BMG vergisst Apotheker

Imagebroschüre: Apothekerkammern trommeln für Spahn

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Berlin -

Politisch liegen viele Kammern mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und seinem Apothekenstärkungsgesetz über Kreuz. Kammerpräsident Lutz Engelen forderte wegen des allzu entgegenkommenden Kurses der ABDA in diesem Konflikt bereits den Rücktritt von Friedemann Schmidt. Das hindert die Kammern Nordrhein und Westfalen-Lippe aber nicht, die Imagebroschüre „Im Dialog“ des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) kostenlos in die Apotheken zu schleusen.Bei der ersten Ausgabe im Mai gab es auch noch eine peinliche Panne: In einer Übersicht über die wichtigsten Player des Gesundheitswesens fehlten ausgerechnet die Apotheker.

Engelen und Gabriele Regina Overwiening, Kammerpräsidentin von Westfalen-Lippe, setzten sich sogar in einem Schreiben an die NRW-Apotheker persönlich für Imagebroschüre ein: „Mit dem Magazin ‚Im Dialog‘ informiert das Bundesgesundheitsministerium alle Akteure im Gesundheitswesen, aber auch die Kunden und Patienten über wichtige Themen, Ereignisse und Entwicklungen. Im Mittelpunkt stehen dabei stets die Gesundheit und das Gesundheitswesen“, so der Text. Auf verständliche Weise würden neue Gesetzesvorhaben erläutert und praktische Gesundheitstipps vermittelt, die im Gesundheitswesen tätigen Heilberufler und ihre Aufgaben vorgestellt und auf einer Kinderseite auch die Jüngsten nicht vergessen, preisen beide das von einer Marketingagentur erstellte Heft an.

„Wir freuen uns sehr, dass die Apothekerkammern Nordrhein und Westfalen-Lippe in Kooperation mit dem BMG Ihnen ab sofort einige Ausgaben von ‚Im Dialog‘ zu Ihrer persönlichen Information, für Ihr Apotheken-Team und für Ihre Kunden und Patienten bereitstellen können. Sämtliche Kosten für die Verteilung von ‚Im Dialog‘ auf dem Weg über die NRW-Apotheken trägt im Übrigen das Bundesgesundheitsministerium“, erläuterten Overwiening und Engelen mit „freundlichen und kollegialen Grüßen“.

Peinlich nur, dass sich ausgerechnet in der ersten Lieferung von „Im Dialog“ eine Panne eingeschlichen hatte. Auch einer Apothekerin fiel dies auf: „Interessant ist das große Poster ‚Das Gesundheitssystem‘ in der Heftmitte, das die Vernetzung aller Akteure im Gesundheitssystem veranschaulicht, denn hier fehlt die Apotheke gänzlich“, ärgert sie sich. „Umso erstaunlicher ist es, dass sich beide Apothekerkammern freuen, kostenlos zur Verfügung gestellte Werbung für die Arbeit des BMG über das Netzwerk der öffentlichen Apotheken vor Ort verbreiten zu können“, kritisiert sie die Kooperation der Kammern mit dem BMG. Spahns Apothekenstärkungsgesetz sei schließlich darauf angelegt, den öffentlichen Apotheken zu schaden und große Teile eder Arzneimittelversorgung zu den Versendern zu lenken.

Auch den Basisapothekern aus Westfalen-Lippe fiel die Panne auf. Gunnar Müller schrieb an Spahn folgenden Brief: „Sehr geehrter Herr Bundesminister Spahn, gerne verteilen wir über unsere Apotheken die von Ihnen herausgegebene Zeitschrift. Leider vermissen wir in der Übersicht über das Gesundheitssystem (Seite 13/14) eine Erwähnung der Einrichtungen der Apothekerschaft
(ABDA, DAV, Bundesapothekerkammer, Landesapothekerkammern etc.).“ Nach Angaben Müllers entschuldigte sich die im BMG für das Heft veranwortliche Mitarbeiterin und gelobte Besserung. Das soll jetzt in der Septemberausgabe von „Im Dialog“ nachgeholt werden. Laut BMG wird darin eine weitere Übersicht zu finden sein, in der auch die Apotheker als Player im Gesundheitssystem zu finden sein werden.

Zu Jahresbeginn war das BMG an mehrere Apothekerkammern wegen der kostenlosen Verteilung von „im Dialog“ herangetreten. Nordrhein und Westfalen-Lippe sagten zu. Jetzt erhält jede Apotheke der beiden Kammerbezirke 25 Freiexemplare. Verteilt wird das Magazin auch über Ärztekammern in die Praxen.

Wie bei Imagebroschüren üblich, kommt Spahn im Editorial ausführlich zu Wort. In dieser Ausgabe unter anderem zum 70-jährigen Jubiläum des Grundgesetzes. Weitere Themen sind die Digitalisierung, es gibt einen Ratgeber zu Darmkrebs, vorgestellt werden das Berufsbild Rettungssanitäter und die Aufgaben des Patientenbeauftragten. Auf Seite 14 findet sich dann die Übersicht „Das Gesundheitssystem“. Über allem thront das BMG. Darunter finden sich die verschiedenen vom BMG kontrollierten Institute und der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA). Zu finden sind dort auch der GKV-Spitzenverband und die Deutsche Krankenkausgesellschaft (DKG) sowie die Kassenärzte. Allerdings ist die Übersicht längst nicht vollständig. So fehlten neben den Apothekern auch die Bundesärztekammer. Psychotherapeuten, Hebammen und andere Heilberufe werden auch nicht erwähnt.

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