Die Situation der eigenen Apotheke bewerten viele Inhaber besser als die der Branche insgesamt. Trotzdem würde jeder Zweite einem guten Freund von einer Übernahme der eigenen Apotheke abraten. Die Zukunftsangst der Apotheker ist groß, wie eine Umfrage von APOSCOPE aus der Reihe ACAlert im Auftrag von ACA Müller ADAG Pharma zeigt.
Ein Indikator der Unsicherheit oder vielleicht auch der allgemeinen Unzufriedenheit ist folgender Vergleich: Nur etwas mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Teilnehmer würde wieder Pharmazie studieren, wenn sie es heute noch einmal entscheiden dürften. 37 Prozent würden sich vermutlich anders entscheiden, davon sind sich 17 Prozent absolut sicher. Alle Ergebnisse der Umfrage als Charts finden Sie in der Galerie.
Eine weitere fiktive Frage: Was tun, wenn man morgen mit dem Pharmaziestudium fertig wäre? Hier lohnt es sich, zwischen Inhabern und angestellten Apothekern zu differenzieren, die jeweils die Hälfte der Teilnehmer ausmachen. Nur 22 Prozent der Inhaber würde erneut versuchen, eine eigene Apotheke zu öffnen. Etwas mehr (26 Prozent) würde in die Industrie gehen. Jeder Fünfte würde sich in einer Apotheke anstellen lassen und 10 Prozent einen Job im Krankenhaus suchen, weitere 6 Prozent ganz außerhalb der Branche. Von den heute Angestellten würden nur 27 Prozent diesen Weg erneut beschreiten. Etwas beliebter als Industrie (23 Prozent) wäre ein anderer Arbeitsplatz im Gesundheitssystem (24 Prozent). Eine eigene Apotheke käme nur für 5 Prozent infrage – dann lieber Klinik (12 Prozent) oder etwas außerhalb der Branche (7 Prozent).
Die Inhaber sollten bei der Umfrage folgende Aussage bewerten: „Ich würde einem guten Freund empfehlen, meine Apotheke zu übernehmen.“ Fast die Hälfte (48 Prozent) stimmt dem eher nicht oder sogar überhaupt nicht zu. Nur 9 Prozent sind auf der anderen Seite vollkommen überzeugt, weitere 42 Prozent grundsätzlich positiv der Aussage gegenüber.
Dabei sind die Apotheker was ihren Betrieb betrifft ganz zufrieden mit dem zur Neige gehenden Jahr: 69 Prozent sagen, dass das Jahr gut für die eigene Apotheke war. Auffällig ist, dass die Ränder „stimme vollkommen zu“ und „stimme überhaupt nicht zu“ bei den Inhabern deutlich stärker besetzt sind als bei den angestellten Pharmazeuten: 8 Prozent sind total zufrieden, 10 gänzlich enttäuscht. Unter den Angestellten sind dies nur 2 beziehungsweise 0 Prozent.
Wie gewöhnlich fällt die Bewertung der eigenen Situation insgesamt deutlich positiver aus als für die Branche – was auch immer das über die Objektivität sagt. Jedenfalls stimmen nur 28 Prozent der Aussage zu, dass 2018 ein gutes Jahr für die Apotheken insgesamt war. Zwei Drittel sehen die Branche auf einem absteigenden Ast. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hatte schon im Vorfeld des diesjährigen Apothekertags die Stimmungslage der Kollegen so zusammengefasst: „Pessimistisch wird in die Zukunft geblickt.“
Und tatsächlich: Wenn sich die Apotheker etwas zu Weihnachten wünschen dürften, stünde das Rx-Versandverbot (36 Prozent) immer noch ganz oben auf der Liste, gefolgt von einer Honorarerhöhung um einen Euro (26 Prozent). Stichwort Fachkräftemangel: Ein zusätzlicher Approbierter, der alle Dienste übernimmt, wäre für 12,5 Prozent der sehnlichste Wunsch. 8 Prozent wünschen sich ein Jahr lang nur freundliche Kunden, erst danach folgt die Aufhebung der Importquote (7 Prozent). Rabattverträge mit einer flexibilisierten Umsetzung fänden 6 Prozent schön.
Was die Teams in den Apotheken 2018 tatsächlich am meisten belastet, lässt sich in drei Worte fassen: Papierkram, Personalsuche und Versandhandel. 98 Prozent der Teilnehmer stöhnen vor allem unter der Umsetzung gesetzlicher Vorgaben. 79 Prozent empfinden die Konkurrenz zu DocMorris & Co. Als besonders belastend – deutlicher mehr als zum lokalen Wettbewerb (39 Prozent). Regelmäßig aufs Gemüt schlägt auch der chronische Fachkräftemangel: 78 Prozent empfinden dies als belastend, die Angestellten interessanterweise tendenziell mehr als die Inhaber (s. Charts).
Ein großer Brocken steht gleich im neuen Jahr an: Die Umsetzung der Fälschungsrichtlinie. Etwas mehr als die Hälfte der Apotheker fühlen sich zwar insgesamt recht gut informiert, erwarten aber enorme technische und prozessuale Veränderungen (89 Prozent). Und 74 Prozent rechnen damit, dass die Umsetzung den Betriebsablauf wesentlich beeinflussen wird. ACA-Vorstand Saim Erhazar kommentiert die Ergebnisse so: „Wir als Pharmaunternehmen investieren derzeit viel in Prozesse und Technik um die Fälschungsrichtlinie umzusetzen, allerdings ist eine erfolgreiche Umsetzung auch abhängig davon wie die Apotheken den Umstellungsprozess bewältigen und hier existiert eine Lücke zwischen Veränderungsbedarfen und Informationsversorgung.“
An der aktuellen Umfrage von APOSCOPE aus der Reihe ACAlert nahmen am 4. und 5. Dezember 2018 insgesamt 200 Apotheker, darunter 100 Inhaber. Die Befragung wurde vom Importeur ACA Müller ADAG Pharma in Auftrag gegeben.
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