Ausnahmezustand in den Apotheken: Eigentlich sollte heute Morgen mit dem Ausstellen der digitalen Impfzertifikate begonnen werden können. Doch der Server ist hoffnungslos überlastet. Vielerorts ist nach dem Eingeben des Vornamens Schluss.
Es war der Sprung ins kalte Wasser: Erst am Morgen sollte das Portal live gehen, hatte der Deutsche Apothekerverband (DAV) in der vergangenen Woche mitgeteilt. Bis dahin tappten viele Apotheker:innen im Dunkeln, am Freitagnachmittag wurde immerhin eine Anleitung veröffentlicht, wie bei der Eingabe der Daten vorzugehen ist.
Noch vor Ladenöffnung versuchten viele Kolleg:innen ihr Glück, zunächst empfing sie der Fehlercode 503: „Service nicht verfügbar“. Später war das Portal dann am Netz – und wer Glück hatte, konnte ein erstes Zertifikat ausstellen. Aber auch das dauerte lange, eine halbe Stunde musste eine Apothekerin aus Berlin warten bis der Vorgang abgeschlossen war.
8 Uhr kamen dann die ersten Kunden. Warteschlangen wie den FFP2-Masken gab es zwar nicht, aber durchaus nicht wenige Menschen, für die das Abholen des Zertifikats die erste Erledigung der neuen Woche sein sollte. In einer Apotheke aus NRW etwa haben drei von 20 Kund:innen am Morgen nachgefragt. Sie hatte geahnt, was auf sie und ihre Kolleg:innen zurollen würden und eigentlich ein Poster ins Schaufenster hängen wollen, dass es die Zertifikate bei ihr erst ab Dienstag gibt. Doch davon ist sie abgerückt.
„Ich brauche den digitalen Impfpass eigentlich noch nicht“, sagt ein Kunde in der Berliner Apotheke. „Aber ich will ihn sofort haben, denn er ist das wichtigste Dokument derzeit überhaupt.“ Derweil versucht die Apothekerin, aus seinem abgegriffenen gelben Impfpass die Daten zu erfassen. Doch schon nach der Eingabe des Vornamens stürzt der Computer ab. Der Bildschirm wird schwarz, später erscheint der Fehlercode 502. Sie kennt das Szenario längst und fragt den Kunden, ob er später noch einmal wiederkommen kann. Der hat Verständnis für die Situation und verlässt die Apotheke – zwar nicht mit seinem QR-Code, aber immerhin mit einer Abholnummer.
Die Inhaberin versucht gelassen zu bleiben und hofft, dass sich das System im Laufe des Tages stabilisiert. Dass der Start im Hauruck-Verfahren durchgezogen wird und dass Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit seinem Stichtag für zusätzlichen Druck gesorgt hat, ärgert sie aber schon. Denn in der Öffentlichkeit würden nur die 18 Euro gesehen, nicht aber der ganze Aufwand, der dahinter steht. Auch dass der Start ausgerechnet auf einen Montag fällt, findet sie suboptimal: „Nachher kommt ja schon der nächste Impfstoff.“
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