Seit ihrer Gründung hat die Impfallianz, die von der Bundesregierung in Berlin zuletzt erneut mit der Zusage von 600 Millionen Euro unterstützt wurde, nach eigenen Angaben über 760 Millionen Kinder geimpft und so mehr als 13 Millionen Leben gerettet. Berkley, der international als ein führender Experte für Impfprogramme gilt, gab einen Überblick über die aktuelle Situation. Von der Weltgesundheitsorganisation würden zum Thema Covid-19 aktuell 76 mögliche Impfstoffe genannt. Von diesen seien fünf bereits in klinischen Studien und 71 in der Phase von Vorstudien. „Die Wissenschaftsgemeinschaft ist nun wirklich angetreten“, sagte er. Allerdings könnten nicht hunderte Impfstoffe in ausgedehnte klinische Tests und eine Produktion einbezogen werden.

Genug Impfstoffe bereitstellen

Berkley nannte mehrere „wichtige Herausforderungen“, für die möglichst internationale Übereinstimmung erzielt werden müsse. „Die erste ist es, genug Impfstoff für jeden bereitzustellen“, sagte er. Dabei müsse es Prioritäten und einen Verteilmechanismus geben. Für ihn stünden Mitarbeiter der Gesundheitsdienste an oberster Stelle. Auch müsse verhindert werden, dass reiche Staaten alles aufkauften. Zudem: Auch mit Blick auf hohe Opferzahlen bei anderen Krankheiten müssten Routineimpfungen weltweit fortgesetzt werden.



Berkley forderte, einen künftigen Impfstoff für einige Zeit zum öffentlichen Gemeingut zu erklären. „Natürlich bin ich nicht der politische Entscheider, aber wir sollten daran denken, einen solchen Impfstoff als weltweites öffentliches Gut zu betrachten.“ Der öffentliche Sektor müsse deswegen auch die Entwicklung, Produktion und Verteilung finanzieren - mindestens für eine bestimmte Zeit. Danach könne der Impfstoff zurück an kommerzielle Produzenten gehen. Er könne dann mit unterschiedlichen Preisen an die Lage in einzelnen Staaten angepasst werden, aber auch mit einer „vernünftigen Gewinnmarge“ versehen sein.

Darreichungsform und Häufigkeit unklar

Ob ein Corona-Impfstoff als Injektion verabreicht oder beispielsweise oral eingenommen werden müsse, sei derzeit unklar. Er selbst tippe auf eine Injektion in einer oder auch zwei Dosen. Man könne aber auch nicht ausschließen, dass ein solcher Impfstoff jährlich verabreicht werden müsse. Berkley wies auch auf die lange bestehenden Warnungen vor den Folgen einer Pandemie hin und sagte, nun erst verstünden viele Menschen die Bedeutung von Impfungen für den weltweiten Gesundheitsschutz.

Unterdessen riefen vor Beginn der Weltimpfwoche, die jährlich in der letzten Aprilwoche läuft, 270 Kinderärzte die Bundesregierung auf, sich stärker für Impfungen weltweit einzusetzen. Konkret forderten sie Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) auf, den deutschen Beitrag für die Impfallianz Gavi von 600 auf 700 Millionen Euro zu erhöhen, wie die Entwicklungsorganisation ONE mitteilte.

 

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