CDU-Landrat besucht Apotheke

„Kann mir schwer vorstellen, die Apotheke zu übernehmen“

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Wolfen -

Ende Februar besuchte Landrat Andy Grabner (CDU) aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld die Sittig-Apotheke in Wolfen, um sich ein Bild von der wirtschaftlichen Lage der Apotheken zu machen. Grabner, Mitglied im Gesundheitsausschuss im Landkreistag und im deutschen Landkreistag, war auf Einladung der Apothekerkammer (AK-SA) zu dem Gespräch gekommen.

„Wir sind seit 20 Jahren vom Inflationsausgleich ausgeschlossen. Die allgemeinen Kosten laufen uns jedoch davon, ohne dass wir auch nur irgendwie einen Ausgleich für die allgemeinen Lohn- und sonstigen Steigerungen erhalten haben. Das geht keiner anderen Branche so“, erklärt Inhaber Jan Sittig.

Die wirtschaftliche Lage der Apotheken sei mittlerweile so schlecht, dass eine Welle von Schließungen durch das Land rolle. „Ist eine Apotheke geschlossen, dann reißt sie eine erhebliche Lücke in das flächendeckende Versorgungsnetz. Diesen Trend müssen wir stoppen, bevor die Wege für die Patientinnen und Patienten unzumutbar weit werden“, erklärt Dr. Jens-Andreas Münch, Präsident AK-SA. Dem Landrat sowie dem stellvertretenden Geschäftsführer des Landkreistages, Michael Struckmeier, der dem Besuch beiwohnte, seien die Probleme weitgehend bewusst. Er sitzt auch im Verwaltungsrat der AOK.

„Wir müssen jetzt bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen im Bund unbedingt auf die sich zuspitzende Lage der Apotheken hinweisen. Wir brauchen die schnelle und vor allem sichere Versorgung der Menschen in Stadt und Land“, betonte der Landrat.

Keine Zukunftsperspektive

Seit zwei Jahren arbeitet Sittigs Tochter Kira ebenfalls in der Apotheke und ist mit Engagement gestartet. Eine eigene Apotheke komme derzeit aber nicht infrage: „Mit der aktuellen Situation kann ich mir schwer vorstellen, die Apotheken zu übernehmen. Ich möchte in der Zukunft weiterhin oder vielmehr wieder in der Lage sein, ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten. Das wird auf Dauer mit den aktuellen Vergütungsbedingungen nicht möglich sein“, so die Jung-Apothekerin.

Laut Münch sei es daher dringend notwendig, dass die Politik den Ernst der Lage erkenne und in einem Sofortprogramm den Apotheken landes- wie bundesweit hilft.

„Ansonsten ist unser gesamter Berufsstand gefährdet. Und das führt dann unweigerlich zu höheren Kosten im Gesundheitssystem. Vor allem geht das dann zu Lasten der Bevölkerung. Besonders junge Eltern mit Nachwuchs sind betroffen, die die wohnortnahe Apotheke rund um die Uhr brauchen. Aber auch für die älteren Menschen würden sich die Bedingungen verschlechtern“, warnt er.

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