Fremdbesitzdebatte

IfH: Es gibt kein Apothekenmonopol APOTHEKE ADHOC, 11.01.2010 14:45 Uhr

Berlin - 

Der Apothekenmarkt hat dem Institut für Handelsforschung (IfH) zufolge kein Wettbewerbsproblem. Die Kölner Experten kritisieren in einer aktuellen Einschätzung das Gutachten des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, in dem das Beratergremium der Bundesregierung im November die Zulassung von Apothekenketten empfohlen hatte. Aus Sicht des IfH sind die Aussagen des Rates wenig fundiert.

Von einem Mangel an Wettbewerb unter Apotheken - wie vom Sachverständigenrat behauptet - könne keine Rede sein, schreibt das IfH. Apotheken positionierten sich in der Konkurrenz zu Billiganbietern „eher qualitätsoriertiert als über niedrige Preise. Nämlich als Fachgeschäft für Arzneimittel“, so das IfH. Wenn in kleineren Ortschaften nur eine Apotheke bestehe, könne dies gerade am Wettbewerbsdruck liegen. „Blendet der Sachverständigenrat diese Sachverhalte aus, offenbart er eine eingeschränkte Sicht von Wettbewerb“, so das Institut.

Auch der vom Rat angeführte Vergleich mit dem Telekommunikationsmarkt ist aus Sicht des IfH unangebracht: Vor der Liberalisierung sei dieser Markt monopolistisch gewesen, während die mehr als 21.000 deutschen Apotheken auf einem polypolistischen Markt agierten. Dieser sei per definitionem wettbewerbsintensiver.

Aufgrund der hohen Anforderungen an den Raum- und Personaleinsatz in der Apotheke sind laut IfH auch Einsparungskonzepte aus anderen Branchen nur schwer auf Apotheken zu übertragen: Bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln könnten sich Apotheken wegen des Kontrahierungszwangs nicht auf Schnelldreher beschränken. In anderen Branchen ist das eine klassische Strategie zur Kostensenkung. Auch die Ausweitung des Selbstbedienungsbereichs unterliege in Apotheken rechtlichen Grenzen. Die Umsätze in Apotheken hingen stattdessen maßgeblich von der Verschreiber-, Bevölkerungs- und Wettbewerbssituation ab, so das IfH.

Zudem sehen die Experten die vom Rat versprochenen Effizienzvorteile von Apothekenketten kritisch: Einer Untersuchung des Instituts im Auftrag der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg zufolge sind kaum Einsparungen im System möglich. Das liege vor allem am hohen Anteil der Personalkosten. „Ob als Einzelbetrieb oder Kettenapotheke: Die Apotheke würde ihre Funktion als Fachgeschäft in Frage stellen, wenn sie beim Personal sparen würde“, konstatiert das IfH.

Lediglich bei der Koordination der Belegschaft und beim Gehalt des Filialleiters könnten die Apothekenketten demnach sparen. Bei der Warenbeschaffung biete schließlich nur der OTC-Markt größere Einsparpotentiale - und damit bei lediglich 20 Prozent des Umsatzes in Apotheken.