Kritik an GKV-Vorschlag

Hubmann: Kassen wollen Versicherte diskriminieren Nadine Tröbitscher, 21.05.2024 11:05 Uhr

Der DAV-Vorsitzende Dr. Hans-Peter Hubmann weist den Vorschlag der Kassen zum Apothekenhonorar zurück. Foto: Abda
Berlin - 

Der GKV-Spitzenverband will das Honorar der Apotheken umverteilen – von den Stadt- zu den Landapotheken. Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands (DAV), Dr. Hans-Peter Hubmann, lehnt diesen Vorstoß ab: „Es ist schon bemerkenswert, dass die Krankenkassen die in den Städten lebenden GKV-Versicherten bewusst benachteiligen wollen.“

„Der Umverteilungsvorschlag des GKV-Spitzenverbandes zeigt, wie wenig den Krankenkassen an einer guten Versorgung ihrer eigenen Versicherten gelegen ist. Dass es den Stadtapotheken besser gehe als den Landapotheken, ist schlichtweg falsch“, so Hubmann. „In Berlin-Lichtenberg gibt es beispielsweise eine Apothekendichte von 14 Apotheken, die 100.000 Menschen versorgen müssen.“

Deutschland liegt mit rund 21 Apotheken je 100.000 Bürger:innen im EU-Vergleich auf weit unter dem Durchschnitt von 32. Und die Lage wird dramatischer, denn das Apothekensterben setzt sich fort. „In den Großstädten Deutschlands sinkt die Apothekenzahl schon seit Jahren – teilweise sogar schneller als im Bundesdurchschnitt. Für die Menschen in den Kiezen bedeutet dies, dass jedes Mal ein Stück wohnortnahe Versorgung wegfällt und somit weitere Wege anfallen.“

Die längst überfällige Honoraranpassung befeuert die Schließungen. „Die Apotheken sind durch den mittlerweile seit elf Jahren andauernden Honorarstillstand in einer wirtschaftlichen Krisensituation.“ Mehr als 10 Prozent der Apotheken arbeiteten defizitär. „Die weitere Absenkung des Apothekenhonorars – ganz egal an welcher Stelle – wäre fatal und würde den Wegfall vieler weiterer Apotheken bedeuten.“

Kassen als Kostentreiber

Kostentreiber seien nicht die Apotheken, sondern die Kassen selbst, so Hubmann. „Die rund 100 Krankenkassen sollten Ihren Versicherten vielmehr davon berichten, wie viel Geld sie pro Jahr in ihre eigenen Verwaltungsausgaben investieren. Mehr als 4 Prozent der GKV-Einnahmen werden inzwischen für unnötige Investitionen wie beispielsweise massive Werbekampagnen der Krankenkassen verwendet.“

Für das Apothekenhonorar geben die Kassen laut Hubmann nur halb so viel aus – nämlich rund 2 Prozent der GKV-Einnahmen. „Daran sieht man, worum es dem GKV-Spitzenverband wirklich geht: nicht um eine qualitativ hochwertige Versorgung der Menschen in Deutschland, sondern um den reinen Sparwahn.“

Die Krankenkassen hatten über Pfingsten eine radikale Umverteilung der Apothekenhonorare ins Spiel gebracht. Während Landapotheken einen „Versorgungsbonus“ erhalten sollen, sollen Apotheken in Städten nur noch einen Sockelbetrag als Fixum erhalten und dadurch Geld abgeben. So soll die Präsenz in den Städten gezielt reduziert werden.

„Wir brauchen keine elf Apotheken fußläufig zum Münchner Marienplatz. Wir müssen aber dafür sorgen, dass Patientinnen und Patienten auch in der Uckermark, in Ostfriesland oder im Hunsrück eine Apotheke in der Nähe finden können“, sagte Stefanie Stoff-Ahnis, Vorständin für den Bereich der Versorgung beim GKV-Spitzenverband, gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Auf welchen Betrag das Fixum reduziert werden soll und nach welchen Kriterien der Versorgungsbonus verteilt wird, verriet Stoff-Ahnis nicht.