Honorar-Debatte

IfH warnt vor Apothekensterben

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Das Institut für Handelsforschung (IfH) tritt nach den Kürzungsvorschlägen von Professor Dr. Gerd Glaeske und Professor Dr. Karl Lauterbach (SPD) in Sachen Apothekenhonorar mit deutlichen Worten an die Öffentlichkeit: Würden die Forderungen umgesetzt, könne jede zweite Apotheke nicht mehr wirtschaftlich arbeiten; besonders gefährdet seien Apotheken auf dem Land. Den beiden Ökonomen werfen die Marktforscher vor, Versorgungslücken bereitwillig in Kauf zu nehmen.

Laut IfH arbeitet bereits heute jede dritte Apotheke nicht kostendeckend, sondern finanziert die anfallenden Verluste mit Gewinnen aus anderen Bereichen wie Einkünften aus Vermögensanlagen oder Rücklagen. Die IfH-Experten beziehen sich auf ihren jährlich durchgeführten Betriebsvergleich. Demnach schreiben 37 Prozent der insgesamt 400 teilnehmenden Apotheken rote Zahlen - unabhängig von der Lage in Städten oder auf dem Land.

Diese Zahl würde durch die Absenkung des Apothekenhonorars im GKV-Bereich dramatisch steigen: Von 125 untersuchten Durchschnittsapotheken kämen laut IfH 53 Prozent nicht mit einer Vergütung von 4,80 Euro pro zu Lasten der Kassen abgegebenen Packung aus. 35 Prozent der bislang rentablen Landapotheken sowie 30 Prozent der Stadtapotheken wiesen bei der vorgeschlagenen Absenkung ein negatives Betriebsergebnis aus. Auch wenn nicht alle Apotheken zwangsläufig schließen müssten, würde das Apothekenetz enorm ausgedünnt, so das IfH.

IfH-Chef Dr. Andreas Kaapke fand deutliche Worte für die Vorschläge der Ökonomen: „Die ins Spiel gebrachte Erhöhung des Kassenabschlags zur Vermeidung von Zusatzbeiträgen der gesetzlichen Krankenkassen scheint vor dem Hintergrund der einzelbetrieblichen Analyse nahezu populistisch“, so Kaapke. Neben möglichen Kosteneinsparungen müssten auch die Konsequenzen für die Versorgung eindeutig benannt werden: „Hier sind klare Worte und Sachverstand gefragt - keine Milchmädchenrechnungen!“

Glaeske, der wiederholt ein Überangebot im Apothekenbereich moniert hat, sei sich der Versorgungsproblematik vor dem Hintergrund einer rentablen Apothekenführung auf dem Lande augenscheinlich bewusst, so Kaapke mit Verweis auf das letzte Sondergutachten des Sachverständigenrats. In diesem hatte der Ökonom empfohlen, die Landbevölkerung unter anderem durch Versandhandel und Pick-up-Stationen zu versorgen. „Vor dem Hintergrund unserer Auswertungen und dem Kostendruck im Gesundheitswesen mögen dies klare Worte sein. Zugleich bedeuten sie aber die Verabschiedung von der zeitnahen und flächendeckenden Arzneimittelversorgung in Deutschland“, so Kaapke.

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