Mit seinen Plänen zur Liberalisierung der Apotheken hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für Entsetzen bei der Apothekerschaft gesorgt. Auch die Hoffnung auf die längst überfällige Honorarerhöhung schwindet. Als Zusammenschluss großer Betriebe lehnt der Verband Innovativer Apotheken (via) eine Umverteilung ab. Was Light-Filialen angeht, ist man offener.
Seit Jahren wurde das Apothekenhonorar nicht angehoben. Die Abda fordert eine Anpassung auf 12 Euro, und zwar für alle Apotheken. Das wünschen sich auch die Kolleginnen und Kollegen. Doch Lauterbach sieht in seinen Plänen lediglich eine Umverteilung vor. So sollen finanzielle Anreize in strukturschwachen Regionen geschaffen werden. Was bedeutet das für aktuell umsatzstarke Apotheken?
„Nach allen Brancheninformationen geht via davon aus, dass auch nach zehn Jahren keine Honorarerhöhung, in welcher Form auch immer zu erwarten ist“, sagt via-Vorstandsvorsitzende Dr. Ann-Katrin Gräfe-Bub. Die angelegten Maßnahmen schienen ausschließlich darauf angelegt zu sein, Kosten zu sparen. „Möglicherweise – so aus Insiderkreisen – wird durch eine Hintertür eine ‚Ertragsverbesserung‘ angeboten, zum Beispiel über die Absenkung des erst kürzlich erhöhten Kassenabschlages.“ Der via hält dies zwar für diskutierbare Einzelbausteine, allerdings ersetzen diese die grundlegende Honorarerhöhung nicht.
„Weitere Umverteilungen über den bereits bestehenden Notdienstfonds hinaus werden die leistungsstarken Betriebe an ihre Grenzen bringen, da hier systemimmanent eine andere Kostenstruktur bedient werden muss als in kleineren Betrieben“, mahnt Gräfe-Bub. „Insbesondere wenn dies auf den Umsatz – wie auch die Kammerbeiträge! – angedacht sein sollte, würden ganze Umsatzsortimente (Hochpreiser, Zyto), die in größeren Apotheken derzeit quasi ausgelagert werden, abgestoßen werden müssen.“
Der via hat beschlossen, die Abda zu einer Stellungnahme aufzufordern, dass in diesem Punkt keine Verhandlungsabsicht besteht. Tatsächlich hatte Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening schon mehrfach zu Protokoll gegeben, dass eine Umverteilung keine Lösung sei, da man stabile Betriebe nicht auch noch schwächen wolle.
Lauterbach plant zudem eine Liberalisierung der Apotheken. In strukturschwachen Regionen könnten Filialen ohne Rezeptur, Notdienst und Approbierte vor Ort – sondern über Telepharmazie zugeschaltet – die Versorgung sichern. Die Abda fürchtet eine schlechtere Versorgung der Menschen.
Der via ist da aufgeschlossener und grundsätzlich bereit, „jede Idee, die auf dem Tisch liegt, konstruktiv zu diskutieren“. Sollte durch eine „Apotheke light“ die Versorgungsdichte besser abbildbar sein, werde man sich aufgeschlossen zeigen. In jedem Fall müssten es dann Zweigstellen einer voll funktionstüchtigen Hauptapotheke sind. „Jede Apotheke, die nicht einem Verbund angehört, muss weiterhin das volle Leistungsspektrum abbilden können – nicht zuletzt aufgrund des Kontrahierungszwangs“, so Gräfe-Bub. „Logisch schließt sich hier die Ausweitung der Gesellschaftsformen auf eine Apotheker-GmbH an, für die via sich bereits mehrfach stark gemacht hat.“
Die Mitglieder des Verbands fordern von der Abda in puncto Lockerungen bei den Filialen, Umverteilung und Protest sowie Honorar eine Transparenz und eine eindeutige Absichtserklärung. Dies sei für die Mitglieder eine unabdingbare Grundlage, sich an den Protestaktionen weiter zu beteiligen. „Es erschließt sich von selbst, dass man wissen muss, wofür man protestiert, die Türen zusperrt und die Kosten trägt.“
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