Kommentar

Honorar per Volksentscheid

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Berlin -

Zwei Drittel der Apotheker:innen haben sich bislang entschlossen, am 14. Juni ganz oder zumindest teilweise geschlossen zu bleiben. Sind das zu wenige für einen großen Effekt? Abwarten und Johanniskrauttee trinken, in zwei Wochen kann und wird noch viel passieren. Die Apotheken sollten vor allem den 15. Juni nicht aus dem Blick verlieren, kommentiert Alexander Müller.

Nach Veröffentlichung der Ergebnisse der aktuellen aposcope-Befragung wurden ersten Stimmen laut, den Protesttag rundheraus abzublasen. Die Apotheken würden sich unglaubwürdig machen, wenn sich so viele nicht an der Aktion beteiligten, so das Argument. Das Gegenteil ist richtig: Die Apotheken würden sich lächerlich machen, wenn sie jetzt noch einen Rückzieher machen würden. Die Abda ist dem Ruf der Basis gefolgt und hat den Protest organisiert. Jetzt sind die Apothekenteams am Zug, dem Ruf der Abda folgen, damit die politischen Versäumnisse der vergangenen Jahre ausgebügelt werden.

Und man muss die Zahlen richtig lesen und die Tendenz im Blick behalten: 26 Prozent sind noch unentschlossen. Oft bringt ein Austausch mit den Kolleg:innen Klarheit und Sicherheit. Im Kreis Fulda etwa hat sich ein Apotheker die Mühe gemacht, alle Notdienstkreise abzutelefonieren. Ergebnis: 65 von 65 Apotheken wollen mitmachen.

Gleichzeitig findet der Protesttag immer größere Resonanz in den Lokalzeitungen. Das sensibilisiert die Bevölkerung nicht nur für die Anliegen der Apotheken. Je bekannter der Tag der geschlossenen Apotheke ist, desto beruhigter können die Teams mit Blick auf ihren Versorgungsauftrag sein. Schließlich überleben die Leute auch gesetzliche Feiertage unter der Woche, wenn sie zur nächsten Notdienstapotheke fahren müssen.

7 Prozent haben laut aposcope-Umfrage entschieden, am 14. Juni geöffnet zu bleiben – aus unterschiedlichen Gründen. Das sollte bitte keine Rachegelüste oder Google-Abwertungs-Gewaltfantasien bei den Streikenden auslösen. Die protestierende Mehrheit sollte sich auf sich und ihr Anliegen konzentrieren.

Und vor allem: auf den Tag danach. Eine manische Fokussierung auf die Protestbeteiligung verstellt den Blick auf die Tatsache, dass das Apothekenhonorar nicht per Volksentscheid angehoben wird. Selbst wenn ALLE Apotheken mitmachen würden – die Minister Lauterbach und Habeck sähen sich kaum zum sofortigen Handeln gezwungen. Es geht jetzt um ein starkes Signal, ja. Bevölkerung und Politik muss bewusst werden, wie schmerzhaft ein weiter grassierender Rückgang der Apothekenzahl wäre. Aber dazu müssen nicht alle mitmachen. Prognose: Die allermeisten werden sich irgendwie beteiligen.

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