Dringlichkeitsliste

Hubmann kritisiert Lauterbach-Vorschlag

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Berlin -

Die Absage des Großhandelsverbands Phagro kam ebenso schnell wie direkt: Der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgeschlagene Aufbau von Vorräten bereits jetzt fehlender Medikamente etwa über Importe sei gar nicht umzusetzen. Jetzt weist auch der Deutsche Apothekerverband (DAV) die Idee der Dringlichkeitsliste als „realitätsfern“ zurück.

„Die politische Idee, dass der pharmazeutische Großhandel sich für den Winter mit bereits jetzt schon schwer zu beschaffenden Medikamenten zusätzlich bevorraten soll, ist realitätsfern und kann sogar kontraproduktiv wirken“, so der DAV-Vorsitzende Dr. Hans-Peter Hubmann. Die Apotheken erwarteten „jetzt und zu jeder Zeit“ eine bedarfsgerechte Belieferung.

„Wie sollte eine norddeutsche Apotheke einem Elternpaar, das heute für das eigene Kind ein bestimmtes Medikament gegen eine akute Infektion benötigt, erklären, dass selbiges gerade nicht lieferbar ist, weil sich der Großhandel in Süddeutschland für die Erkältungssaison bevorraten will? Derartige politischen Schnellschüsse und auch das kürzlich beschlossene Lieferengpassgesetz werden in den kommenden Monaten zu keiner spürbaren Entspannung der Liefersituation führen.“

Die Apotheken hätten zwar eine gewisse Beinfreiheit, um zumindest die vorrätigen statt der nicht-lieferbaren Arzneimittel abgeben zu können. „Diese Handlungsspielräume sind aber noch nicht ausreichend und müssen erweitert werden. Die Apotheken handeln seit Monaten mit großem persönlichem Engagement, um die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln zu jeder Tages- und Nachtzeit aufrechtzuerhalten.“

Das eigentliche Problem sei Lauterbach bisher leider nicht angegangen: „Die Versorgungssicherheit der Bevölkerung ist nicht zum Nulltarif zu haben, sondern muss letztlich bestellt und bezahlt werden. Dazu gehören weitergehende Abgabeerleichterungen für die Apotheken, eine wirklich adäquate Honorierung des Mehraufwandes der Apotheken für ihr Lieferengpassmanagement, der Schutz vor unberechtigten Retaxationen, aber auch eine Änderung des Billigpreissystems rund um die Rabattverträge.“

Um die Produktion wichtiger Wirkstoffe und Arzneimittel in Europa zu halten oder gar hierher zurückzuholen, müssten die gegenüber Fernost höheren Kosten für Sozialleistungen, Arzneimittelsicherheit und Umweltschutz auch angemessen bezahlt werden. „Das sollte uns die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung in Deutschland wert sein – gerade auch für vulnerable Gruppen wie Kinder oder chronisch kranke Menschen.“

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