„Wir Apothekerinnen und Apotheker sind dazu bereit und leisten gern unseren Beitrag für eine funktionierende Gesundheitsversorgung von morgen. Man muss nur mit uns reden“, so der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Dr. Hans-Peter Hubmann. Und der Austausch ist wichtig, denn die vorgelegten Reformpläne werden die Apotheken nicht stärken, sondern die Versorgung gefährden. Apotheken brauchen eine Soforthilfe. „Wir brauchen jetzt eine Honorarerhöhung und kein Vertrösten auf eine Verhandlungslösung in 2027.“
Vor knapp einem Jahr hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) seine Eckpunkte einer Apothekenreform lanciert. Dass es diese bislang noch nicht in das Kabinett geschafft haben, ist laut Hubmann den Protesten der Kolleg:innen, ihrer unermüdlichen Aufklärungsarbeit in der Politik auf kommunaler Ebene und dem vehementen Widerspruch von Politiker:innen zu verdanken.
Die Reformpläne, die aus einer Strukturkomponente – der Apotheke ohne Apotheker:in – und einer „fragwürdigen“ Honorarkomponente bestehen, gehen mit einer dramatischen Leistungskürzung für Kund:innen einher. Denn in Apotheken ohne Approbierte können nicht alle Leistungen angeboten werden. Daher sei die wiederholte Aussage Lauterbachs, dass es keine Leistungskürzungen für die Versicherten geben werde, geradezu zynisch. Die Pläne verschärfen die ohnehin schon prekäre Lage und gefährden damit die hochwertige, flächendeckende Arzneimittelversorgung, so Hubmann. Die Pläne im Apothekenreformgesetz ergeben einen toxischen Mix, der die wirtschaftliche Lage der Apotheken noch weiter verschlechtern und die Personalknappheit verschärfen würde.
Lauterbach sehe sich als Retter der Apotheken, gehe aber nicht im Geringsten von seinem Irrweg der Abschaffung des „teuren Apothekers“ ab. Die Zustimmung zum Gesetz versuche der Minister zu erpressen. Es gebe keine Honorarreform ohne Strukturreform. „Dieses Spiel spielen wir nicht mit“, macht Hubmann deutlich.
„Es ist nicht hinzunehmen, dass wir im Jahr 2024 mit einem Honorar des Jahres 2013 arbeiten“, so Hubmann. Genau genommen ist das Honorar auf dem Stand von 2004, wenn man den erhöhten Kassenabschlag berücksichtigt. Außerdem verschärfe das Skonto-Urteil die Lage der Apotheken.
„Das Fixhonorar ist die Basis jedes Apothekenbetriebs“, macht Hubmann deutlich. „Wir brauchen jetzt eine spürbare Erhöhung unseres Honorars und nicht ein Vertrösten auf eine mögliche Verhandlungslösung in zwei Jahren.“ Zudem sei es nicht wahr, dass kein Geld im Gesundheitssystem ist. Das zeige die kürzliche Anhebung des Orientierungswertes für das ärztliche Honorar um 3,85 Prozent sowie die milliardenschwere Krankenhausreform.
„Es ist absolut inakzeptabel, dass nur für die Apotheken keine zusätzlichen Mittel bereitstehen.“ An den Apotheken zu sparen habe nur einen minimal positiven Effekt für die Krankenkassen-Finanzen, dafür aber einen maximal negativen für die Versicherten, deren Versorgung auf dem Spiel stehe.“ Ohne eine ausreichende ökonomische Grundlage gibt es keine gute Versorgung.“
Wenn das Honorar erst 2027 nach Verhandlung mit dem GKV-Spitzenverband erhöht werde, sei es zu spät. „Jeder zusätzliche Monat im Status quo bedeutet, dass weitere Apotheken schließen müssen, weil sie die Kosten nicht mehr stemmen können oder kein Personal finden.“ Es bestehe die Gefahr, dass bis 2027 mehr als 2000 Apotheken für immer geschlossen haben. „Wir brauchen eine sofortige Anhebung und eine verlässliche Dynamisierung!“
Hinzukomme, dass versicherungsfremde Leistungen seit Jahren die Kassen belasten. Die Krankenkassen zahlen seit Jahren anteilig immer mehr für die Krankenkassenbeiträge von Bürgergeldempfänger:innen. Dabei sei im Koalitionsvertrag vorgesehen, dass hierfür eine Lösung gefunden wird. Geschehen ist jedoch nichts. „Dieser Missstand darf nicht länger auf dem Rücken der gesetzlich Versicherten und der Leistungserbringer ausgetragen werden.“ Würde das Problem gelöst, wären Beitragssatzstabilität und Möglichkeiten für eine Honorarerhöhung gegeben.
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